Die neue GOP-Show "Impulse" bringt einen unaufhaltsamen Rausch der Gefühle. (Foto: AKA Gey)Die neue GOP-Show „Impulse“ bringt einen unaufhaltsamen Rausch der Gefühle. (Foto: AKA Gey)

Wenn im GOP Varieté Münster die gigantische Drum Wall zu beben beginnt, spürt man, dass hier etwas Neues geschieht. „Impulse“ ist nicht nur der Titel der Show – es ist ein Versprechen. Eine unsichtbare Kraft, die von der ersten Sekunde an durch den Raum zieht und das Publikum erfasst. Zum ersten Mal überhaupt erleben Zuschauerinnen und Zuschauer diese Welturaufführung: Hier stehen Künstlerinnen und Künstler aus neun Nationen auf der Bühne – von Deutschland bis Vietnam – die noch nie zuvor gemeinsam gearbeitet haben.

Und genau das spürt man: den frischen, ungebändigten Impuls einer Premiere, bei der alles möglich scheint. „Das ist Varieté 2.0 – der Blick in die Zukunft“, sagt Hamid Reghat, Direktor des GOP Varieté-Theaters Münster, und man versteht sofort, was gemeint ist. Diese Show ist anders, frecher, moderner. „Impulse“ hat seinen Namen verdient. „Der Impuls geht durch und durch“, verspricht Reghat, und das beschreibt die Show besser als jede Analyse. Es ist der „Puls des Daseins“, eine unsichtbare Kraft, die den Raum in Schwingung versetzt. Die Show lebt vom Rhythmus, vom Beat, vom Takt – und manchmal scheint sogar die Luft im Saal zu vibrieren.

Die Bühne selbst wird zum Instrument: Eine Wand voller Trommeln ragt senkrecht in den Raum, an der die Artisten nicht nur klettern, sondern quasi „beim Bouldern“ die Drums spielen. Requisiten, die es so noch nie gegeben hat, verwandeln die Bühne in ein Labor des modernen Varietés. Schon Dagewesenes – etwa Akrobatik, Cyr Wheel oder Pole Dance – bekommen in einer neuen Form in der Tat einen ganz neuen Impuls. Strapaten, die für die Darbietenden quer durch den ganzen Saal gespannt werden, ein Wheel mit einer Stange mehr oder ein Pole mit besonderen Extras – so hat man Varieté noch nie zuvor gesehen!

Dazu Körper, die sich ständig im Beat verlieren – hier verschmelzen Klang, Bewegung und Akrobatik zu einem vibrierenden Gesamtkunstwerk. Kraftvolle Augenblicke und ruhige Momente wechseln sich ab – und genau das ist der Zauber von „Impulse“. Diese Show ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein Sprung nach vorn. Sie ist das, was Varieté heute sein kann: pulsierend, überraschend, mutig.

Jongleur Domenyk La Terra hebt die Gesetze der Schwerkraft scheinbar auf. (Foto: AKA Gey)Jongleur Domenyk La Terra hebt die Gesetze der Schwerkraft scheinbar auf. (Foto: AKA Gey)

Im Zentrum steht der Drummer Romain Vicente, der als Taktgeber des Abends die Energie entfesselt, die sich durch jede Szene zieht. Der gebürtige Franzose steht auf internationalen Bühnen und versteht sich nicht nur als Schlagzeuger, sondern als Gestalter von Momenten, in denen Klang, Körper und Publikum eins werden. Sein Schlagwerk ist der Herzschlag dieser Inszenierung. Ihm gegenüber steht der charmante Pedro Sax, der mit Saxofon und verschmitztem Humor eine Spur Leichtigkeit in den Abend bringt. Der Musiker und Komödiant verbindet klassische Ausbildung mit feinem Gespür für Timing und erzählt mit jeder Bewegung kleine Geschichten – ein Poet der Bewegung, kein Clown im klassischen Sinn, sondern ein Geschichtenerzähler, der mit jeder Geste lächeln lässt.

