Cornelia Flick – Kunst zwischen Brot und Rosen

Die Kaiserstraße in Vohwinkel ist ein bekannter und viel genutzter Ort. Hier befindet sich die Endstation der Schwebebahn, in der sie eine Schleife dreht und sich danach wieder auf den Weg nach Oberbarmen macht. Entlang der Schienen tummeln sich Geschäfte, Cafés und auch der „Brot und Rosen“-Seminar- und Veranstaltungsraum, der von Cornelia Flick geführt wird. Hier können nicht nur Gruppen- und Arbeitstreffen abgehalten, sondern auch Kunstausstellungen gezeigt werden. Im Vorraum werden die Bilder von Cornelia Flick ausgestellt und im Raum dahinter befindet sich ihr Atelier. Ihren Malstil beschreibt sie selbst als gegenständlich und abstrakt. „Es kommt immer auf die Stimmung an oder darauf, womit ich mich gerade beschäftige“, erzählt sie. Themen sind dabei Geflüchtete, Krieg und Frieden oder biblische Geschichten. Menschen und ihre Hintergründe inspirieren sie in ihren Werken. Eine ganze Serie widmete sie der Geschichte von Kain und Abel. Die Bilder sind recht dunkel. „Kain war sauer und verschlossen und ermordete dann seinen Bruder. Es ist eine urmenschliche Sache. Nicht jedes Mal geht es ums Morden, aber um die schrecklichen Gefühle, die man gegen andere hat, die man gerne verwirklichen würde“, erklärt sie.

„Brot und Rosen“ von Cornelia Flick – Foto: ws

Besonders aussagekräftig ist das Bild „Brot und Rosen“. Es zeigt eine afrikanische Frau, die mit gesenktem Kopf an einer Mauerruine sitzt; vor ihr steht ein Baum, daneben erheben sich Getreideähren. Auf ihrem Schoß liegt eine rote Rose. Künstlerischen Einfluss auf Cornelia Flick nahm dabei ein afrikanischer Krieg. Doch das ist nicht alles: Inspiriert dazu haben sie auch die Legende von Elisabeth von Thüringen und ihr Rosenwunder. Elisabeth kümmerte sich um die Armen und Kranken in einem nahegelegenen Dorf. Ihr Ehemann hielt nichts von ihrer Wohltätigkeit und verbot ihr diese. Als sie heimlich Brot ins Dorf bringen wollte, hielt er sie auf, um zu sehen, was sich im Korb befand. Sie hob das Tuch vom Korb, und das Brot hatte sich – wie durch ein Wunder – in Rosen verwandelt. Die andere Geschichte dreht sich um die Demonstrationen von Frauen in der Textilindustrie in Amerika im Jahr 1912. In einer Rede sagte Gewerkschafterin Rose Schneiderman damals, dass Frauen nicht nur einen gerechten Lohn (symbolisiert durch das Brot), sondern auch Anerkennung (symbolisiert durch die Rosen) benötigen. Gleichzeitig sind diese Geschichten nicht nur die Namensgeber für das Bild, sondern auch für den Veranstaltungsraum. Cornelia Flick macht seit 2006 bei der WOGA mit – allerdings nicht jedes Jahr. Sie hofft, währenddessen gut mit den Besucher:innen ins Gespräch zu kommen.

Horst Glanz – Zwischen Kriegserinnerung und Naturbeobachtung

Nur ein paar Meter weiter, versteckt hinter dem Vohwinkeler Rathaus neben der Feuerwache, konnte man sich dieses Jahr zum ersten Mal den Kunstnachlass von Horst Glanz (*1929 bis †2019) ansehen. Sein Sohn Ekkehard Glanz hat sich dazu entschieden, das Atelier seines Vaters bei der WOGA zu öffnen, um dessen Werke einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Horst Glanz erlebte den Krieg mit und studierte später Kunsterziehung an der Pädagogischen Hochschule Rheinland/Wuppertal. Danach arbeitete er als Lehrer. Geprägt von Kriegserfahrungen, aktuellen politischen Themen und der Natur spiegeln seine Werke eine düstere, aber eindrucksvolle Auseinandersetzung mit der Welt wider. Vor allem Bäume hatten einen besonderen Stellenwert in seinem Schaffen. Details wie Wurzeln und Äste arbeitete er sorgfältig heraus. Die „Ghost Trees“ in Kalifornien gehören zu seinen Motiven.

