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Hohe Kosten zwingen Uniper zur Stilllegung eines der größten Gasspeicher Europas. Der Grund sind zu hohe Kosten. Wirkt sich das auf die Versorgungssicherheit in Deutschland aus?
Düsseldorf – Der Energiekonzern Uniper überrascht mit seinen Plänen, den drittgrößten deutschen Gasspeicher in Breitbrunn am Chiemsee in Bayern stilllegen zu wollen. Und das, obwohl der Konzern erst vor wenigen Tagen selbst darauf hinwies, dass volle Gasspeicher „ein Schutzschild für die deutsche Wirtschaft“ seien.
Unipers Kraftwerkspark soll grüner werden, aber nicht mehr so schnell wie bislang geplant. (Archivbild) © Rolf Vennenbernd/dpa„Nach mehreren erfolglosen Vermarktungsversuchen“: Uniper will großen Gasspeicher in Bayern stilllegen
Die Stilllegung für den Erdgasspeicher in Breitbrunn wurde von Uniper mit Wirkung zum 31. März 2027 beantragt. Die Anlage ist laut Unternehmensangaben seit 1998 in Betrieb und zählt mit einem Speichervolumen von rund einer Milliarde Kubikmetern zu den größten Porenspeichern in Europa. „Die Erlöse reichen nicht aus, um die laufenden Kosten für Speicherentgelte, Betrieb und Netze zu decken“, teilte der Energiekonzern der Welt mit.
Das Problem ist, dass die Gasversorger keinen Speicherplatz buchen. „Nach mehreren erfolglosen Vermarktungsversuchen kann das Füllstandsziel von 80 Prozent bis zum 1. November nicht mehr zuverlässig erreicht werden“, teilt Uniper daher mit. Denn das Geschäftsmodell der Gasspeicher ist seit dem russischen Lieferstopp aus dem Gleichgewicht geraten. Früher sorgte der Preisunterschied zwischen günstigem Sommergas und teurerem Wintergas für stabile Gewinne, doch nun ist Gas im Sommer teilweise sogar teurer als im Winter. Folge: Das Einlagern lohnt sich kaum noch. Das könnte dazu führen, dass die Bundesregierung auf Staatskosten einspringen müsste, Gas am Weltmarkt zu beschaffen – und das ist mit erheblichen Kosten verbunden.
Wie sieht die Versorgungslage in Deutschland aktuell aus?
Die Gasspeicher in Deutschland sind aktuell rund drei Viertel gefüllt. Bis zum 1. November sollen sie laut bundesweiter Zielvorgabe jedoch über 80 Prozent gefüllt sein. Das ist notwendig, damit Deutschland ohne Versorgungsengpass durch den Winter kommt, wenn oft über die Hälfte der Wärmeversorgung über Speicher abgedeckt wird. Zwar hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWK) Anfang Juli die seit Juni 2022 geltende Alarmstufe des Notfallplans Gas wieder auf die Frühwarnstufe zurückgesetzt, doch der Wegfall einzelner Speicheranlagen könnte die Versorgungslage künftig erneut unter Druck setzen – und zwar in ganz Europa. Nach den USA, Russland und der Ukraine ist Deutschland der viertgrößte Betreiber unterirdischer Gasspeicher weltweit.
Uniper selbst hat im Rahmen einer aktuellen Studie zusammen mit Frontier Economics vor einer Kostenexplosion gewarnt. „Volle Gasspeicher sind ein Schutzschild für die deutsche Wirtschaft“, titelt das Unternehmen seine Aussendung. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass gut gefüllte Gasspeicher eine wirtschaftliche Rezession verhindern können und die Energiemärkte stabilisieren. „Im Stressszenario senken sie die volkswirtschaftlichen Schäden um rund 25 Mrd. Euro – unzureichend gefüllte Speicher könnten 40 Mrd. Euro kosten“, heißt es. In Hinblick auf die kommende Heizsaison würde ein außergewöhnlich kalter Winter die deutsche Wirtschaft „schwer“ belasten.
Warnung an die Politik: Ohne volle Speicher sei Deutschland verwundbar
„Die Studienergebnisse sollten eine Warnung sein: Ohne volle Speicher ist Deutschland verwundbar. Es geht nicht nur um technische Versorgungssicherheit, sondern um den Kern der deutschen Volkswirtschaft“, so Uniper-CEO Michael Lewis. „Wenn Gaslieferungen ausbleiben oder der Winter unerwartet kalt wird, können volle Speicher Rezessionen mindern, Preise stabilisieren und sind damit ein Schutzschild für die deutsche Wirtschaft.“ Zudem bleiben Gasspeicher während und auch nach der Energiewende unverzichtbar, da sich laut Studie große Teile der Speicherlandschaft auf Wasserstoff umrüsten lassen.
Ohne volle Speicher ist Deutschland verwundbar. Es geht nicht nur um technische Versorgungssicherheit, sondern um den Kern der deutschen Volkswirtschaft
Ein Blick nach Frankreich zeigt, wie der Gasspeicherbestand auch in Deutschland gesichert werden könnte: Dort übernimmt ein Umlagesystem einen Teil des wirtschaftlichen Risikos für die Betreiber. Wenn die Einnahmen nicht ausreichen, um die Kosten zu decken, wird die Differenz über einen Aufschlag auf die Netzentgelte der Verbraucher ausgeglichen, berichtet das Handelsblatt. Auf diesem Weg wird eine „regulierte Rendite“ erzielt, vergleichbar mit Strom- und Gasnetzbetreibern. Zudem sind die Kunden verpflichtet, gebuchte Speicherkapazitäten tatsächlich zu nutzen, wodurch dauerhaft hohe Füllstände gewährleistet werden können.
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