Liebe Leserin, lieber Leser,

Langhaarschneider
sind eine tückische Sache. Dreht man einmal unaufmerksam am
Rädchen, ist schnell nur noch ein Millimeter eingestellt, was fiese
Konsequenzen haben kann.

Vor
einigen Wochen gab es in meinem Haushalt eine kleine
Langhaarschneiderfehleinstellung. Ich möchte aus familienpolitischen
Gründen nicht ins Verursacherdetail gehen, plötzlich jedenfalls
hatte einer meiner Söhne äußerst kurze Haare an der Stelle, an der
Punks in den Achtzigern ihre Haare lang wachsen ließen. Es war der Tag vor seiner Einschulung, was die Lage nicht
schöner machte. Kennen
Sie dieses Video mit den fünf Phasen der Trauer? Die Giraffe im
Treibsand?

Nach
vielen, vielen Lügen (So schlimm ist das gar nicht!), Flüchen
(Drecksgerät, elendiges!), Nachrasuren (Das krieg ich wieder hin!),
nach dem Anprobieren etlicher Mützen und Käppis, Tipps der
wunderbaren Frisörin um die Ecke, diversen Einkäufen im dm,
Rossmann UND Budni hat sich mein Sohn für folgendes Szenario
entschieden: Wenn schon auffallen, dann gleich richtig. Also habe ich
ihm am Einschulungsmorgen alle verbliebenen Haarstummel mit pinker
Wimperntusche bemalt.

Ich
möchte an dieser Stelle allen Menschen, die vor einigen Wochen einen
sechsjährigen Jungen mit sehr, sehr pink leuchtenden Haaren und
einer Schultüte durch Eimsbüttel haben laufen sehen, einen Gruß
schicken. Wirklich alle, die Kioskbesitzerinnen, die Nachbarn, die
Eltern der anderen Kinder, die Lehrerinnen und Lehrer, die
Schulleiterin, haben ausschließlich begeistert gelächelt, es gab
viele High Fives und aus der Ferne gehobene Daumen.

© ZON

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Inzwischen
sind die Haare meines Sohns nachgewachsen, sie dürften beim
ursprünglich anvisierten Zentimeter gelandet sein. Aber Haare, das
hat mir die Geschichte mal wieder gezeigt, sind eben eine sensible
Sache, ich glaube, das gilt für überhaupt alle Menschen. Und wenn
man sie auf einmal nicht mehr hat, kann das bitter sein.

Erwachsene jedoch behandeln ihren Haarverlust gar nicht bis selten mit pinker
Wimperntusche. Über deren Methoden hat meine Kollegin
Viola Diem neulich so einiges in Erfahrung gebracht, ich kann Ihnen
ihr Interview mit Lars Huxsohl sehr empfehlen, Sie finden es weiter
unten in diesem Newsletter.

Ich
wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Ihre
Maria Rossbauer

WAS HEUTE WICHTIG IST

© Marcus Brandt/​dpa

In
den vergangenen Tagen gab es wieder zwei schwere
Fahrradunfälle
.
Ein 58 Jahre alter Radfahrer ist in Barmbek von einem abbiegenden
Lastwagen erfasst und verletzt worden. Der 49 Jahre alte Lkw-Fahrer
habe das Fahrrad offenbar übersehen, teilte die Polizei mit. Der
Radfahrer stürzte und geriet unter den Tanklaster. Beide
Beine des Mannes sind überrollt worden. Die Verletzungen seien
schwer, aber nicht lebensbedrohlich, sagte der Polizeisprecher. Außerdem war am Freitag ein Radfahrer schwer verletzt worden, der bei
Rot auf die Langenhorner Chaussee fuhr. Dort kam es zum Zusammenstoß
mit einem Auto. Der Radfahrer wurde schwer am Kopf verletzt.

Am
Wochenende brannten in Hamburg mehrere
Autos,
ein Elektroauto in Eimsbüttel und zwei weitere Fahrzeuge in Hummelsbüttel. Verletzt wurde niemand, wie
ein Sprecher der Feuerwehr mitteilte. Nach ersten Erkenntnissen geht
die Polizei bei dem Elektroauto von einem technischen Defekt als
Brandursache aus, bei den beiden Autos in Hummelsbüttel jedoch
handelt es sich offenbar um Brandstiftung. Die
Polizei ermittelt und sucht nach möglichen Tätern.

2024
wurden in Hamburg 161 Organe gespendet,
wie aus Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation
hervorgeht, im Jahr davor waren es 154, 2022 sogar nur 96. Trotz der
leichten Steigerung werden dringend mehr Spenderorgane benötigt.
Nach Angaben von Eurotransplant warteten Anfang 2025 rund 8.300
Patientinnen und Patienten in Deutschland auf ein Spenderorgan. In
Deutschland ist eine Organspende derzeit nur erlaubt, wenn jemand zu
Lebzeiten seine Zustimmung dazu gegeben hat. Ende September jedoch
beschloss der Bundesrat, einen Gesetzentwurf zur Reform der
Organspende in Deutschland auf den Weg zu bringen. Dem Entwurf nach
würde künftig jeder Bürger grundsätzlich als Organspender gelten,
sofern er zu Lebzeiten nicht widersprochen hat.

