Bei Gladbach-Trainer Eugen Polanski war die Enttäuschung groß nach dem Auftritt seiner Mannschaft bei Union Berlin. „Ein sehr ernüchternder Abend für uns. Wir haben uns extrem viel genommen, noch mal mehr als in den ersten drei Bundesliga-Spielen unter meiner Regie“, sagte der Neununddreißigjährige nach dem 1:3 (1:2) im Stadion An der Alten Försterei.

„Wir verlieren das Spiel in den ersten 15 Minuten“, ärgerte sich der ehemalige Profi. Dabei habe sein Team gewusst, was auf es zukomme. Die Entstehung von Standardsituationen habe man etwa vermeiden wollen. Am Ende fielen zwei Union-Treffer mehr oder weniger direkt nach Standards. „Wenn ich die Entstehung der Ecke sehe, die zum 1:0 führt, ist das das Gegenteil von dem, was wir machen wollten“, sagte der bisherige Interimstrainer.

„Das ist einfach nicht genug. Wie die Tore dann fallen – das ist viel zu leicht“, urteilte der verärgerte Rocco Reitz, der das Team als Kapitän aufs Feld geführt hatte. „Ich hoffe, es ist jedem bewusst, welche Fehler er heute gemacht hat. Wir werden das aufarbeiten, aber das darf einfach nicht passieren.“ Der neue Sportchef Rouven Schröder erklärte: „Das sind natürlich Dinge, die richtig, richtig wehtun. Und trotzdem ist es klar, dass wir den Kopf oben halten müssen.“

„Grundsätzlich ist die Überzeugung da“

Die Elf vom Niederrhein rutschte vorerst auf den letzten Tabellenplatz ab. Saisonübergreifend haben die „Fohlen“ in der Liga seit 14 Spielen nicht gewonnen, das gab es in der bisherigen Vereinsgeschichte noch nie. Schröder sprach Polanski nach der Niederlage dennoch ein weiteres Mal das Vertrauen aus: „Grundsätzlich ist die Überzeugung da“, sagte Schröder im Interview mit der ARD-Sportschau.

Soll erstmal weitermachen: Trainer Eugen PolanskiSoll erstmal weitermachen: Trainer Eugen PolanskiEPA

In der kommenden Trainingswoche wolle Schröder weitere Eindrücke sammeln: „Man kriegt da noch ein besseres Grundgefühl. Wie wird das Training umgesetzt? Wie gehen die Spieler darauf ein? Ein ganz normaler Prozess im Fußball. Das ist kein Abprüfen Tag für Tag. Es gibt ein grundsätzliches Gefühl. Wir sind trotzdem positiv. Wir haben auch heute gute Dinge gesehen. Wir sind nicht blauäugig. Aber Eugen ist unser Trainer.“

Schröder hatte das Amt als Nachfolger des zurückgetretenen Roland Virkus unter der Woche angetreten. Bei seiner Vorstellung am Donnerstag hatte er bereits Polanski den Rücken gestärkt. Derzeit ist noch offen, ob der etatmäßige U-23-Trainer, der von vier Bundesliga-Spielen mit seinem Team noch keines gewinnen konnte, zur Dauerlösung wird. Polanski hatte infolge der Trennung von Gerardo Seoane nach dem dritten Spieltag übernommen.

Soll die Weichen für die Zukunft stellen: Sportdirektor Rouven SchröderSoll die Weichen für die Zukunft stellen: Sportdirektor Rouven Schröderdpa

Schröder betonte jedoch auch, wie wichtig es sei, schnellstmöglich Resultate zu erzielen. Gladbach ist nach sieben Spielen weiterhin ohne Erfolg. „Es ist vollkommen klar, dass auch wir Ergebnisse brauchen. Am nächsten Wochenende ist es sehr ambitioniert: FC Bayern München. Und trotzdem geht es bei 0:0 los. Ganz platt“, sagte er.

Der Trainer gab sich ebenfalls kämpferisch, von einem Kampf gegen den Abstieg wollte er noch nicht sprechen. Er sei überzeugt, dass sein Team am kommenden Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) gegen Bayern München besser bestehen werde. „Anscheinend müssen wir noch mehr Feuer reinbringen vor dem Spiel. Vielleicht sind sie zu leise als Charaktere“, sagte Polanski. „Dann sehe ich es als meine und unsere Aufgabe, noch ein bisschen klarer zu definieren, wie wir ins Spiel reingehen müssen.“