Nach dem Mittagessen überfällt Sie bleierne Müdigkeit? Was viele als normal abtun, könnte ein Warnsignal sein – besonders wenn die Erschöpfung regelmäßig auftritt.
Viele Menschen kennen das Gefühl der Erschöpfung nach einer Mahlzeit. Doch während ein leichtes Energietief normal sein kann, sollte anhaltende Müdigkeit nach dem Essen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Ernährungswissenschaftlerin Fiona Hanter weist darauf hin, dass bei regelmäßig auftretender starker Erschöpfung ein Arztbesuch ratsam ist.
„Das Phänomen ist zwar verbreitet, aber wissenschaftlich noch nicht vollständig entschlüsselt“, erklärt Hanter. „Eine plausible Erklärung liegt in der natürlichen Körperreaktion während der Verdauung. Wenn wir essen, wird vermehrt Blut in den Magen-Darm-Trakt geleitet. Diese vorübergehende Umverteilung des Blutflusses – weg vom Gehirn – kann zu einem Gefühl von Müdigkeit und Trägheit führen.“
Mögliche Ursachen
Obwohl diese Reaktion meist harmlos ist, kann übermäßige Erschöpfung nach Mahlzeiten auf ernstere Gesundheitsprobleme hindeuten. Hanter nennt mehrere mögliche Ursachen: „Diabetes oder Prädiabetes können durch Blutzuckerschwankungen nach dem Essen zu Müdigkeit führen. Auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder -allergien, Eisenmangel oder Vitamin-B12-Mangel mit daraus resultierender Anämie sowie hormonelle Störungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion können den Energiehaushalt und Stoffwechsel beeinträchtigen.“
Eine aktuelle Studie aus Österreich bestätigt die Relevanz dieser Symptomatik: Etwa 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung leiden wiederholt unter intensiver Müdigkeit nach dem Essen, wobei bei einem Teil der Betroffenen tatsächlich Störungen des Blutzuckerstoffwechsels wie Prädiabetes nachgewiesen wurden. Diabetes-Expert:innen der Österreichischen Diabetes Gesellschaft empfehlen daher besonders bei häufigem Leistungseinbruch nach Mahlzeiten eine Abklärung des Nüchtern- und postprandialen Blutzuckers, da unerkanntes Diabetes mellitus in Österreich weiterhin als häufige Ursache für unerklärte Tagesmüdigkeit gilt.
Problematische Lebensmittel
Bestimmte Lebensmittel können laut der Expertin die Müdigkeit verstärken. Besonders Mahlzeiten mit hohem Zucker- oder raffinierten Kohlenhydratgehalt wie Weißbrot, Reis, Nudeln sowie Süßigkeiten sind problematisch. Aber auch eiweißreiche Nahrungsmittel, die den Botenstoff Tryptophan enthalten – darunter Truthahn, Huhn, Eier, Käse, Fisch sowie verschiedene Nüsse und Samen – können zur Schläfrigkeit beitragen.
Wer regelmäßig nach dem Essen mit Erschöpfungszuständen kämpft, sollte das Gespräch mit dem Hausarzt oder einer Ernährungsberatung suchen.
Diese können nicht nur mögliche Grunderkrankungen abklären, sondern auch individuell angepasste Ernährungsempfehlungen geben.
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