Fleisch von kranken Kühen verkauft? Schlachthof-Chef vor Gericht | ndr.de
Stand: 19.10.2025 10:24 Uhr
Tierschützer machten 2018 Tierquälerei in einem Schlachthof in Bad Iburg öffentlich. Die Verantwortlichen kamen vor Gericht. Ab Montag steht der Geschäftsführer erneut vor Gericht – diesmal wegen Betrugs.
In mehr als 100 Fällen soll der Mann laut Staatsanwaltschaft Oldenburg Fleisch weiterverkauft haben, das von kranken Kühen stammte und für den menschlichen Verzehr ungeeignet war. Damit soll er einen Erlös von mehreren Hunderttausend Euro erzielt haben. Die Anklage wirft ihm deshalb gewerbsmäßigen Betrug und Verstoß gegen das Lebensmittelgesetz vor. Am Montag beginnt der Prozess am Amtsgericht Bad Iburg. Gemäß der Lebensmittelbasisverordnung müssen alle Tiere vor der Schlachtung einer sogenannten Lebendschau unterzogen werden. Dabei sollen Krankheiten festgestellt werden. Erst danach entscheidet sich, ob das Fleisch der Tiere für den Konsum durch Menschen freigegeben werden kann.
Vorwurf: Tiere wurden nicht auf Krankheiten untersucht
Diese Untersuchungen habe es aber gar nicht oder nur sehr sporadisch gegeben, so die Staatsanwaltschaft. Trotzdem sei das Fleisch der kranken Tiere mit einem Tauglichkeitsstempel weiterverkauft worden. In der ersten Verhandlung gegen den Geschäftsführer wegen Tierquälerei waren Fragen über die Durchführung der Lebendschauen aufgekommen, so eine Sprecherin des Amtsgerichts. Deshalb wurden die Ermittlungen erneut aufgenommen. Erst jetzt – rund sieben Jahre nach Bekanntwerden der Vorfälle – kommt es deshalb zum Prozess wegen Betrugs. Auch gegen die beiden Tierärzte, die die Rinder hätten untersuchen sollen, hatten Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelt. Ob es gegen sie ebenfalls zur Verhandlung kommt, entscheidet sich laut Amtsgericht aber erst, wenn der Prozess gegen den Geschäftsführer des Schlachthofes abgeschlossen ist.
Er soll einen transportunfähigen Bullen zu einem Schlachthof in Bad Iburg gebracht und aus dem Transporter gezogen haben.
Tierschützer filmten die Quälereien heimlich
Bei einem früheren Prozess gegen den Geschäftsführer protestierten Tierschützer vor dem Amtsgericht Bad Iburg. Sie wollen auch diesmal wieder demonstrieren.
Die Tierrechtsorganisation „Soko Tierschutz“ hatte die Fälle von Tierquälerei in dem Schlachthof in Bad Iburg 2018 bekannt gemacht. Sie legten den Ermittlern Hunderte heimlich aufgenommene Videosequenzen vor. Darauf zu sehen: Kranke oder verletzte Tiere, die mit Eisenstangen geschlagen, mit Elektroschocks traktiert oder ohne Betäubung mit Seilwinden aus den Anhängern gezogen wurden. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen mehr als 40 Personen, darunter neben den Mitarbeitenden des Schlachthofs auch Unternehmer und Fahrer von Tier-Transportern.
Geschäftsführer wegen Tierquälerei verurteilt, Veterinäre freigesprochen
Der Geschäftsführer des Schlachthofes soll dabei an rund 60 Fällen von Tierquälerei beteiligt gewesen sein. Das Amtsgericht Bad Iburg verurteilte ihn 2022 zu einer Strafe von zwei Jahren auf Bewährung und einer Geldstrafe von 3.000 Euro. Bei einer erneuten Verurteilung wegen gewerbsmäßigen Betrugs und Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz droht ihm eine Strafe von zwischen einem und bis zu zehn Jahren Haft. Die Tierärzte waren im ersten Prozess wegen Tierquälerei aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden.
Der frühere Geschäftsführer wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Aktivisten kritisieren die Entscheidung.
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Die Anklage wirft dem Mann Betrug vor. Er wurde bereits 2022 wegen Tierquälerei auf dem Schlachthof in Bad Iburg verurteilt.