Nach der KI-Blase und den angespannten Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und China meldet sich nun ein weiteres Spannungsfeld zurück – diesmal über den Kreditmarkt, genauer gesagt über regionale US-Banken. Es handelt sich zwar noch um ein begrenztes Phänomen, doch es kam an der Wall Street zum gestrigen Handelsschluss nicht gut an.
Seit gestern Abend müssen sich die Aktienmärkte mit einer neuen Volatilitätsquelle auseinandersetzen: aufkeimende Spannungen rund um das schwächste Glied im US-Finanzsystem – die Regionalbanken. Genau genommen ist dieses Risiko gar nicht neu. Die Angst vor einer Kreditklemme zählt seit Jahren zu den Standard-Albträumen vieler Anleger. In den monatlichen Umfragen der Bank of America unter Fondsmanagern ist sie zu einer klassischen Antwort auf die Frage geworden: „Was könnte diesen Bullenmarkt zum Entgleisen bringen?“
Natürlich trägt das anhaltend hohe Zinsniveau in den Vereinigten Staaten nicht zur Entspannung bei: Der Preis für Geld liegt weiterhin über den Erwartungen ökonomischer Modelle. Das setzt all jene unter Druck, die in der Annahme geliehen haben, sie könnten ihre Kreditlinien künftig zu besseren Konditionen refinanzieren.
Ein genauerer Blick auf den etwas vagen Begriff des „Kreditunfalls“ lohnt sich. Gemeint sind damit sowohl steigende Ausfallraten bei Unternehmens- und/oder Verbraucherkrediten als auch Fälle von Finanzengineering mit anschließenden Insolvenzen, wie etwa bei Archegos. Ebenso umfasst er das sogenannte Schattenbankensystem – ein vollkommen legaler, aber außerhalb der klassischen Aufsicht operierender Finanzierungsmarkt – sowie einige andere, mehr oder weniger exotische Segmente. Es handelt sich um eine große, riskante Black Box mit unklaren Konturen und Inhalten. Die größte Angst bleibt der Dominoeffekt: Ein scheinbar harmloses Ereignis, das sich zu etwas deutlich Größerem und Unkontrollierbarem auswächst.
Seit mehreren Wochen verfolgen Finanzpresse und Handelssäle aufmerksam die Schwierigkeiten von First Brands und Tricolor, zwei US-Unternehmen mit starker Exponierung gegenüber dem angeschlagenen Automobilsektor. Ersteres ist ein Zulieferer, letzteres auf Autokredite spezialisiert. In beiden Fällen gab sich der Markt überrascht, als er feststellte, dass die Unternehmen durch zweifelhafte und/oder aggressive Konstruktionen finanziert wurden und in ihrer Buchführung kreative (oder fragwürdige) Ansätze verfolgten. Die Probleme des Duos wurden als Einzelfälle betrachtet, aber nicht als völlig voneinander losgelöst.
Gestern verloren zwei Regionalbanken, Zions Bancorp und Western Alliance Bancorp, jeweils mehr als 10% an der Wall Street, nachdem bekannt wurde, dass sie Kredite an fragwürdige Investoren vergeben hatten. Anleger ordneten diese Vorfälle rasch in die gleiche Kategorie wie die zuvor genannten ein – sinngemäß: „Etwas ist faul im Staate US-Kreditmarkt“.
Die Folge waren neue Spannungen an den Börsenindizes: Der S&P 500 schloss mit einem Minus von 0,6%, während der Index für US-Regionalbanken um 6% einbrach. Die Anleger haben nicht vergessen, dass die Krise der Regionalbanken im März 2023, die zur Insolvenz der Silicon Valley Bank und zur Rettung weiterer Institute durch große Wall-Street-Banken in Zusammenarbeit mit der Fed führte, einer der wenigen Auslöser für deutliche Korrekturen in der jüngeren Vergangenheit war.
Noch bevor das Ausmaß des aktuellen Falls geklärt ist, fällt auf, dass dieses Kreditproblem ausgerechnet in einem Moment auftritt, in dem der Markt ohnehin nervös ist – etwa wegen der Gerüchte über eine KI-Blase – und auf der Suche nach Vorwänden für Gewinnmitnahmen. Entsprechend wenig überrascht es, dass die Volatilität wieder steigt: Der VIX-Index sprang auf 25 Punkte – ein Stand, der zuletzt im April während der hitzigen Debatte über „Reziprokzölle“ erreicht wurde.
Unterdessen kündigte Donald Trump an, sich in zwei Wochen in Budapest mit Wladimir Putin zu treffen – ein Schritt, der Spekulationen über Russlands Absichten in der Ukraine anheizt. Die beiden Präsidenten telefonierten gestern zwei Stunden miteinander. Der US-Präsident wird morgen seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus empfangen.
In Japan dämpfte der Zentralbankgouverneur die Hoffnungen auf eine lockerere Geldpolitik. Er erklärte, dass eine Zinserhöhung kurzfristig weiter möglich sei, sollte sich das wirtschaftliche Vertrauen stärken.
