Bauarbeiter auf einer Grossbaustelle in Muenchen

Stand: 17.10.2025 15:23 Uhr

Seit Jahresbeginn ist die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland deutlich gestiegen. Auch Mehrparteienhäuser sind wieder gefragter. Noch ist das Niveau von 2021 aber nicht erreicht.

Im August sind in Deutschland erneut mehr Baugenehmigungen erteilt worden. Die Behörden genehmigten 19.300 Wohnungen und damit 5,7 Prozent oder 1.000 Wohnungen mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden heute mitteilte.

Auch mit Blick auf den Zeitraum von Januar bis August 2025 war die Bilanz demnach positiv – vor allem der „Aufwärtstrend bei Einfamilienhäusern hält an“. In den ersten acht Monaten dieses Jahres wurden den Angaben zufolge 151.200 Wohnungen genehmigt – sowohl in neuen Gebäuden als auch neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden. Das sind 6,5 Prozent mehr als von Januar bis August 2024. Im Neubau ergab sich in diesem Zeitraum ein Plus von 7,6 Prozent.

Starkes Plus bei Einfamilienhäusern

Gerade bei Einfamilienhäusern setzt sich der Aufwärtstrend fort: Hier stieg die Zahl der Baugenehmigungen seit Jahresbeginn um 15,5 Prozent auf 29.300, wie das Statistikamt weiter mitteilte. Doch auch dort, wo Wohnraum für viele Parteien geschaffen wird, gibt es seit Januar ein deutliches Plus: Die Behörden genehmigten 79.100 Neubauwohnungen und damit 4,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Nur bei den Zweifamilienhäusern gab es ein Minus von 5,3 Prozent.

„Der Tiefpunkt der Wohnungsbaukrise liegt nun eindeutig hinter uns und die Bauwirtschaft könnte im kommenden Jahr eine wichtige Konjunkturstütze werden“, so der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. Auf das gesamte Jahr 2025 gerechnet werde die Bauwirtschaft noch einmal ein Minus sehen – im kommenden Jahr dürften Bauinvestitionen und Bauproduktion aber deutlich anziehen.

300.000 neue Wohnungen pro Jahr wären nötig

Der Ökonom Dullien geht indes davon aus, dass die Bautätigkeit für „eine echte Entspannung am Wohnungsmarkt“ absehbar zu schwach bleibe. „Bis zum August 2025 liegt das gesamte Genehmigungsvolumen immer noch um circa 100.000 Wohnungen unter dem Niveau von 2021“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa.

Er verwies darauf, dass der Treiber Einfamilienhausbau „bis Ende 2024 auch um 60 Prozent gegenüber dem Ausgangsniveau 2021 eingebrochen war“. Das Niveau von 2021 aber brauche es bei den Baugenehmigungen, um die in Deutschland benötigten mehr als 300.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen.

Bundesrat billigt „Bau-Turbo“

Die Bundesregierung will mit dem sogenannten „Bau-Turbo“ abhelfen, der heute den Bundesrat passierte. Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) sagte bei der Debatte, es vergehe oft zu viel Zeit, bevor überhaupt gebaut werden könne. Der Bau-Turbo solle einen „Weg von Beschleunigung und Bürokratieabbau“ gehen.

Zentrales Element des neuen Gesetzes ist eine auf fünf Jahre befristete Sonderregelung im Baugesetzbuch, die es Kommunen ermöglicht, zusätzliche Wohnungen bereits nach einer dreimonatigen Prüfung durch die Gemeinde zuzulassen. 

Auf die Aufstellung eines aufwendigen Bebauungsplans, der mitunter mehrere Jahre dauert, könnte dann verzichtet werden. In begründeten Fällen soll zudem ein Abweichen von Lärmschutzvorgaben zulässig sein; auch in zweiter Reihe oder etwa auf Supermarktgebäuden soll gebaut werden dürfen.

„Kommunen müssen das Angebot nutzen“

Der Bau-Turbo „ist und bleibt wichtig“, sagte ZDB-Hauptgeschäftsführer Pakleppa. „Nun müssen die Kommunen das Angebot auch nutzen.“ Es brauche zugleich noch „weitere Signale“ für Bauwillige. Auch der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, verwies darauf, dass die Kommunen nun im Rahmen des Bau-Turbos gefragt seien, „beherzt aktiv zu werden, um den Wohnungsbau zu beschleunigen“.

Er begrüßte auch verbesserte Zinskonditionen bei zwei Förderprogrammen der staatlichen Förderbank KfW. Allerdings brächten diese nicht die Wende auf dem Wohnungsmarkt. Dafür brauche es „deutlich mehr Fördervolumen sowie mutige Einschnitte bei hemmenden und baukostentreibenden Normen und Vorgaben“, so Müller.