Israels Armee hat der islamistischen Terrororganisation Hamas einen schweren Verstoß gegen die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas vorgeworfen. Die Armee habe mit Luftangriffen in Rafah im südlichen Gazastreifen reagiert, schrieb die Armee auf X. Dabei seien Kampfjets zum Einsatz gekommen, um eine Bedrohung zu beseitigen. 

Zuvor hätten „Terroristen“ das Feuer auf israelische Soldaten eröffnet, schrieb die Armee. Die Aktionen der Militanten hätten das Waffenruheabkommen zwischen Israel und der Hamas eklatant verletzt. Das Militär werde entschieden reagieren.

Nach Angaben eines ranghohen israelischen Militärs ereigneten sich beide Vorfälle in einem von Israel kontrollierten Gebiet östlich der sogenannten gelben Linie. Dies werte man als eindeutigen Verstoß gegen die Waffenruhe. Die gelbe Linie bezeichnet die Linie der israelischen Armee im Gazastreifen, zu der sich die Truppen am 10. Oktober zurückgezogen hatten.

Palästinensische Augenzeugen hatten der Nachrichtenagentur AFP zuvor von zwei israelischen Luftangriffen berichtet. Auch der öffentliche israelische Rundfunk Kan sowie Medien wie Channel 12 und die Times of Israel berichteten über die Angriffe. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde meldete zwei getötete Palästinenser. Sie seien bei dem Luftangriff im
Gebiet Dschabalija im Norden des Küstenstreifens getötet worden.

Hamas wirft Israel ebenfalls Waffenruhebruch vor

Die Hamas wies Vorwürfe Israels zurück, gegen die Waffenruhe verstoßen zu haben. Nach Angaben des militärischen Flügels der Hamas sei ihnen über Kämpfe in Rafah nichts bekannt. Man halte sich an alle Abmachungen, einschließlich des Waffenstillstands, und habe seit März keinen Kontakt mehr zu den Gruppen in Rafah, das unter israelischer Kontrolle stehe, verlautete von der Hamas.

In einer anderen Mitteilung warf der hochrangige Hamas-Vertreter Izzat al-Risheq Israel vor, selbst die Vereinbarung zu brechen und „fadenscheinige Vorwände“ zu konstruieren, um „seine Verbrechen zu rechtfertigen“. Dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu warf er vor, sich vor seinen Verpflichtungen gegenüber den Vermittlern drücken zu wollen, da er unter dem Druck rechtsextremer Koalitionspartner stehe.

© Lea Dohle

Newsletter
Was jetzt? – Der tägliche Morgenüberblick

Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.

Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.

Der rechtsextreme israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hatte am Samstag auf Channel 12 gesagt, Netanjahu eine Frist gesetzt zu haben, um die Hamas zu zerschlagen und die Todesstrafe für Terroristen einzuführen. Er drohte mit dem Austritt seiner Partei Otzma Jehudit aus der Regierung, würden seine Forderungen nicht erfüllt. Am Sonntag forderte der Minister Netanjahu dann auf X auf, die Armee anzuweisen, „die Kampfhandlungen im Gazastreifen vollständig und mit voller Stärke wieder aufzunehmen“.

Seit dem 10. Oktober gilt im Gazastreifen offiziell eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Es gab allerdings bereits mehrere gewaltsame Zwischenfälle. So hatte am Samstag der Hamas-Zivilschutz Israel vorgeworfen, bei einem Beschuss auf einen Bus in der Stadt Gaza neun Menschen getötet zu haben. 

Außerdem warnten die USA zuletzt vor einem geplanten Angriff der Hamas auf palästinensische Zivilisten. Die Hamas wies auch diesen Vorwurf zurück und sprach von „haltlosen Behauptungen“, die im Einklang mit israelischer Propaganda
stünden. Nach Inkrafttreten der Waffenruhe und dem Rückzug der israelischen Truppen
aus knapp der Hälfte des Küstenstreifens hatte es Berichte über Hinrichtungen von
palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen durch die Hamas gegeben.

Waffenruhe in Gaza

Mehr zu diesem Thema

Gazastreifen:
Das erste Mal seit Monaten: Durchatmen

Z+ (abopflichtiger Inhalt);

Waffenruhe in Gaza:
Wie geht es im Nahen Osten weiter? Hier sind die wichtigsten Anworten

Gazastreifen:
Hoffnung und Resignation nach dem Waffenstillstand