Infografik

Standdatum: 19. Oktober 2025.

Autorinnen und Autoren:
Verena Patel

Wärmepumpen nutzen derzeit nur rund zwei Prozent der Bremer Haushalte, hat eine repräsentative Befragung ergeben.

Bild: Imago | Christian Ohde

Warum der Vergleich mit Flächenländern hinkt, was Bremens Eigentumsstruktur und Verlässlichkeit damit zu tun haben, erklären zwei Bremer Experten.

Im Land Bremen nutzen nur rund zwei Prozent der Haushalte eine Wärmepumpe zum Heizen. Das ist deutlich weniger als der Bundesschnitt von acht Prozent. Das geht aus dem aktuellen Energiewendebarometer der KfW-Bank hervor. An der repräsentativen Befragung nahmen zwischen Dezember 2024 und Ende März 2025 etwa 5.000 Privathaushalte bundesweit teil.

Der jetzt veröffentlichte Entwurf für die kommunale Wärmeplanung weist Stadtgebiete in Bremen aus, für die eine Versorgung mit Wärmepumpen in Frage kommen. Viele, vor allem innenstadtnahe Viertel sind allerdings noch als Prüfgebiete angegeben. Aber auch dort könnte künftig über Wärmepumpen geheizt werden. Davon geht das Bremer Umweltressort aus, zumindest unter der Bedingung, dass die Geräte im Betrieb besonders leise sind, wie es in einer Pressemitteilung heißt. In der Hinsicht schreite die technologische Entwicklung voran. Woran also liegt es, dass die Quote der Wärmepumpen in Bremen gering ist?

So funktioniert eine Wärmepumpe

Grafik: Übersicht der Funktionsweise einer Wärmepumpe

Umweltquelle (z.B. Erdwärme)

Verdampfer

Kompressor

Verflüssiger

Wärmepumpe

Heizung

Entspannungsventil

Wärmequellenanlage

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Bild: verbraucherzentrale.de

Quelle: verbraucherzentrale.de

1 Tendenziell mehr Wärmepumpen auf dem Land

„Generell muss ich sagen, dass der Vergleich eines Zwei-Städte-Staats mit einem Flächenland hinkt. Der Trend zu Wärmepumpen ist in der Stadt viel weniger ausgeprägt als auf dem Land“, sagt Heinfried Becker von der gemeinnützigen Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens. Sie macht Beratungen und Vor-Ort-Termine zu der Frage, ob und wie sich ein Haus energetisch umrüsten lässt. Bremen und Bremerhaven seien sehr gut ans Gasnetz angeschlossen, sagt Becker. Auf dem Land sehe das oft anders aus: Dort gebe es mehr Haushalte mit sogenannten Einzelraumfeuerungsanlagen wie Öfen. „Die sind generell teurer. Da fällt ein Wechsel leichter als von einer Gasheizung, die günstiger ist als eine Wärmepumpe.“

2 Hauseigentümer und Besserverdiener

Auch Klaus Prietzel, Vorsitzender des BUND Bremen verweist auf die großen Unterschiede zwischen Großstädten auf der einen Seite und ländlichen Gebieten auf der anderen. „Der wohl dominierende Faktor in Bremen ist der relativ hohe Anteil an Mietwohnungen. Wärmepumpen haben bislang eher Eigentümer, und zwar tendenziell solche, die besser verdienen und Einfamilienhäuser haben“, sagt Prietzel. Bislang werden Wärmepumpen draußen aufgestellt und können auch Lärm verursachen. Deshalb braucht man für sie Platz und einen gewissen Abstand zum Haus.

3 Großwärmepumpe nicht in Statistik erfasst

Eine mit Weserwasser betriebene Großwärmepumpe ging im Mai 2025 auf dem Kellogg’s-Gelände an den Start. 600 Wohnungen sollen so mit Wärme versorgt werden. Das konnte nicht in die Befragungsergebnisse einbezogen werden, weil der Betrieb erst nach dem Befragungszeitraum begann.

4 Hauseigentümer sind verunsichert

„Es gab eine große Verunsicherung, ob die neue Regierung die Vorgaben im Gebäudeenergiegesetz wieder rückgängig macht. Das hat auch dem Markt geschadet“, sagt Becker von Energiekonsens. Er selbst geht aber nicht davon aus, dass das Gesetz geändert wird. Es sieht vor, dass jede neu eingebaute Heizung in Neubauten und in Neubaugebieten mit 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Für alle anderen Gebäude gelten andere Fristen. In Bestandsgebäuden kann eine funktionsfähige Heizung weiter benutzt werden. Für den Umstieg aufs Heizen mit erneuerbaren Energien gibt es staatliche Förderungen.

„Die Wärmepumpe ist die Heizung der Welt. Überall dort, wo es kalt wird, sind Wärempumpentechniken schon vorne, in Skandinavien zum Beispiel, Polen ist auch auf dem Weg dorthin. Wärmepumpen können auch kühlen, so dass sie beispielsweise auch in Italien viel eingebaut werden“, sagt er.

5 Fehlende Planungssicherheit

Prietzel sieht auch den Einfluss verschiedener Lobbies für fossile Energien in der Verantwortung. „Es wurde ja suggeriert, dass Herr Habeck persönlich vorbeikommt und einem die Heizung herausreißt.“ So sei eine Verunsicherung entstanden. Der Vorsitzende des BUND Bremen glaubt, dass sich mit der neuen kommunalen Wärmeplanung auch mehr Planungssicherheit einstellen wird. Dann könnten sich auch mehr Menschen trauen, sich auf neue Technologien einzulassen.

Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 14. Oktober 2025, 19:30 Uhr