Der inzwischen über 90-jährige Unternehmer und Sammler hatte immer wieder große Teile seiner rund 1.000 Exponate umfassenden Sammlung in Museen ausstellen lassen und unerwartet zurückgezogen. Das Landeskunstmuseum Sachsen-Anhalt, die Moritzburg in Halle, ließ für rund 900 dauergeliehene Gemälde, Grafiken und Skulpturen von Gerlinger sogar einen 18 Millionen Euro teuren Erweiterungsbau schaffen. 2016 zog der Sammler jedoch seine Werke im Streit wieder ab.
Hochzeitsportrait von Schmidt-Rottluff
Eine zentrale Position in der Chemnitzer Ausstellung hat das ein mal ein Meter große Gemälde „Du und ich“ aus dem Jahr 1919, das Schmidt-Rottluff als Hochzeitsgeschenk für seine Frau Emmy malte. In leuchtenden Farben hat der Künstler sich und seine Frau portraitiert. Farblich wie formal ließe es sich auch als eine intensive Selbstbefragung des Paares lesen, so Thurmes.
Sie verweist auf die Verschränkung der Hände, in die man eine Herzform hineininterpretieren könne: „Bei ihm sind die Augen als Striche angelegt, das Blau vom Fenster spiegelt sich im Auge von Emmy Frisch, sie hat ein Auge offen, eins geschlossen, das wird ja bei Schmidt-Rottluff oft so interpretiert, das das offene Auge in die Außenwelt und das geschlossenen ins Innere schaut.“
Verschattete Landschaften zur NS-Zeit
Zu sehen ist auch eines der Lieglingswerke des Sammlers Gerlinger, ebenfalls von Schmidt-Rottluff: „Landschaft im Mondlicht“ von 1938. Es zeigt ein Haus in einer Landschaft. Durch die langgezogenen Schatten entsteht eine eher düstere Stimmung. Das Bild stammt aus einer Zeit, in der es für den Künstler zunehmend schwierig wurde, zu arbeiten. 1941 wurde er schließlich durch die Nazis mit Malverbot belegt.