Nach einem mit Spannung erwarteten Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj drängt Trump auf eine Waffenruhe im Krieg gegen Russland. Beide Seiten sollten „das Töten beenden und einen DEAL machen!“, schrieb Trump auf der Plattform Truth Social und sagte weiter: „Sie sollten an ihren jetzigen Positionen haltmachen.“

Merz: Ukraine braucht einen Friedensplan

Selenskyj signalisierte nach dem Gespräch in Washington Zustimmung. „Präsident Trump hat recht. (…) Es ist wichtig, jetzt innezuhalten und dann zu reden.“ Präsident Selenskyj informierte seine europäischen Partner noch am Abend über seinen Besuch im Weißen Haus. Es habe sich um ein „konstruktives Treffen“ gehandelt, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius nach einem Telefonat Selenskyjs mit europäischen Staats- und Regierungschefs mit, darunter Bundeskanzler Friedrich Merz.

Endet jetzt auch der Krieg in der Ukraine?

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Der CDU-Politiker und die europäischen Partner begrüßten demnach die „enge transatlantische Zusammenarbeit und unterstrichen, wie dringlich die Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine seien.“ Kanzler Merz sagte nach dem Telefonat: „Jetzt braucht die Ukraine einen Friedensplan.“ An dem Telefonat hatten den Angaben zufolge auch der NATO-Generalsekretär Mark Rutte sowie die Spitzen der EU-Institutionen teilgenommen.

Kein Durchbruch bei Tomahawks

Selenskyjs Hoffnung auf eine Zusage für die Lieferung von weitreichenden US-Marschflugkörpern des Typs Tomahawk zerschlug sich indes, denn Trump will der Ukraine vorerst keine Tomahawks liefern. Die Ukraine werde diese Waffen „hoffentlich“ gar nicht brauchen, sagte der US-Präsident. „Hoffentlich werden wir den Krieg beenden können, ohne an Tomahawks zu denken“, sagte Trump. Der US-Präsident zeigte sich erneut zuversichtlich, Kreml-Chef Wladimir Putin zu einer Beendigung des Krieges bewegen zu können.     

An einem großen Tisch im Weißen Haus in Washington sitzen sich US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gegenüber, umringt von zahlreichen anderen PersonenAmerikanisch-ukrainische Konsultationen im Weißen Haus in WashingtonBild: Tom Brenner/AFP/Getty Images

„Ich glaube, dass Präsident Putin den Krieg beenden will“, sagte Trump bei seinem dritten Treffen mit Selenskyj in Washington seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus. Selenskyj widersprach dem US-Präsidenten und sagte, Putin sei „nicht bereit“ für Frieden.

Wochenlange Bemühungen um Tomahawk-Marschflugkörper     

Die ukrainische Regierung hatte sich seit Wochen bei der US-Regierung um Tomahawk-Marschflugkörper bemüht und die erhoffte Lieferung als das wichtigste Thema des Treffens von Trump und Selenskyj bezeichnet. Die Tomahawks haben eine Reichweite von bis zu 1600 Kilometern und würden der Ukraine damit Angriffe tief in russischem Gebiet ermöglichen.     

Bei dem Treffen im Weißen Haus bot Selenskyj Trump nun ein Tauschgeschäft an: Die USA hätten Tomahawks und andere „sehr starke“ Marschflugkörper und Raketen und könnten von der Ukraine im Gegenzug „tausende Drohnen“ bekommen. Nach Angaben aus ukrainischen Delegationskreisen zeigte Selenskyj Trump zudem eine Karte mit möglichen Zielen für Angriffe in Russland, auf der etwa Standorte der russischen Rüstungsindustrie verzeichnet waren.

Selenskyj: Thema nicht vom Tisch    

Trump aber wiegelte ab: Die Ukraine trotz der Warnungen Putins mit Tomahwks zu beliefern, könne zu einer „großen Eskalation“ führen. „Es könnte dazu führen, dass eine Menge Schlimmes passiert“, sagte Trump.

Trump war beim Thema Tomahawks schon länger hin- und hergerissen. Er zeigte sich bereit, über die Waffen zu reden, hatte aber zugleich mehrfach betont, die USA brauchten die Tomahawks auch selbst. Trump erwähnte in seinem ersten Post auf Truth Social nach dem Gespräch mit Selenskyj die Tomahawks mit keinem Wort.

Selenskyj verwies bei einer Pressekonferenz nach dem Treffen auf eine Bitte der US-Seite, das Thema nicht weiter öffentlich zu diskutieren. „Die USA wollen keine Eskalation“, begründete der Ukrainer diese Bitte. Dennoch sei das Thema zumindest für ihn nicht vom Tisch. „Wir müssen daran noch mehr arbeiten“, betonte er.

pg/pgr (dpa, afp, rtr)