Bis zum 31. Oktober hat München eine Touristenattraktion weniger. Die Eisbachwelle am Haus der Kunst, weltweit bekannter innerstädtische Surf-Spot, ist gesperrt. Mit Sichtschutz versehene Bauzäune erschweren den Zugang, der stark abgesenkte Wasserstand wird von mächtigen Sandsäcken in eine schmale Rinne geleitet, im trocken gelegten Teil steht schweres Baugerät.

Bagger statt Surfer: Die Szenerie wirft bei vielen Passanten und Touristen Fragen auf. Steht die Aktion in Zusammenhang mit dem tödlichen Unfall einer Surferin im April dieses Jahres an dieser Stelle? Wird die Welle im größeren Umfang umgebaut?

Das Baureferat bemüht sich, diesem Eindruck entgegenzutreten. Es hat eine Bautafel errichtet, auf der es per Aushang mitteilt, es handele sich um eine „Bauwerksuntersuchung im Rahmen der Bachauskehr“. Das bestehende Bauwerk werde lediglich „überprüft“ – „und gegebenenfalls werden kleinere Reparaturen durchgeführt“. Die Welle soll also bald wieder rauschen, und ihr Charakter soll auch nicht verändert werden.

Die Bachauskehr ist eine Münchner Besonderheit. Die Bäche und Kanäle, die die Landeshauptstadt durchziehen, werden regelmäßig von Unrat befreit, also quasi ausgekehrt. Früher war das auch nötig, damit die Mühlen, die von ihnen betrieben wurden, mit voller Kraft laufen konnten. Sedimente, die sich mit der Zeit ansammeln und das, was in ihnen wächst, tun der Wasserqualität aber generell nicht gut.

Die Auskehr findet regelmäßig statt, immer im Frühjahr oder im Herbst, weil das abgesenkte Wasser sich dann nicht übermäßig erhitzt oder durchfriert und Fische so noch ein Refugium finden. Vom 19. September bis 10. Oktober wurde bereits im Auer Mühlbach, im Kunstmühlennebenbach, im Kegelhofbach, im Aubach und im Freibadbächl gekehrt.

Seit 17. Oktober werden nun die Isar, der Fabrikbach und die Gewässer im Englischen Garten gesäubert. Neben der großen Surfwelle am Haus der Kunst ist auch der zweite – E2 genannte – Surf-Spot im Englischen Garten betroffen. Auch dort müssen die Sportler bis Ende Oktober pausieren.

Störsteine formen die stehende Welle, auf der die Surfer ihre Kunststücke vorführen. Durch den abgesenkten Wasserstand sind die ansonsten im reißenden Wasser verborgenen Steine gut zu sehen.Störsteine formen die stehende Welle, auf der die Surfer ihre Kunststücke vorführen. Durch den abgesenkten Wasserstand sind die ansonsten im reißenden Wasser verborgenen Steine gut zu sehen. (Foto: René Hofmann)

Nach dem tödlichen Unglück an der Eisbachwelle, bei dem sich die Sicherungsleash einer 33-jährigen Surferin nachts an einem Gegenstand am Flussbett verfangen hatte, sodass die Frau im Wasser gefangen blieb, hatte es eine staatsanwaltschaftliche Ermittlung ergeben.

Der genaue Grund für den Unfall blieb offen, als denkbar aber wurde formuliert, dass die Leine sich in einem der 29 Störsteine verfangen haben könnte, die sich an dieser Stelle im Fluss befinden. Diese Steine sind aktuell wegen des abgesenkten Wasserspiegels gut sichtbar. Die letzte Bachauskehr an der Eisbachwelle hatte 2022 stattgefunden.