Bielefeld. Die euphorisierten Arminia-Anhänger sangen auf den Tribünen bereits vom Aufstieg und von Europa. „Wir singen erst mal von Ingolstadt“, sagte der einmal mehr überzeugende Mittelfeldspieler Stefano Russo augenzwinkernd mit Blick auf den kommenden Gegner. Am Sonntag wollen die Bielefelder ihre herausragende Leistung, die sie beim berauschenden 4:0-Heimerfolg über Hansa Rostock gezeigt haben, in der Partie bei den Oberbayern bestätigen. Es scheint, als wären die Ostwestfalen auf ihrem Weg zurück in die 2. Fußball-Bundesliga nicht mehr aufzuhalten.

„Wir sind selbstbewusst und nehmen den Flow mit, müssen aber demütig bleiben“, sagte Russo. Denn „wenn wir einmal nicht punkten, dann fängt der Kopf wieder an zu arbeiten“. Wie es sich anfühlt, nicht zu punkten, haben die Arminen zuletzt am 8. März erlebt. Da setzte es eine empfindliche 1:2-Niederlage beim SC Verl. Anschließend folgten sechs Siege und ein Unentschieden. Eine Erfolgsserie, die den DSC auf Tabellenplatz zwei katapultiert hat.

Den direkten Aufstiegsplatz wollen die Ostwestfalen in den verbleibenden vier Runden nicht mehr hergeben. „Wir waren alle gespannt, wie es sein würde, nicht mehr der Jäger zu sein“, sagte Mael Corboz und ergänzte: „Jetzt haben wir etwas zu verlieren, machen uns aber nicht zu viele Gedanken darüber.“ Im Gegenteil. „Vielleicht kann etwas Schönes passieren“, sagte der Kapitän. Die Aussicht darauf verleiht dem Team offenbar Flügel.

Arminias Pokalfinalgegner VfB Stuttgart darf gewarnt sein

Doch auch wenn Arminia die Tore von Joel Grodowski (23. und 44. Minute), Corboz (36.) und Julian Kania (88.) gegen Hansa fast alle mit einer gewissen Leichtigkeit herausspielte, so steckt doch eine Menge Arbeit dahinter. Ohne Fleiß kein Preis lautet das Motto. „Es ist uns bewusst, dass wir auf einer Welle reiten, aber wir kriegen nichts geschenkt“, sagte Russo. „Die Intensität kommt nicht von ungefähr.“

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Dass sich die Mannschaft für ihre Bemühungen mittlerweile regelmäßig belohnt, steigert das Selbstbewusstsein. Russo sagte: „Wenn wir so weitermachen, dann können uns wenige schlagen.“

Und davon dürfte sich auch der VfB Stuttgart angesprochen fühlen. In der Form vom Rostock-Spiel würde Arminia auch im Endspiel um den DFB-Pokal für den hohen Favoriten aus der Bundesliga eine ganz harte Nuss darstellen. Der Glaube, auch auf der ganz großen Bühne Berlin bestehen zu können, wird bei den Bielefeldern von Sieg zu Sieg größer.

Hansa-Coach Brinkmann erklärt Arminias Stärke

„Alles Gute für das Finale, jetzt holt den Pokal auch nach Bielefeld“, sagte Hansa-Trainer Daniel Brinkmann in der Pressekonferenz. Der ehemalige DSC-Profi musste einräumen, dass die Niederlage seines Teams auch in der Höhe verdient war. „Die Konstanz, die Arminia auszeichnet, ist nicht, jedes Mal gleich gut Fußball zu spielen, sondern sie besteht darin, dass die Spieler in der Lage sind, in jedem Spiel 120 Kilometer zu laufen“, erklärte der 39-Jährige die Erfolgsformel des Gegners. Diese Laufbereitschaft gepaart mit Talent und Qualität ergebe die Mischung, die Bielefeld hinter Dynamo Dresden zum aktuell zweitbesten Team der 3. Liga macht.

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Noch in der Hinrunde hatte sich der DSC gegen denselben Gegner ganz anders präsentiert. Bei der 1:2-Niederlage im November im Ostseestadion ließ sich Arminia von der intensiven Herangehensweise der robusten Rostocker regelrecht einschüchtern. „Wir wollten sie diesmal so auffressen, wie sie uns aufgefressen haben. Das ist uns gelungen“, sagte Mittelfeldspieler Sam Schreck zufrieden.

Der Sieg für Bielefeld hätte leicht noch höher ausfallen können. Maximilian Großer und Doppeltorschütze Grodowski trafen ans Aluminium. Die Gelegenheit, den aus dem starken DSC-Kollektiv herausragenden Spieler unter anderem nach den Hintergründen für seinen Hörner-Jubel zu fragen, verhinderte Arminia. Der Wunsch nach einem Gespräch mit Angreifer Grodowski, der bei Streaming- und Fernsehsendern ebenso ausgiebig zu Wort kam wie beim Klub-TV, wurde abgeblockt mit dem Hinweis, dass der Spieler für die regionalen Reporter nicht zu sprechen sei. Eine Maßnahme, die getrost als Replik eingeordnet werden darf auf die kritische Berichterstattung über die heftig diskutierten Traineranweisungen von Kniat in den vermeintlichen Verletzungspausen von Torwart Jonas Kersken in Köln und bei früheren Spielen. Sie hatten den Kölner Trainer Olaf Janßen zu einem Wutausbruch („Unter aller Kanone, das ist unsportlich“) veranlasst und den DFB daraufhin dazu, ein Ermittlungsverfahren gegen den Bielefelder Coach einzuleiten.

Arminia schießt ein Eigentor

Auch Manager Michael Mutzel mochte sich am Samstag nicht äußern „Heute sage ich nichts“, erklärte der Sportchef schmallippig, noch bevor ihm die erste Frage gestellt werden konnte.


Arminia Bielefelds Trainer Mitch Kniat, Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel und Pressesprecher Malik Schacht (v.l.) sind mit der Berichterstattung über den DSC nicht einverstanden. - © Oliver Krato

Arminia Bielefelds Trainer Mitch Kniat, Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel und Pressesprecher Malik Schacht (v.l.) sind mit der Berichterstattung über den DSC nicht einverstanden.
| © Oliver Krato

Eine zu verschmerzende Reaktion, Mutzel spielte gegen Rostock keine Hauptrolle, Grodowski dagegen schon. Die Chance, den zweifachen Torschützen als Botschafter nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Interview-Zone zu nutzen, hat der Klub sehenden Auges verstreichen lassen.

Ein klassisches Eigentor des DSC, bedeutet, den Spieler des Spiels den hiesigen Journalisten vorzuenthalten, doch nichts anderes, als ihn den Lesern und Usern, respektive den eigenen Fans vorzuenthalten.

Nicht zum ersten Mal hat der Klub die Arbeit der Medien auf diese oder ähnliche Weise sanktioniert, um eine Berichterstattung zu den eigenen Gunsten zu erzwingen.