Das Licht ist grell, die Halle still. Maesra steht im Scheinwerferlicht, die Hände fest am Mikroständer. Weißes Top, dunkle Baggy-Hose, weiße Sneaker – schlicht, konzentriert, bereit. Die weite Hose maskiert, was sie in diesem Moment am liebsten verbergen möchte: zitternde Knie. „Ich war so nervös, dass ich kaum atmen konnte“, erinnert sie sich. „Deshalb hab ich den Mikroständer behalten – ohne ihn hätte ich das Zittern gar nicht verbergen können.“ Dann setzt die Musik ein, und mit ihr eine Sicherheit, die man Maesra in diesem Moment zwar nicht ansieht, aber hört. Ihr Rap ist klar, rhythmisch, präzise. Sekunden später drehen sich drei Coaches um. Die Schwerinerin entscheidet sich für Shirin David.
Maesras erste Schritte im Deutschrap
Hinter dem Künstlernamen Maesra steht die 18-jährige Mayah M. aus Schwerin. Der Auftritt bei „The Voice“ ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Weges, der früh begann – mit Trommeln im Wohnzimmer, Musikunterricht und viel Disziplin. „Mein Vater kommt aus Tunesien, wir haben schon im Kindergarten zusammen getrommelt“, erzählt sie. Durch das gemeinsame Musizieren lernte sie früh, Rhythmus zu fühlen, Töne zu halten und auf den eigenen Körper zu hören. Später besucht sie das Musikgymnasium, spielt Saxophon, übt Atemtechnik und Timing.

Maesra auf der Bühne von „The Voice of Germany“: Mit Meros „Statement“ überzeugte sie gleich drei Coaches und entschied sich für Shirin David. (Foto: Joyn/André Kowalski;)
„Diese Grundlagen helfen mir bis heute beim Rappen“, sagt sie. Mit zwölf entdeckt sie Deutschrap für sich. Als der Rapper Mero, bekannt für seinen melodischen Stil und seine eingängigen Flows, 2019 den Song „Baller los“ veröffentlicht, rappt sie die Zeilen mit – erst im Freundeskreis, dann vor der Handykamera. „Ich hab das meiner Mutter gezeigt, und sie meinte sofort: Das musst du weitermachen.“ Maesra schreibt eigene Texte, sucht Beats im Internet, nimmt Songs zu Hause auf – mit einfachen Mitteln, aber großem Ehrgeiz. „Ich hatte nur eine kostenlose Software und hab einfach ausprobiert“, sagt sie.
Gegenwind auf Social Media
Bekannt wird Maesra schließlich auf TikTok, wo sie Freestyles und Covers veröffentlicht. Heute folgen ihr dort rund 68.000 Menschen. Doch der Weg dorthin war alles andere als leicht. „Ein größerer TikToker hat sich über mich lustig gemacht – danach wurde ich wochenlang beleidigt“, erzählt sie. „Ich bin zwei Wochen nicht in die Schule gegangen.“

Maesra mit ihrer Mutter Dorina L. (rechts), die ihre größte Stütze ist und sie zu allen Auftritten begleitet, um ihre Tochter auf dem Weg durch die Musik und bei „The Voice of Germany“ zu unterstützen. (Foto: Viktoria Kravtschenko)
Ihre Familie hält in der schweren Zeit zu ihr. „Meine Mutter hat gesagt: Du ziehst das jetzt durch. Zeig ihnen, dass du dich nicht unterkriegen lässt.“ Maesra bleibt, macht weiter, postet neue Videos – und plötzlich geht alles schnell. Ihre Clips verbreiten sich viral, vor allem in der Türkei, wo Mero große Erfolge feiert. „Irgendwann waren 70 Prozent meiner Follower aus der Türkei“, sagt sie. „Aber ich wollte auch in Deutschland zeigen, was ich kann.“
Der Weg zu „The Voice of Germany“
Nach einer ersten Bewerbung im Vorjahr erhält sie 2025 die Einladung zum sogenannten „Last Chance Day“ in Berlin. Dort steht sie mit über hundert Bewerbern auf der Bühne, singt, rappt, wartet – Runde für Runde. „Als sie mir sagten, ich bin weiter, war das ein unbeschreibliches Gefühl“, erinnert sie sich. Mit der Zusage für die Blind Auditions beginnt der entscheidende Teil. Zum ersten Mal steht die Schwerinerin auf einer großen Bühne, umgeben von Publikum und Kameras. „Ich hatte noch nie vor Leuten gerappt“, sagt sie. „Aber ich wollte zeigen, dass ich das kann.“
In den kommenden Wochen folgen für Maesra die Battles, dann die Knockouts und schließlich die Liveshows, in denen das Publikum mitentscheidet. Von Shirin David, ihrer Coachin, habe sie dabei viel gelernt. „Sie kennt das Rap-Business genau, hat mir gezeigt, worauf ich beim Flow achten muss und wie ich mich auf der Bühne bewege.“
Parallel bleibt Maesra ihrer Ausbildung treu. Sie arbeitet bei der Sparkasse, die sie für Dreharbeiten freistellt und auf ihren Social-Media-Kanälen unterstützt. „Ich möchte beides – die Musik und die Arbeit. Ich mag das Bodenständige genauso wie die Bühne“, sagt sie.
Wie es bei „The Voice“ weitergeht
Nach den Ausstrahlungen der Blind Auditions geht „The Voice of Germany“ nun mit weiteren Kandidaten in die nächste Runde. In Folge 7, die am 16. Oktober 2025 um 20.15 Uhr auf ProSieben und auf Joyn läuft, stehen zunächst weitere Blind Auditions auf dem Programm. Danach beginnen die Battles, die Knockouts und schließlich die Liveshows, in denen Maesra erneut auf der Bühne stehen wird – diesmal mit mehr Erfahrung, weniger Zittern und derselben Entschlossenheit wie am ersten Tag.