Trotz allem: Amira lächelt in ihrem Buggy. Die Sechsjährige kann weder gehen noch stehen. Sie ist geistig und körperlich beeinträchtigt und leidet unter anderem an einer Spina bifida, einer angeborenen Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks. Und doch ist da Hoffnung: Ihre Eltern berichten stolz von ihrem ersten Schultag vor ein paar Wochen, zu dem sie ihre Tochter begleitet haben. Im Fritz-Felsenstein-Haus gefalle es dem Mädchen sehr gut, berichten sie. Für ihre Tochter haben sie eine beschwerliche Flucht aus Afghanistan auf sich genommen. „Dort hätte sie keine Perspektiven gehabt“, sagen sie. In Augsburg wird die Familie nun vom Care-Projekt unterstützt, das sich besonders schutzbedürftigen Geflüchteten widmet.
Die kleine Familie wohnt in der Gemeinschaftsunterkunft in der Ottostraße. Von ihrem Heimatland aus ging es für sie über Iran, Türkei und Griechenland bis nach Deutschland. Die Flucht sei schlimm gewesen, ihre Tochter Amira habe in diesen Monaten stark abgenommen. Im Juli 2024 erreichten sie Deutschland. Im Januar 2025 hatten Mitarbeiter des Care-Projekts erstmals Kontakt mit der Familie, die damals noch im Ankerzentrum Augsburg lebte. Care ist eine Wortschöpfung aus Caritas und Refugio, die für die Zusammenarbeit der beiden Hilfsorganisationen steht. In Augsburg kümmert sich das Care-Team des Caritasverbands für die Diözese Augsburg um die schwer kranken Menschen. Eben um Menschen wie Amira, deren Namen wir geändert haben.
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In der Gemeinschaftsunterkunft in der Ottostraße leben auch Menschen, die besonders schutzbedürftig sind, darunter Amira mit ihren Eltern.
Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)
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In der Gemeinschaftsunterkunft in der Ottostraße leben auch Menschen, die besonders schutzbedürftig sind, darunter Amira mit ihren Eltern.
Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)
Ziel sei es, die Menschen von Beginn an zu unterstützen, die notwendige medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen, sie während des Asylverfahrens zu begleiten und sie langfristig dazu zu befähigen, sich trotz der schweren Erkrankung erfolgreich in Deutschland integrieren zu können. Schwester Martha Dirr kümmert sich unter anderem um Amira. Sie half mit, ein Netzwerk für das junge Mädchen aufzubauen. Allgemeinmedizinerin Maria Möller unterstützt das Kind nicht nur durch ihre Kontakte zu anderen Ärzten. Amira wurde im Spina bifida-Zentrum im Josefinum aufgenommen, so Möller. Das Mädchen könne nun auch dank eines Katheters ihre Blase entleeren. Ein Eingriff habe bereits stattgefunden, weitere Operationen sollen folgen. Schritt für Schritt soll Amira geholfen werden, damit sie irgendwann – womöglich mit Hilfsmitteln – aufrecht stehen und sich fortbewegen könne.
Bischof Bertram besucht Projekt für schwer kranke Geflüchtete in Augsburg
Bischof Bertram Meier machte sich gemeinsam mit Regierungspräsidentin Barbara Schretter kürzlich vor Ort ein Bild von der Arbeit des Care-Projekts. Flüchtlingsarbeit sei für die Kirche ein Herzensanliegen. „Gerade in Zeiten, in denen die Politik die Aufgabe des Sozialstaats hinterfragt, wollen wir unsere nicht nachlassende Unterstützung mit diesem Besuch betonen“, betonte Meier. Auch Diakon Markus Müller, Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg, sagt, dass die Kirche für die Schwachen da sein müsse. Die Arbeit des Care-Teams zeige, was die Arbeit der Caritas im Kern ausmache: „Mensch sein für Menschen. Was Haupt- und Ehrenamtliche leisten ist unbezahlbar.“
Care ist das Folgeprojekt von Hiff, dem Hilfsnetzwerk für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge des Caritasverbandes. Hiff sei 2008 in Augsburg gestartet, erinnert sich Care-Projektleiter Werner Neumann. 2012 sei Refugio mit eingestiegen. Während sich Refugio um Personen mit psychischen Erkrankungen und traumatischen Erfahrungen kümmerten, stünden die schwer körperlich Kranken bei der Arbeit der Caritas im Vordergrund. Personen, die dabei betreut werden, würden unter anderem unter Querschnittslähmungen, Krebserkrankungen, schweren Kriegsverletzungen leiden, einigen fehlen Gliedmaßen. „Wir organisieren Transporte und Dolmetscher. Das allein ist für alle schon eine große Erleichterung“, so Neumann.
Derzeit werde das Projekt in großen Teilen von Geldern aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union bezahlt. Die Finanzierung laufe Ende 2026 aus. Derzeit ist noch nicht klar, wie die Unterstützungsarbeit ohne diese Förderung weiterlaufen könne. Anlässlich der Woche zur katholischen Flüchtlingshilfe forderte der Caritasverband eine verlässliche Finanzierung und politische Rückendeckung für die Flüchtlingshilfe.
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Miriam Zissler
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