Jedes Jahr an Allerheiligen (1. November) werden auf Mainzer Friedhöfen Newwelinge zum Totengedenken an die Gräber gestellt – diese Tradition existiert nur hier, und das schon seit dem Mittelalter.
Hergestellt werden die Kegel aus feinen Wachsschnüren in Handarbeit, daher stand ihre Produktion vor einiger Zeit kurz vor dem Aus. Denn der einzige noch verbliebene Hersteller, die Kerzenfabrik „August Tusar Erben AG“, gab vor drei Jahren bekannt, die Produktion aus gesundheitlichen Gründen einzustellen (wir berichteten).
Reine Handarbeit
Doch dann hatte der Betreiber Franz-Hubertus Tusar zwei Jahre später einen Nachfolger für die Newweling-Produktion gefunden: die GPE Wachsmanufaktur in der Mombacher Straße. Wie Michaela Gantert im vergangenen Jahr gegenüber Merkurist erklärte, hatte das Team schon länger überlegt, die Produktion der Newwelinge zu übernehmen. So habe der Kontakt zu Tusar bereits seit 2017 bestanden. Ein Problem war jedoch lange Zeit, dass die Manufaktur nicht wie Tusar über die Maschinen verfügte. „Wir können ausschließlich in reiner Handarbeit herstellen“, so Gantert.
Im vergangenen Jahr dann haben die Mitarbeiter mit der Produktion begonnen, und das bereits im Frühjahr. Statt Paraffin verwenden sie reines Bienenwachs, da dieses flexibler ist. Die dünnen Stränge werden getaucht und dann auf spezielle Hölzer gewickelt, die nach Tusars Vorbild eigens für die Newwelinge hergestellt wurden. Bei der GPE, wo Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen beschäftigt sind, arbeiten sie in Schichten in der Produktion. Die Mitarbeiter seien froh, ein in Mainz so beliebtes Produkt herzustellen, so Gantert.
Verkauf in verschiedenen Läden
Auch in diesem Jahr haben sie die Arbeit im Juni wieder aufgenommen, wie Jens Bucher aus der GPE-Unternehmenskommunikation nun auf Merkurist-Anfrage sagt. „Wir haben in diesem Jahr noch früher angefangen, um die Nachfrage bedienen zu können.“
Die ersten Newwelinge stehen auch schon zum Verkauf: Es gibt sie bei der GPE Wachsmanufaktur selbst, im Geschäft „’s Fachl“ in der Inselstraße/Große Langgasse sowie im Biomarkt „Natürlich“ in der Josefsstraße. Es gibt sie in Vierfarbbunt sowie in einigen anderen Farbkombinationen. 6 Euro kosten die dreisträngigen, 7 Euro die viersträngigen Versionen.
Geplant sei, etwa 1900 Newwelinge bis Allerheilingen herzustellen, so Bucher. Dann werde es auch wieder einen traditionellen Verkaufsstand auf dem Mainzer Hauptfriedhof geben. Von 10 bis 16 Uhr können hier am 1. November dann die Wachskegel erworben werden.