Unter den großen Anlageklassen ist Gold derzeit nicht zu stoppen. Das Edelmetall jagt von Rekord zu Rekord, ebenso wie andere Rohstoffe dieser Kategorie. Das „barbarische Relikt“ legte in einer Woche um 10%, in einem Monat um 18% und in drei Monaten um 30% zu. Es gilt derzeit als Allzwecklösung für alle aktuellen Finanzsorgen: Handelskonflikte, Inflation, geopolitische Spannungen, Kreditrisiken, Blasenbildungen an den Märkten und Vertrauensverluste in andere vermeintlich risikofreie Vermögenswerte. Vorsicht ist jedoch geboten – die Grenze zur spekulativen Überhitzung ist nicht weit entfernt.
Der Ölpreis hingegen sinkt weiter. Brent fällt in Richtung 60 USD.
Die heutige Sitzung wird vor allem durch die letzten Quartalsberichte der Woche geprägt sein – unter anderem von EssilorLuxottica und Continental in Europa sowie einigen regionalen US-Banken.
Im asiatisch-pazifischen Raum konnten Südkorea und Indien im Tagesverlauf Gewinne behaupten. Japan, das chinesische Festland und Taiwan verloren jeweils mehr als 1%. Hongkong gab um 1,8% nach, Australien um 0,8%. Die europäischen Märkte, die gestern weiter zulegten, dürften heute mit leichten Verlusten in den Handel starten.
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Wirtschaftliche Höhepunkte:
Auf der heutigen Agenda: der VPI für die Eurozone und Deutschland; in den Vereinigten Staaten, Baugenehmigungen, Wohnungsbaubeginne, Kapazitätsauslastung und Industrieproduktion. Die gesamte Agenda gibt es hier.
- EUR / USD: 1,17 $
- Gold: 4.366,48 $
- Rohöl (Brent): 60,84 $
- Anleihe Vereinigte Staaten 10 Jahre: 3,95 %
- BITCOIN: 107.995 $
In den Nachrichten:
- Continental meldete für das dritte Quartal 2025 besser als erwartete Ergebnisse.
- Hella stabilisierte das Umsatzwachstum in den ersten neun Monaten 2025.
- Borussia Dortmund befindet sich in Gesprächen über eine Vertragsverlängerung mit Nico Schlotterbeck.
- Essilorluxottica erzielte im dritten Quartal 2025 einen Rekordumsatz mit einem Anstieg von 11,7% auf 6,9 Milliarden Euro.
- Bbva scheiterte mit dem feindlichen Übernahmeangebot für Banco Sabadell wegen unzureichender Unterstützung der Aktionäre.
- Volvo erfüllte mit den Ergebnissen für das dritte Quartal 2025 die Markterwartungen.
- Vienna Insurance Group legte ein öffentliches Übernahmeangebot für die Nürnberger Beteiligungs AG in Höhe von 1,38 Milliarden Euro vor.
- Nestlé kündigte nach der Ernennung des neuen CEO und starken Quartalsergebnissen Stellenabbau und eine Überprüfung des Produktportfolios an.
- Tomra Systems verfehlte im dritten Quartal 2025 die Erwartungen.
- Asos ist in rechtliche Auseinandersetzungen mit den deutschen Steuerbehörden wegen nicht gezahlter Zölle verwickelt.
- Norion Bank meldete für das dritte Quartal 2025 steigende Umsätze und Gewinne.
- Bper und Banca Popolare di Sondrio kündigten Fusionspläne an und wollen 90 Filialen in Norditalien zusammenlegen.
- Apple verliert eine Führungskraft an Meta, was den Wettbewerb um KI-Talente verschärft; zudem steht ein neu gestaltetes MacBook Pro vor dem Start.
- Salesforce sieht sich mit einer Klage wegen seiner KI-Software konfrontiert, investiert 850 Millionen US-Dollar in KI-Start-ups und veröffentlicht Quartalsergebnisse.
Weitere Nachrichten von Unternehmen, die in Deutschland notiert sind, finden Sie hier.
Analystenempfehlungen:
- Porsche Ag: Rothschild & Co Redburn hält an seiner Verkaufsempfehlung fest und reduziert das Kursziel von 40 EUR auf 38 EUR.
- Merck Kgaa: Oddo BHF hält an seiner Outperform-Empfehlung fest und reduziert das Kursziel von 145 auf 142 EUR.
- Bmw Ag: RBC Capital hält an seiner Empfehlung zur Sektorleistung fest und senkt das Kursziel von 87 EUR auf 86 EUR.
- Mercedes-Benz Group Ag: RBC Capital hält an seiner Empfehlung zur Sektor-Performance fest und senkt das Kursziel von 55 auf 54 EUR.
- Wienerberger Ag: Citi hält an seiner Kaufempfehlung fest und senkt das Kursziel von 40 EUR auf 34 EUR.
- K+S Ag: Citi hält an einer neutralen Empfehlung fest und senkt das Kursziel von 15 auf 12,50 EUR.
- Ems-Chemie Holding Ag: Berenberg hält an seiner Verkaufsempfehlung fest und erhöht das Kursziel von CHF 491 auf CHF 510.
- Alcon Inc.: Rothschild & Co Redburn hält an seiner Kaufempfehlung fest und reduziert das Kursziel von CHF 86 auf CHF 76.
- Galderma Group Ag: Berenberg hält an seiner Kaufempfehlung fest und erhöht das Kursziel von CHF 165 auf CHF 182.