Es war ein weiteres Kapitel im Arbeitskampf der Nürnberger H&M-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen ihren Arbeitgeber: Am Samstag haben sich Angestellte vor der Filiale in der Karolinenstraße 45 versammelt, um ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, was sie vom Verhalten des schwedischen Modekonzerns halten.

Flashmob vor bedrohter H&M-Filiale in Nürnberg

Die Gewerkschaft Verdi hatte zu einem Flashmob aufgerufen. Mit Straßenmalkreide sollten die Betroffenen ihre Botschaften an H&M auf den Boden vor dem Laden schreiben, der schon bald für immer schließen könnte. 58 Jobs sind in Gefahr. Der Boden vor der bedrohten Filiale verwandelte sich schnell in ein buntes Meer aus Forderungen. „Respekt“ und „Wertschätzung“ waren da zu lesen, oder einfach nur ein fassungsloses „Wtf“ (Anm. d. Red.: kurz für „What the fuck“).

Auch Julia Kaltenegger, die vor Kurzem mit einem Instagram-Video (externer Link) zu der Thematik viral gegangen war, nahm an der Aktion teil und zeigte sich solidarisch mit den Angestellten. Sie selbst habe drei Jahre in der Filiale in der Nürnberger Innenstadt gearbeitet. Die Betroffenen litten unter Zukunftsängsten. „Die Kündigungen stehen seit Sommer im Raum. Sie wurden noch nicht ausgesprochen, aber niemand weiß, wie es weitergeht.“ Mitarbeiterinnen hatten zum Teil Tränen in den Augen, umarmten sich immer wieder. „Es herrscht eine große Ungewissheit, vielen geht es gar nicht gut“, so Kaltenegger im BR-Interview.

Verdi: Filialschließungen haben bei H&M Methode

Verdi-Gewerkschaftssekretärin Jaana Hampel forderte im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk einen „vernünftigen Sozialplan“ für die Angestellten. Diese arbeiteten zum Teil schon mehrere Jahrzehnte an dem Standort und litten nun unter Zukunftsängsten. Bisher habe sich der Konzern wenig gesprächsbereit gezeigt. In den kommenden Wochen soll die Verhandlung über einen Sozialplan wohl an eine sogenannte Einigungsstelle gehen.

Nur wenige Meter von der bedrohten Filiale entfernt habe H&M bereits einen neuen Store in der Nürnberger Fußgängerzone eröffnet und neues Personal eingestellt, erzählt Hampel. Laut der Gewerkschaftssekretärin habe dieses Vorgehen Methode: „Bereits vor ein paar Jahren haben sie in München das Gleiche gemacht.“ H&M wolle sich so langjähriger und vielleicht auch unbequemer Mitarbeiter entledigen, um jüngeres und flexibleres Personal zu beschäftigen und Geld zu sparen.

H&M: Keine neuen Mitarbeitenden eingestellt

H&M selbst bestreitet, dass für die neue Filiale neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt worden seien. Seit der Eröffnung im Mai 2024 würden alle Beschäftigten des geschlossenen Stores in der Breiten Gasse 47 in der neuen Niederlassung in der Karolinenstraße beschäftigt. Auch aus der nun von der Schließung bedrohten Filiale seien schon Mitarbeitende gewechselt. Zugleich erklärte das Unternehmen, dass die Verhandlungen „in einem moderierten juristischen Prozess im Rahmen einer Einigungsstelle fortgesetzt“ würden. Dieser Prozess beinhalte auch den Abschluss eines Sozialplans.