Horst Glanz (l.) und sein Werk „Janus“ (r.) – Foto: ws

Aktuelles Weltgeschehen verarbeitete Glanz in den 1980er Jahren beispielsweise in seinen Graphitzeichnungen mit Männern in Atomanzügen, als die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl geschah. Umwelt und Atomkraft waren damals große Themen ihrer Zeit – teilweise Themen, die bis heute aktuell geblieben sind. Eine Graphitzeichnung von 1986 zeigt zwei Teenager, die mit dem Rücken zueinander sitzen und jeweils Kopfhörer tragen. Eine Lücke klafft zwischen ihnen. „An der Kommunikation hat sich nichts geändert, obwohl es damals noch keine Smartphones gab“, erzählt Eduard Glanz. Am Eingang hängt das Bild „Janus“. Es zeigt zwei Gesichter. Die Idee dafür entspringt der römischen Mythologie: Normalerweise schaut der Gott Janus in die Vergangenheit und in die Zukunft. Glanz zeigt hier zwei Gemütszustände und in der Mitte einen Spiegel. Betrachtende können sich dadurch zwischen beiden einordnen. Wie viele andere Aussteller wünscht sich Eduard Glanz, mit Menschen über die Kunst seines Vaters ins Gespräch zu kommen – und vielleicht auch das ein oder andere Werk zu verkaufen. „Vielleicht kommen auch Leute, die ich lange nicht mehr gesehen habe oder die meinen Vater kannten“, erzählt er.

Graphitzeichnung von 1989 im Zuge der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl – Foto: ws
Magdalena Müller – Natur in Bewegung

Nur eine S-Bahn-Haltestelle vom Bahnhof Vohwinkel entfernt, in Haan-Gruiten, hat in diesem Jahr Magdalena Müller zum zweiten Mal bei der WOGA mitgemacht. Eigentlich ist die WOGA nur für Kunstschaffende aus Wuppertal gedacht, aber durch den Erfolg dieses Formats werden mittlerweile auch Ateliers und Galerien aus der Umgebung in die Liste aufgenommen. Magdalena Müller hatte in den vergangenen Jahren bereits in einer Gruppenausstellung in Wuppertal-Dornap ausgestellt. Danach fragte sie beim WOGA-Koordinator Steffen Schneider nach, ob sie auch in Haan-Gruiten teilnehmen dürfe. „Er war da ganz offen“, sagt sie. Mittlerweile sind einige Ateliers aus dem Kreis Mettmann mit dabei.

Magdalena Müller vor zwei ihrer Werken – Foto: ws

In den Werken von Magdalena Müller spielt ebenfalls die Natur eine große Rolle. Sie arbeitet mit Aquarellfarben, aber auch mit Acryl – am liebsten mit der Farbe Payne’s Grey, die einen leichten Blauschimmer hat. Wasserdarstellungen bekommen dadurch eine tiefere Wirkung. Unter den Werken, die sie in diesem Jahr ausstellt, sind unter anderem abstrakte Landschaften, die während ihres Urlaubs in den Dolomiten entstanden sind. „Es kann eine Landschaft sein, muss es aber nicht mehr sein“, beschreibt sie die Abstraktion ihrer Kunst. Bäume gehören zu ihren Lieblingsmotiven. Besonders gefällt ihr dabei die Herausforderung, Farbe und Struktur herauszuarbeiten. Bei der Farbsetzung ist sie spontan – dadurch entwickelt sich eine flächige Arbeit auf dem Untergrund. Baumhöhlen und Äste entstehen wie von selbst, das Konzept entwickelt sich während der Arbeit.

Werke von Magdalena Müller – Foto: ws

An der WOGA findet sie es spannend, die Reaktionen der Besucher:innen zu erleben und Feedback zu erhalten. „Ich weiß dann, was gefällt. Ich male nicht nach ‚gefällt‘ und ‚nicht gefällt‘, aber trotzdem finde ich es wichtig, ein Feedback zu bekommen“, beschreibt sie. Studiert hat sie übrigens Architektur von 1994 bis 1999 an der Bergischen Universität Wuppertal. »ws«