Akrobatik trifft in „Impulse“ auf Emotion: Der Strapaten-Künstler Marco Motta tanzt in der Luft, als würde er die Schwerkraft nur noch aus Gewohnheit dulden. Der in Frankreich lebende Brasilianer wurde beim renommierten Festival Mondial du Cirque de Demain ausgezeichnet und zeigt an den Strapaten eine Darbietung, die rohe Kraft mit leiser Poesie verbindet. Domenyk La Terra jongliert mit einer Präzision, die fast meditativ wirkt. Der australisch-italienische Künstler gilt als moderner Jongleur, der technische Perfektion mit künstlerischem Ausdruck verbindet. Seine Bälle scheinen zu denken, so präzise und rhythmisch folgen sie seinem Takt.

Das Duo Ubuntu berührt mit einer fast vergessenen Kunst: dem Hairhanging. (Foto: AKA Gey)Das Duo Ubuntu berührt mit einer fast vergessenen Kunst: dem Hairhanging. (Foto: AKA Gey)

Alexandra Tikhonovich beeindruckt mit Hula-Hoop-Reifen und expressiver Körperkunst. Aufgewachsen in einer Zirkusfamilie, beherrscht sie die Kunst der Kontorsion ebenso wie das Spiel mit den Reifen. Ihre Darbietung wirkt roh und elegant zugleich – ein Wechselspiel aus Kraft, Präzision und Emotion. Kanae Mito verbindet in ihrer Pole-Performance fernöstliche Eleganz mit modernem Ausdruck – ein ästhetischer Dialog zwischen Kraft und Zartheit. In Japan geboren und in Berlin zuhause, formt sie an der Stange skulpturale Bilder von Körperbeherrschung und Hingabe. Mit Quoc Huy Bui wird das Cyr Wheel zum poetischen Kreis des Lebens – fließend, technisch brillant und voller Überraschungen. Der vietnamesische Artist erweitert sein Rad um einen zusätzlichen Bogen und erschafft damit völlig neue Bewegungserlebnisse. Wenn er dazu Didgeridoo und Beatbox einsetzt, entsteht ein Klangbild, das Rhythmus und Atem verbindet.

Handstand-Artistin Talya Micheletty ist schon vor dem Papst aufgetreten. (Foto: Jennifer von Glahn)Handstand-Artistin Talya Micheletty ist schon vor dem Papst aufgetreten. (Foto: Jennifer von Glahn)

Spannung pur bringt Talya Micheletty, deren Handstand-Act mit einem eigens entwickelten Requisit spielt, das neue Bewegungsräume eröffnet. Die französische Artistin stammt aus einer traditionsreichen Zirkusfamilie und gehört zu einer Generation, die klassische Disziplinen mit zeitgenössischer Formensprache verbindet. Und dann das Duo Ubuntu: Ihr Hairhanging lässt das Publikum zwischen Faszination und Furcht den Atem anhalten, bevor sie gemeinsam im Aerial Cube Anmut und Dynamik zu einer fast magischen Einheit verweben. Die beiden Künstlerinnen Daniela und Aissitou aus Spanien beleben damit eine fast vergessene Disziplin auf eindrucksvolle Weise neu.

Dario & Ester zeigen tänzerische Funkenflug. (Foto: AKA Gey)Dario & Ester zeigen tänzerische Funkenflug. (Foto: AKA Gey)

Abgerundet wird das Ensemble von Dario & Ester, die mit akrobatischen Hebefiguren, tänzerischem Funkensprühen und urbaner Energie ein Feuerwerk aus Bewegung entfachen. Das Duo vereint klassisches Ballett, Contemporary und Streetdance zu einer intensiven, mitreißenden Choreografie. „Impulse“ ist anders. Frech. Kraftvoll. Eine Show, die zeigt, dass Varieté nicht stehen bleibt, sondern pulsiert – im Rhythmus der Zeit. Am Ende steht Begeisterung: Menschen rufen wieder „Bravo!“ – Standing Ovations inklusive. Und wenn euer Herz am Ende nicht vor Freude hüpft – selber schuld!

„Impulse“ wird bis 11. Januar 2026 im GOP Varieté-Theater Münster gespielt. Tickets gibt es ab 49 Euro.