Der rote Teppich ist in dieser Nacht schwarz. Der schwarze Teppich rockt mit – und wird zur Bühne von Kreativität. Der Dresscode lautet „We Will Rock You“. Fantasie ist erwünscht. Das ganze Publikum wird diese vier magischen Worte mitsingen, dabei mitstampfen und zum Teil eines kollektiven Herzschlages werden. „Buddy, you’re a boy, make a big noise.“

„Freddie Mercury hatte ein großes Herz in der Stimme“, sagt Kröger im Palladium-Theater, „er ist eine wahre Ikone des Live-Performings.“ Jeder Künstler könne von ihm lernen – auch er selbst habe von Mercury gelernt, was es bedeute, authentisch auf der Bühne zu stehen.

Fans hatten lange gerätselt: Kommt Brian May nach Stuttgart?

Seit 34 Jahre ist Freddie Mercury tot. Seine Hits leben in Stuttgart erneut mit voller Wucht auf. Einer der besten Freunde des Sängers, selbst eine Legende, ist zur Rückkehr der Queen-Show eigens aus London angereist. Die Fans hatten lange darüber spekuliert, ob Sir Brian May tatsächlich kommen würde.

Auf dem schwarzen Teppich zeigt sich der 78-Jährige am Freitagabend nicht – da wäre es sonst zu tumultartigen Szenen gekommen. Doch der Mann, der die Riffs schrieb, die Millionen Menschen Gänsehaut bescheren, der mit Queen Musikgeschichte schrieb, gelangt durch einen Hintereingang ins Theater, kommt in den Saal ein bisschen später, da es schon dunkel ist und sitzt in Reihe 12 ganz rechts – ein Ritterschlag für das Ensemble.

Von 2008 bis 2010 ist „We Will Rock You“ im SI-Centrum gespielt worden. Die Show kommt nun in neuer Fassung zurück. „Für mich haben Queen musikalische Grenzen überschritten“, lobt TV-Juror und Moderator Andreas Wendt im Palladium-Theater, „sie sind mit ihrem Sound über Jahrzehnte hinweg unverkennbar geblieben.“ Die Show sei mehr als ein Musical, sagt er: „Es ist eine Hommage an die rebellische Kraft der Musik. Schon mehrfach habe er „We Will Rock You“ gesehen und sei stets beeindruckt gewesen, „wie toll es gelingt, die Musik von Queen in eine spannende Geschichte einzubetten, die Mut macht, man selbst zu sein und für Freiheit und Individualität einzustehen“.

Von Giovanni Zarrella bis Katy Karrenbauer – die Vips des roten Teppichs

Daniel Schuhmacher, einst DSDS-Gewinner, sagt, dass jeder Sänger bis heute von Freddies Stimme und seinem Talent inspiriert sei. Er nennt „The Show Must Go On“ seinen Lieblingssong – und man merkt ihm an, dass der Titel auch für ihn persönlich Bedeutung hat.

Sandra Gräfin Bernadotte von der Mainau kombiniert schwarz-weiße Hose mit weißer Bluse, High Heels und auffälliger Kette – elegant und dennoch rockig. Travestiestar Frl. Wommy Wonder, gerade noch mit Fieber im Bett gelegen, erscheint androgyn. Als Dragqueen will sie bei Queen nicht fehlen. DJ Robin („Leyla“) bleibt leger in schwarzen Jeans, beigem Sakko und weißem T-Shirt – understatement mit Stil.

Außerdem gesehen: Stefanie Hertel, OB Frank Nopper mit seiner Frau Gudrun Nopper, Richy Müller, Cassandra Steen, Verena Kerth und Marvin A. Smith. Auch Sportgrößen wie Frank Stäbler und Norbert Schramm mischen sich unter die Musicalfans, ebenso die Schauspielerinnen Karoline Eichhorn, Monika Hirschle und Nadine Menz. Aus der Musicalfamilie dabei: Benét Monteiro, Prince Damien und Riccardo Greco.

Boris Ritter, der Künstlerische Leiter von „We Will Rock You“, mit der Brian-May-Gitarre. Foto: Klaus Schnaidt

Außerdem auf der Vip-Liste: Stefanie Hertel, And.Ypsilon von den Fantastischen Vier, Richy Müller, Cassandra Steen, Verena Kerth und Marvin A. Smith. Auch Sportgrößen wie Timo Hildebrand, Frank Stäbler und Norbert Schramm mischen sich unter die Musicalfans, ebenso die Schauspielerinnen Karoline Eichhorn, Astrid Fünderich und Nadine Menz. Aus der Musicalfamilie dabei: Benét Monteiro, Prince Damien und Riccardo Greco.

Ein besonderer Auftritt gelingt Clublegende und Stadträtin Laura Halding-Hoppenheit, in deren Schwulendisco „Kings Club“ Freddie Mercury einst selbst gefeiert hat – woran sich die gebürtigen Rumänin gern erinnert. Sie trägt eine glitzernde Lederjacke von Harald Glööckler – eine modische Verneigung vor ihrem früheren KC-Gast.

Zwischen Interviews, Selfies und Blitzlichtgewitter werden die Gäste nach ihren Lieblingssongs von Queen gefragt. Schuhmacher nennt „The Show Must Go On“, Gräfin Sandra Bernadot schwärmt von „Under Pressure“, während DJ Robin „Bohemian Rhapsody“ nennt – weil dieser Song gegen alle Erwartungen und trotz der Bedenken von Produzenten ein Welthit geworden ist.

Worum geht es in der Geschichte?

Die Show erzählt keine Queen-Biografie, sondern eine futuristische Rebellion gegen seelenlose Musik: laut, bunt und herrlich schräg. Die Band hatte dem Musical nur unter einer Bedingung zugestimmt: dass die Geschichte nichts Persönliches über sie preisgibt, auch nicht über das Leben des 1991 an Aids gestorbenen Freddie Mercury. Der Kinofilm über ihn wurde später zum Welterfolg und hätte auch das Zeug zu einer großen Musicalgeschichte.

Zwischen „Radio Ga Ga“ und „Bohemian Rhapsody“ liegen bei „We Will Rock You“ mehr als 20 Queen-Hits. Viele Songs klingen wie Hymnen, deren Gänsehautfaktor im Lauf der Jahre eher noch gestiegen ist. Wie bei einem Live-Konzert leuchtet’s und wummert’s auf der Bühne. Das Rockmärchen feierte 2002 Weltpremiere in London und zog seitdem rund um den Globus.

„Die Songs sind unkaputtbar“

Orwell lässt grüßen in der von Ben Elton geschriebenen Geschichte: Individualität ist verboten, Gedanken sind gleichgeschaltet, echte Musik gilt als gefährliches Relikt. Musik ist völlig uniformiert – womöglich von KI geschrieben?

In Stuttgart wird die überarbeitete Version präsentiert, die das Musical „auf ein neues Level“ heben soll. Ein Premierengast erzählt: Als die Show zum ersten Mal nach Deutschland kam, nämlich 2004 nach Köln, „gab es da Textstellen, die heute wegen MeToo nicht mehr gehen würden“. Zwei Jahre blieb das Musical in seiner ersten Spielzeit in Stuttgart. Wie lange es diesmal gespielt wird, ist unklar. „Die Songs sind unkaputtbar“, sagt ein Besucher. Die Show ist mehr Konzert als Theater. „Buddy, you’re a boy, make a big noise.“ Auf den Fildern ist’s nun legendär, schwarz, wild – und vor allem laut!