
Stand: 19.10.2025 06:00 Uhr
Im Zuge seines 30-jährigen Jubiläums hat das Belcea Quartet ein neues Album veröffentlicht. Es vereint das Streichquartett von Debussy mit wenig bekannten Werken von Karol Szymanowski.
Man braucht schon eine besonders ruhige Umgebung, oder noch besser: Kopfhörer, um den ganzen Reichtum der Aufnahme zu erfassen. Denn sie entfacht ihren Zauber oft gerade bei den ganz leisen und den noch leiseren Tönen. So wie im langsamen Satz des Streichquartetts von Claude Debussy. Die Solopassagen zu Beginn wirken wie mit belegter Stimme gesungen.

Das Belcea Quartet feiert in dieser Saison sein 30-jähriges Bestehen.
Zwischen sanfter Ausdruckskraft und leidenschaftlicher Intensität
„Doucement expressif“, also etwa „sanft ausdrucksvoll“: So überschreibt der Komponist das Andantino. Dafür finden die Mitglieder vom Belcea Quartet einen wunderbar zarten und zugleich warmen Ton. Sie nehmen sich Zeit, um die Melodien auszukosten.
Das ist die eine Seite der Musik. Auf der anderen finden die Streicherinnen und Streicher aber auch raue Momente bei Debussy und ein beinahe hitziges Temperament. Da geht die Interpretation über die manchmal etwas kühle Distanz anderer Aufnahmen hinaus.
Szymanowskis farbenfroher Stil
Noch kontrastreicher und teilweise auch wilder als das Stück von Debussy sind die Streichquartette von Karol Szymanowski. Die beiden viel zu wenig bekannten Werke stammen aus den Jahren 1917 und 1927; sie vereinen Einflüsse aus dem Impressionismus, aus der polnischen Volksmusik und aus der Moderne zu einem sehr farbigen Stil.
Szymanowski lässt Flageolette flirren und Töne anrutschen, er überrascht mit raffinierten Akkordwechseln und scharfen Pizzicato-Akzenten. Das ist sehr virtuos komponiert und in der neuen Aufnahme phänomenal gespielt.
Faszinierender Mix aus Präzision und Sinnlichkeit
Das Belcea Quartet fesselt mit seinem Mix aus Präzision und Sinnlichkeit und modelliert ganz plastische Bilder und Charaktere. Wenn sich ein Tanz bis zur Raserei steigert und die Streichinstrumente fast zum Schlagwerk werden, aber auch wenn die erste Geige so betörend schwelgt, als würde sie ein Liebeslied singen. Und dann finden die Streicherinnen und Streicher immer wieder ins Piano und Pianissimo zurück – und erkunden dort Szymanowskis Klangmagie.
Die Quartette von Karol Szymanowski sind eine tolle Entdeckung, sie schreiben manche Ideen fort, die schon Debussy angedeutet hat. Kurz gesagt: ein starkes Programm in einer beglückenden Aufnahme.

Debussy & Szymanowski: Quartette
Belcea Quartet
- Genre:
- Klassik
- Zusatzinfo:
- Claude Debussy: Streichquartett g-Moll op. 10
Karol Szymanowski: Streichquartette C-Dur op. 37, op. 56 - Label:
- Alpha Records
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