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Jedes Jahr geistert die Warnung vor einem „Jahrhundertwinter“ durch die Medien. Doch wie realistisch ist so ein Extremwinter überhaupt? Eine Wetter-Kolumne von Dominik Jung.

Frankfurt – Kaum sinken im Oktober die Temperaturen, häufen sich Schlagzeilen wie „Kälteschock droht“ oder „Winter des Jahrhunderts steht bevor“. Der Begriff „Jahrhundertwinter“ zieht Aufmerksamkeit – er verspricht Dramatik, Nostalgie und ein Stück Wettergeschichte. In Wirklichkeit gibt es dafür jedoch keine meteorologische Definition.

Schneemassen liegen in den Straßen der bayerischen Landeshauptstadt.Er ist wieder in aller Munde: ein möglicher Jahrhundertwinter in Deutschland. Was ist dran an diesen Schlagzeilen? © Peter Kneffel/dpa

Gemeint ist meist ein Winter, der außergewöhnlich kalt, schneereich oder lang anhaltend ist – wie etwa 1962/63 oder 1978/79. Beide gelten bis heute als Synonyme für extremes Winterwetter in Deutschland. Der Begriff lebt auch deshalb weiter, weil viele Menschen solche Winter als Kind erlebt haben und die Erinnerung an meterhohen Schnee und zugefrorene Seen emotional aufgeladen ist. Medien greifen dieses Gefühl jedes Jahr gern auf – und befeuern es mit vagen Langfristprognosen oder fragwürdigen Bauernregeln.

Was wirklich über den Winter 2025/26 bekannt ist

Aus meteorologischer Sicht gibt es derzeit keine seriösen Anzeichen für einen sogenannten Jahrhundertwinter 2025/26. Saisonprognosen deuten zwar auf mögliche Kälteepisoden hin – vor allem, wenn sich ein kräftiger Polarwirbel abschwächt oder eine bestimmte ENSO-Phase (El Niño oder La Niña) auf die Zirkulation einwirkt. Doch langfristige Vorhersagen über Monate hinweg sind mit großen Unsicherheiten behaftet.

Was sicher ist: Auch in einem insgesamt milderen Klima kann es extreme Kälteperioden geben. Der Klimawandel verschiebt Mittelwerte, aber er schließt Wetterextreme nicht aus. Selbst ein Winter mit Schnee bis in tiefe Lagen und längerem Frost ist also nicht ausgeschlossen – er wird nur statistisch seltener.

Tornados, Wüstenstürme, Zyklone: Wetterphänomene, die Sie kennen solltenPolarlichter, auch als Aurora Borealis (Nordlicht) oder Aurora Australis (Südlicht) im Bundesstaat New York.Fotostrecke ansehenKann es den Winter von 1978/79 noch einmal geben?

Wir haben schon früher darüber gesprochen, ob ein Winter wie 1978/79 – mit Schneeverwehungen, meterhohen Schneemassen und tagelangem Stillstand – heute noch möglich wäre. Die Antwort lautet: Ja, theoretisch schon, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer geworden. Damals trafen eine nordöstliche Kaltluftströmung, ein blockierendes Hoch und feuchte atlantische Luftmassen aufeinander – eine seltene, aber nicht unmögliche Kombination.

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Auch künftig kann ein ähnliches Muster auftreten, doch durch den Klimawandel ist die Grundtemperatur der Atmosphäre höher. Das bedeutet: Schnee fällt seltener und schmilzt schneller. Ein „Jahrhundertwinter“ ist also nicht ausgeschlossen, aber er bleibt eine Ausnahmeerscheinung – statistisch, physikalisch und meteorologisch. Was jedes Jahr bleibt, ist die Faszination für das Extreme: Der Winter als Symbol für Naturgewalt, Erinnerung und Sehnsucht nach dem „echten“ Wetter vergangener Zeiten.