Franz Adickes, von 1891 bis 1912 Frankfurter Oberbürgermeister, muss eine stattliche Figur gewesen sein. In Anspielung auf seine Körpergröße erhielt der Rathausturm, in dessen Sockel Adickes sein Büro hatte, den volkstümlichen Namen „Langer Franz“. Adickes ist zudem der Oberbürgermeister mit der bisher längsten Amtszeit in der Frankfurter Geschichte. Lang ist der Turm aber schon länger nicht mehr, er wurde nach der Kriegszerstörung nur vereinfacht wieder aufgebaut. Jetzt soll er die fehlenden 22 Meter mit dem prächtigen Dach zurückbekommen.
Möglich wird das durch Spenden, die der Brückenbauverein mit seinem Vorsitzenden Christoph Mäckler gesammelt hat. Eine erste Tranche in Höhe von 1,2 Millionen Euro haben Vorstandsmitglieder des Vereines am Freitag Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) übergeben. Weitere Summen sollen folgen.
„Symbol der Stadtgeschichte“
1,7 Millionen Euro von 1200 Spendern habe man gesammelt, sagte Mäckler. Das Ziel liege bei 1,9 Millionen Euro. Zudem hat der Verein schon Kosten übernommen, die für die Erstellung des Bauantrags angefallen sind. Auf insgesamt 4,7 Millionen Euro summiert sich die Rekonstruktion des Brückenturms.
So soll der Rathausturm mit neuem Dach aussehen.dpa
Damit beauftragt ist die einst für den Wiederaufbau der Altstadt gegründete städtische Dom-Römer GmbH. Im Dezember beginne die Einrichtung der Baustelle, sagte Geschäftsführer Matthias Leißner. Anfang nächsten Jahres würden ein Kran und ein Gerüst gestellt. Im April werde das alte Dach entfernt, anschließend beginne der Aufbau von Mauerwerk und Dachstuhl. Mitte 2027 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Die Stadtverordneten hatten dem Projekt erst im Sommer zugestimmt. Es ist nicht unumstritten, Kritiker halten es für überflüssig. Doch nach Ansicht von Josef ist der Turm ein „Symbol der Stadtgeschichte“. In einer sich ständig wandelnden Zeit brauche es auch „Anker, an denen man sich festhalten kann“. Außerdem handle es sich um ein Beispiel für vorbildliches bürgerschaftliches Engagement. „Am Ende werden auch die Kritiker sagen, dass es passt“, ist Josef überzeugt.
Mit dem „Langen Franz“ ist die Wiederherstellung des Frankfurter Rathauses nach Ansicht Mäcklers aber längst nicht abgeschlossen. Es warteten noch fünf kleinere Türme auf die Rekonstruktion.
Im einstigen Büro von Franz Adickes befindet sich heute der Sitzungssaal der CDU-Fraktion. Josef möchte dort nicht einziehen. „Ich bin mit meinem Büro ganz zufrieden.“ Und auch Mäcklers Vorschlag, den Turm in „Langer Mike“ umzubenennen, hält er für unpassend. „Vielleicht kleiner Mike“, sagte er in Anspielung auf seine Körpergröße.