Samstag, kurz vor 10 Uhr: Am Eingang der Halle stehen erwartungsvoll dreinblickende Pärchen. Einige mit den Schwiegereltern im Schlepptau, andere sogar bereits mit Nachwuchs. Der macht sich begeistert über das kostenlose Popcorn her. Die Standbetreiber, meist Frauen, sind adrett gekleidet. Im Gewirr zwischen Stimmen und Musik von ambitionierten Alleinunterhaltern gehen die Sprachfetzen ineinander über. „Haben Sie passende Musik?“ „Die richtigen Trauringe schon gefunden?“ „Sind Sie sicher, dass Sie einen guten Fotografen haben?“
Es brummt rund um die Stände der 180 Aussteller. „Tatjanas Brautkleider“ aus Ramstein gehören schon zum „Inventar“ der Messe. Hochzeitstylistin Anna Weishaar-Fischer aus Carlsberg bietet neben Kosmetik ein SOS-Kit mit Lippenstift und Spiegel für vergessliche Bräute an. Aber auch Neuheiten wie die kleine Firma Safe Haven aus Römerberg finden ihre Interessenten. Ein Tätowierer mit dem Künstlernamen Flo De lässt sein Maschinchen direkt auf Hochzeitsfeiern surren.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, wendet sich an einen „Wedding Planner“. Christine Stuber aus dem pfälzischen Niederkirchen beispielsweise bietet ihr VIP-Paket unter dem Namen „Say Yes to No Stress“ (Sag ja zu null Stress). „Events so individuell wie Eure Liebe“ heißt ihr Slogan. Inmitten des geschäftigen Treibens steht etwas verlassen Pfarrer Hansjörg Jörger. Der evangelische Geistliche aus Mannheim-Rheinau rührt die Werbetrommel für den Bund des Lebens, wie er immer weniger gefeiert wird: in den christlichen Kirchen.
Anderes scheint nicht wirklich aus der echten Welt zu stammen. Die Marken der Kleider und Anzüge, die feilgeboten werden, tragen schräge Fantasienamen. Anprobieren kann man auf der Messe übrigens nichts. Das gäbe zu lange Schlangen. Man muss Termine vereinbaren in den Ateliers.
Die erwartungsvolle Suche nach der angekündigten nachhaltigen „Green Wedding“ (grüne Hochzeit) und der fortschreitenden Digitalisierung von Festivitäten verläuft schneller als gedacht. Ein Stand bietet ein digitales Gästebuch, das später dann doch in Papierform verschickt wird. Ein Aussteller preist vegane Kost an, ein anderer verwendet die schillernde Deko mehrfach.
Es ist Nachmittag. Die Zahl der jungen Damen mit Sekt in der Hand nimmt zu. Sie kommen aus der Metropolregion oder der Pfalz. Sie sind hier, weil man im Internet zwar alles für die perfekte Hochzeitsparty googeln kann, aber halt nichts anfassen oder testen. Manche haben schon das Standesamt hinter sich, jetzt muss noch die Feier kommen.
Für die Party machen die Brautleute, deren Durchschnittsalter bundesweit inzwischen weit über 30 Jahren liegt, eine Menge Geld locker. 15.000 Euro ist das Minimum, das man zu hören bekommt. Mit Zusätzen wie: „Mal sehen, ob das wirklich reicht“ und „Geht das nicht allen so?“ Und wer bezahlt die Zeche? Es wird gespart, die Familie legt zusammen oder Opa unterstützt.