„Es ist jetzt die letzte Chance, korrigierend einzugreifen“, erklärte Christoph Ozasek in der vergangenen Sitzung des Technikausschusses des Gemeinderats. Entsprechend hat seine Fraktionsgemeinschaft PULS (Die Stadtisten/Die Partei/Klimaliste) einen Antrag gestellt, die Stadt solle in Gesprächen mit der Deutschen Bahn prüfen, ob die Zahl der Parkplätze noch einmal deutlich reduziert werden kann.

Such- und Bringverkehr befürchtet

Bislang sieht der Planfeststellungsbeschluss für den neuen Hauptbahnhof neben Taxistellflächen auch fünf öffentliche Kurzzeitparkplätze an einer Spindel, einem Kreisverkehr, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhofsturm und dem Südportal der unteridischen S21-Gleise vor. Die Zufahrt erfolgt vom Gebhard-Müller-Platz über die Schillerstraße. Weitere 100 Stellplätze sollen auf der Nordseite des Bonatzbaus am Europaviertel entstehen. „Die Berechnungen des Stellplatzbedarfs sind Jahrzehnte alt und entsprechen nicht mehr der heutigen Wirklichkeit“, sieht Ozasek deutlichen Handlungsbedarf. Vor allem die Parkflächen sind dem ökosozialen Lager ein Dorn im Auge. „Wir wollen die Schillerstraße verkehrsberuhigen und den Arnulf-Klett-Platz autofrei machen. Da sind die Stellplätze auf der Südseite kontraproduktiv“, befürchtet Ozasek ausufernden Such- und Bringverkehr.

Hintergrund sind die Pläne der Stadt nach Inbetriebnahme des neuen Bahnhofs den Arnulf-Klett-Platz komplett umzugestalten. Dieser soll im Rahmen des Konzepts „Lebenswerte Innenstadt“ zu einem verkehrsberuhigten Platz werden, auf dem nur noch Fuß- und Radverkehr, Busse, Taxen und der örtliche Lieferverkehr zugelassen sind. Voraussetzung dafür ist die geplante Verlegung des City-Rings. Die neue Hauptachse soll anstatt wie bisher über die Schillerstraße und den Arnulf-Klett-Platz bereits am Neckartor von der Cannstatter Straße (B 14) in die Wolframstraße zur Heilbronner Straße umgeleitet werden.

Keine Änderung am Planfeststellungsbeschluss für S21 möglich

Auf Kritik stieß der Antrag erwartungsgemäß beim bürgerlichen Lager. Bei einem internationalen Bahnhof, welcher Stuttgart in Zukunft sein soll, „kommen die Fahrgäste auch mit dem Auto“, sieht Carl-Christian Vetter (CDU) durchaus den Bedarf an Stellplätzen gegeben. Sollten die Parkmöglichkeiten an der Südseite entfallen, müssten Besucher, die von der Seite des Wagenburgtunnels kommen, komplett um den Bahnhof herumfahren. „Das ist einfach weltfremd“, ergänzte Cornelius Hummel (FDP).

Grüner Bürgermeister muss Parkplätze bauen

Fakt ist derzeit, „dass die Parkplätze zunächst gebaut werden“, verwies Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) auf den gültigen Planfeststellungsbeschluss und die Verträge zwischen Stadt und Bahn. Ein Eingriff könne zudem nur erfolgen, wenn man ausgereifte Alternativvorschläge präsentieren könne, doch „die haben wir derzeit nicht“. Dennoch erhielt die Verwaltung mit der Mehrheit des ökosozialen Lagers den klaren Auftrag, im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs für die Umgestaltung des Arnulf-Klett-Platzes und der Verlegung des City-Rings, Gespräche mit der Bahn aufzunehmen, um die Zahl der Stellplätze rund um den Bahnhof eventuell reduzieren zu können.