Schmale Straßen führen durch den Landschaftspark Strobwaski. Dichte Wälder, kleine Dörfer und Siedlungen – unterwegs sieht man eher einen Fuchs oder ein Reh als einen Menschen und plötzlich steht da zwischen hohen Bäumen und Teichen ein Jagdschloß – Zamek Bożejów.
Das Jagdschloß wurde 1801 von der Adelsfamilie Wodarz erbaut. Nach einem Brand wurde es 1911 von den Nachfahren wiederaufgebaut und noch einmal 100 Jahre später von den neuen Besitzern, der Familie Garack saniert und die Jagdatmosphäre bewahrt.
Das Hauptgebäude verfügt über eine Fachwerkkonstruktion und ein Satteldach. Seine rechteckige Form wird durch Balkone und Loggien betont. Die Geschichte des Schlosses ist eng mit der Jagd verbunden, da es seinen Besitzern über die Jahre hinweg als Jagdrevier diente. Der heutige Hausherr, Miroslaw Garack ist ebenso leidenschaftlicher Jäger.
Bei meinem ersten Besuch habe ich mich in das Jagdhaus verliebt, obwohl es eine Ruine war.
Miroslaw Garack | Besitzer Zamek Bożejów
Beim Betreten der Jagdresidenz wird man von ausgestopften Bären sowie von Wildschweinköpfen und Hirschgeweihen an den Wänden begrüßt. Präparierte Vögel wie Adler begleiten Besucher die Treppe hinauf zu den Gästezimmern. An den Wänden hängen Wanduhren und Gemälde, mit Natur und Jagdszenen.
Original sind neben einem Gemälde noch die Holzfußböden und die alte Treppe, die ein wenig knarren. Doch das gehört zum Charme des Landhauses. Auch Fenster und Türen haben die neuen Schloßbesitzer mit der Renovierung erhalten. Früher standen in jedem Zimmer Kachelöfen. Ein paar wenige konnten gerettet werden. Die Möbel im preußischen Stil haben sie auf internationalen Antiquitätenmärkten gekauft.
Ein Gemälde habe ich für zwei Flaschen Wodka eintauschen können. Bewohner im Nachbarort hatten das Original auf ihrem Dachboden.
Miroslaw Garack | Besitzer Zamek Bożejów
Die frühere Adelsfamilie Wodarz hatte hier auf dem Gelände eine Eisenerzhütte betrieben. Außerdem gab es ein Sägewerk und eine Mühle. Ewa Garack führt auch gern Gäste durch das Landhaus und durch die alte Schmiede. Dabei erzählt sie Geschichten aus der Geschichte der Emilienhütte. So hieß der Weiler früher, aufgrund der Eisenerzhütte.
Heute ist das Gelände der Familie Garack 100 Hektar groß. Hier leben Pferde, die jeden Tag frei auf 50 Hektar durch die Wälder laufen können. Jeden Morgen rennen die Pferde und Ponys raus aus dem Stall und pünktlich am Nachmittag kommen sie von allein zurück. In einem Minizoo leben Ziegen, Schafe und Hirsche. Seit einem Jahr kommen auch Störche zum Jagdschloß.
Zur Familie gehören auch zwei Hunde. Ruhig und gelassen gehen sie sogar mit den Besuchern spazieren. Am liebsten liegen sie vor dem Kamin im Foyer. Schon vor einhundert Jahren hatte die Adelsfamilie Wodarz einen Hund namens Cesar. Und auch einer der beiden Hunde der heutigen Besitzer heißt Cesar.
Das Jagdschloß Bożejów hatte großes Glück. Wir möchten die Geschichte weiter erzählen.
Ewa Garack | Besitzer Zamek Bożejów
Heute ist Zamek Bożejów ein beliebtes Ausflugsziel. Angeboten werden Pferdekutschfahrten in die umliegende Natur, Reitstunden, Rad- und Kajaktouren durch den Stobrawski Landschaftspark. Abenteuerliche atemberaubende Ausblicke bietet der Baumwipfelpfad im Waldseilpark. Auf zwei Parcours gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade.
Auf der Speisekarte im Restaurant in der alten Schmiede stehen verschiedenste Wildgerichte. Das Wild wird in der über zweihundert Jahre alten Räucherei zubereitet. So wird nach altem Rezept die Bożejówska-Roulade vom Wildschwein mit Rotkohl und schlesischen Klößen serviert.