Laura Loomer macht Jagd auf alle, die sie für nicht loyal genug gegenüber US-Präsident Trump hält. Dabei hat sie keine offizielle Rolle in dessen Administration – und galt vor Kurzem noch als verrückte Randfigur.
Sie nennt sie ihre „Skalpe“: ehemalige Mitglieder der US-Regierung, die ihren Job deswegen verloren, weil Laura Loomer das wollte. Ihre Arbeit funktioniert so: Loomer gräbt sich durch die Vergangenheit von Regierungsbeschäftigten. Wenn sie auf etwas „Verdächtiges“ stößt, informiert sie deren Vorgesetzte. Und wenn die einen „Verdächtigen“ daraufhin nicht entlassen, ruft sie bei Präsident Donald Trump an.
Gefeuert werden, so sagte sie es kürzlich in einem Podcast, müsse jeder, dessen unbedingte Loyalität zum Präsidenten in Frage stehe. Das gelte zum Beispiel für diejenigen, die auch schon in der Regierung von Präsident Joe Biden gearbeitet hätten. Diese Menschen dienten wahrscheinlich nicht den Interessen der USA oder der Agenda Trumps, so Loomer.
Entscheidende Rolle bei Rauswurf von Mike Waltz
Man schätzt, dass Loomer bis jetzt 25 „Skalpe“ hat – mindestens. Einige Beobachter rechnen mit einer wesentlich höheren Dunkelziffer.
Eine entscheidende Rolle spielte Loomer zum Beispiel beim Rauswurf des damaligen Nationalen Sicherheitsberaters Mike Waltz im Frühling. Bei ihren Recherchen war sie auf ein Video aus dem Jahr 2016 gestoßen. Darin übt Waltz deutliche Kritik an Trump. Ein weiterer bekannter „Skalp“ war der von General Timothy D. Haugh, Chef des Cyber-Kommandos der Armee und Direktor der NSA, des größten Auslandsgeheimdienstes der USA.
Alle verloren ihre Jobs, weil Loomer sie für illoyal hielt: nicht gegenüber der Verfassung, sondern gegenüber dem Präsidenten. Was sie macht, nennt sie „to loomer somebody“, jemanden zu „loomern“.
Trump als Ideologie
Loomers einzige Ideologie heiße „Trump“, sagt David Gilbert, der für das Magazin Wired Online-Extremismus beobachtet. Sie werde von einem einzigen Prinzip geleitet:
Dass Donald Trump der größte Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten ist. Sie liebt ihn bedingungslos. Deshalb sagt sie alles, von dem sie glaubt, dass Trump es gefallen wird und dass Trump es hören will.
Öffentliche Kritik am Präsidenten unterläuft Loomer praktisch nie. Wenn ihr etwas nicht passt, richtet sie ihren Zorn stattdessen gegen Regierungsmitglieder.
Ein erster Haarriss?
So erst kürzlich, nachdem Verteidigungsminister Pete Hegseth bekanntgegeben hatte, dass Katar künftig einen Luftwaffenstützpunkt in Idaho nutzen werde, um seine Kampfpiloten zu trainieren.
In mehreren Online-Botschaften ging Loomer Hegseth deswegen frontal an. Das Pentagon befördere die „Islamisierung“ der USA. Katar werde jetzt „Dschihadisten“ auf dem Stützpunkt haben, die dann Amerikaner „abschlachteten“. Schließlich stelle Loomer die rhetorische Frage, ob auf der Militärbasis künftig der muslimische Gebetsruf zu hören sein werde.
Ihre Schlussfolgerung: Bei der Zwischenwahl im kommenden Jahr werde sie vielleicht nicht wieder für republikanische Kandidaten stimmen. Ein Bruch mit Trump war das längst noch nicht, aber ein erster Haarriss in ihrer bedingungslosen Treue zu dessen Administration.
„Extremistischer Troll“ als „Freundin“ Trumps
Die 32-Jährige nennt sich Investigativjournalistin und kommt aus Florida. Zweimal versuchte sie, in den Kongress gewählt zu werden. Vor wenigen Jahren noch, bevor sie den Sprung auf die nationale Bühne schaffte, galt sie als durchgeknallte Randfigur, als jemand, die tief in den Fiebersümpfen ultra-rechter Online-Fanatiker lebte und wie diese versuchte, mit besonders absurden Verschwörungserzählungen Klicks zu bekommen und so Geld zu verdienen.
Jetzt geht sie im Weißen Haus ein und aus und darf den Präsidenten an Bord von Air Force One begleiten. Trump möge sie, sagt Loomer, sie habe „eine Freundschaft“ mit ihm. Der Präsident hat öffentlich über sie unter anderem gesagt, sie sei eine Patriotin und eine „sehr nette Person“.
Das Magazin The Atlantic nannte sie kürzlich einen „extremistischen Troll“ und eine „Provokateurin“; Laura Loomer sei der „McCarthy der Trump-Ära“. In den 1950er-Jahren veranstaltete der republikanische Senator Joseph McCarthy aus Wisconsin eine beispiellose Hexenjagd auf Kommunisten, echte wie angebliche, und auf die, denen er „un-amerikanische Aktivitäten“ vorwarf. Seine Anschuldigungen ruinierten Leben, selbst wenn die Vorwürfe jeder Grundlage entbehrten und McCarthys Opfer gegen kein Gesetz verstoßen hatten.
Zeichen für die Veränderung der Republikaner
Viele Online-Plattformen sperrten Loomer schon vor Jahren wegen ihrer Hassbotschaften. Selbst die Fahrdienstleister Uber und Lyft sperrten sie, denn Loomer hatte erklärt, sie wolle nicht von Muslimen gefahren werden. Auf X darf sie hingegen wieder aktiv sein, seit Tech-Milliardär Elon Musk das Unternehmen kaufte.
Die Weltsicht von Loomer und die der Republikanischen Partei ähnelten sich mittlerweile, sagt der Wired-Journalist Gilbert. Nicht, weil Loomer sich verändert habe, sondern die Partei.
„Es ist mir unergründlich, dass jemand, der auf X widerliche, extremistische, hasserfüllte Tiraden, Verschwörungserzählungen und grundlose Anschuldigungen verbreitet, einer der Menschen ist, die den meisten Einfluss darauf haben, wer im Weißen Haus arbeitet und welche Politik Trump macht“, sagt Gilbert.
Dabei hat Loomer keinen offiziellen Job in der Regierung – und noch nicht einmal eine Pressekarte des Weißen Hauses.