Bielefeld (NRW) – Die Siedlung ist fast so alt wie die jetzige Zeitrechnung, Wissenschaftler begannen gerade erst mit der Freilegung lange verborgener Gebäudereste und der Ausgrabung unzähliger Alltagsgegenstände unserer germanischen Vorfahren. Doch nun schlugen Plünderer rücksichtslos zu, bedienten sich an den alten Schätzen.

Laut Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) findet eine große archäologische Ausgrabung in Bielefeld statt. Im Stadtteil Sieker wurde demnach eine neue Grundschule gebaut, als es zur Entdeckung mehrerer fast 1900 Jahre alter Hausgrundrisse kam.

Bereits in den 1980er Jahren waren in der Nachbarschaft antike Siedlungsspuren und ein zugehöriges Gräberfeld erforscht worden. Der LWL: „Es handelt sich um die bisher größte einheimische (germanische) Siedlungsfundstelle der römischen Kaiserzeit in Westfalen.“

Plünderer gruben Metalle aus

Die Bewohner besaßen unter anderem qualitativ hochwertige römische Objekte aus Metall – und darauf hatten es die Plünderer offenbar abgesehen: Am Montag stellte die Grabungsleiterin mehrere teilweise wieder gefüllte Löcher unter den Abdeckplanen fest: Diebstahl! Geklaut wurden wohl nicht nur Metalle, sondern auch Teile von mindestens einem Keramikgefäß.

Sebastian Düvel und Grabungsleiterin Dr. Eva Manz vor einem gut 50 cm tiefen Raubgrabungsloch, in dem nur noch wenige Scherben zurückgeblieben sind

Sebastian Düvel und Grabungsleiterin Dr. Eva Manz vor einem gut 50 cm tiefen Raubgrabungsloch, in dem nur noch wenige Scherben zurückgeblieben sind

Foto: Christoph Storz/Archäologie am Hellweg eG

Prof. Dr. Michael M. Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen: „Das ist gerade bei dieser besonderen Siedlung ein großer Verlust für die Wissenschaft.“ Es seien ein Bodendenkmal vor einer Dokumentierung zerstört und Objekte aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen worden.

Ausgrabungsstätte soll besser gesichert werden

Und das geschah nicht zum ersten Mal in Bielefeld-Sieker (Nordrhein-Westfalen): Bereits im August waren Spuren einer illegalen Begehung mit einer Metallsonde auf den Flächen der damaligen Ausgrabungsfläche beobachtet worden.

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Jetzt planen LWL und Stadt zusätzliche Sicherungsmaßnahmen für die Ausgrabungsstelle. „Wir hoffen, dass auf diese Weise weitere Verluste nicht nur für die Bielefelder Stadtgeschichte, sondern auch für die Geschichte Westfalens verhindert werden können“, sagt Baudezernentin Claudia Koch.

Außerdem sollen Anwohner, die abends oder nachts verdächtige Beobachtungen machen, umgehend die Polizei verständigen.