In aller Kürze

• Der Musiker Udo Lindenberg hat seinen kürzlich verstorbenen musikalischen
Weggefährten Klaus Doldinger gewürdigt. „Schwer zu glauben, dass die Jazz- und Filmmusikwelt
jetzt echt ohne dich klarkommen muss…“, schrieb Lindenberg auf
seinen Social-Media-Kanälen. „Du warst mir oft ein großer Lehrer,
ein echter Pionier und auch jetzt bist du uns schon mal
vorausgegangen…“. Lindenberg war 1971 der erste Schlagzeuger in
Doldingers Band Passport, die internationale Jazz-Geschichte schrieb,
er trommelte auch die Tatort-Titelmelodie
ein, die Klaus Doldinger 1970 komponiert hatte •
Die HSV-Männer verloren am Wochenende 2:1 gegen RB Leipzig und
stehen damit aktuell auf dem zehnten Platz der Bundesliga,
St. Pauli verlor 3:0
gegen
TSG 1899 Hoffenheim
und rutschte auf den 14. Platz.
Die
HSV Frauen spielten gegen Carl Zeiss
Jena im
Volksparkstadion 1:1 und sind nun auf Platz zwölf •
Gestern ist im Hamburger Ortsteil
Fünfhausen ein Reh zwischen
den Metallstreben eines Hoftores eingeklemmt und von der Freiwilligen
Feuerwehr befreit worden. Das Tier blieb unverletzt

AUS DER HAMBURG-AUSGABE

© Michael Kohls für DIE ZEIT

„Es wäre mir schon viel wert, bis ins hohe Alter tolle Haare zu haben“

Lars
Huxsohl ist Torwart bei Eintracht Norderstedt – und er vermittelt
Fußballer zur Haartransplantation in die Türkei. Er selbst war auch
schon da. ZEIT:Hamburg Redakteurin Viola Diem hat mit ihm darüber
gesprochen, warum er das bei sich machen ließ und wie das Ganze
überhaupt funktioniert. Lesen Sie hier einen Auszug aus ihrem
Interview:

DIE
ZEIT:
Herr Huxsohl, würden Sie sagen,
Fußballspielern sind ihre Haare wichtiger als anderen Menschen?

Lars
Huxsohl:
Ich denke schon. Die meisten
achten schon sehr drauf.

ZEIT:
Woran merkt man das?

Huxsohl:
Wenn zum Beispiel besondere Spiele anstehen, haben eigentlich alle
einen freshen Haircut. Bei den Profis eh, aber auch bei uns bei
Eintracht Norderstedt. Vor unserem Pokalspiel gegen den FC St. Pauli
Mitte August war, glaub ich, kein Einziger dabei, der nicht vorher
beim Friseur war. Fußballer haben inzwischen auch einen krassen
Einfluss auf Haartrends. Joshua Kimmich vom FC Bayern München hat
zum Beispiel gerade einen Burst-Fade-Cut, dabei werden die Haare am
Hinterkopf in Form eines V rasiert. Wenn die Kinder das sehen, wollen
die das auch. Ich überlege selber, ob ich mir den schneiden lasse.

ZEIT:
Joshua Kimmich ist für Millionen von Menschen im Fernsehen zu sehen.
Warum achtet man in der Regionalliga bei Norderstedt so sehr auf die
Haare?

Huxsohl:
Viele Fußballer haben ein großes Ego und stehen auch deswegen auf
dem Feld. Bei mir ist das auf jeden Fall auch ein Faktor. Und das
überträgt sich dann auf die Frisur.

ZEIT:
Sie haben sich vor sieben Jahren Haare transplantieren lassen, da
waren Sie erst 22 Jahre alt. Wie ist es dazu gekommen?

Huxsohl:
Ich war damals gerade aus den USA zurück, da hatte ich in New
Hampshire meinen MBA gemacht. Auf Fotos, die während unserer Spiele
bei Norderstedt gemacht wurden, fiel mir dann auf, dass es da oben
sehr licht wurde. Es war offensichtlich, dass ich Haarausfall habe.
Ich dachte: Boah, nee, das geht nicht!

ZEIT:
Leiden auch andere in Ihrer Familie an Haarausfall?

Huxsohl:
Ja, fast alle. Mein Opa hat fast gar keine Haare mehr. Mein Onkel hat
auch sehr drunter gelitten. Auch mein älterer Bruder ist betroffen.
Für mich stand fest: Für eine Glatze bin ich zu jung.

ZEIT:
Was finden Sie daran eigentlich so schlimm? An Männern wie Pep
Guardiola sieht man doch, wie gut das aussehen kann.

Huxsohl:
Das ist typabhängig. Guardiola hat zum Beispiel einen guten Bart.
Dann sieht das natürlich besser aus als bei mir mit den paar
Stoppeln.

Wie
sein Umfeld darauf reagiert hat, dass er sich operieren ließ, und
warum es Lars Huxsohl bald eine zweite OP machen lassen will,
lesen
Sie weiter in der ungekürzten Fassung des Gesprächs auf zeit.de
.

DER SATZ

© Bettina Theuerkauf für DIE ZEIT

„In Hamburg kleben heute mindestens 500 Teller von mir.“

fraujule*,
42, schreibt Sprüche und Parolen auf alte Kuchenteller und befestigt
sie nachts heimlich an Hamburgs Hausfassaden.
Warum sie das macht und wie es dazu kam, erzählte sie ZEIT:Hamburg
Autorin Kristina Läsker. Lesen
Sie hier das Protokoll
.

DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN

Vom
23. bis 26. Oktober geht das Festival „Fluctoplasma“ mit fast 100 Veranstaltungen voller Kunst und Diskurs in die
sechste Runde, diesmal unter dem Motto „Visions
Beyond the West“.
Eröffnet wird das Festival am Donnerstagabend im MARKK; nach einer
Keynote der Kuratorinnen zum Auftakt und einer kurzen Museumsführung
bieten Nadina Memagić
und Asmir Šabić
mit „Balkanodrom“
Kabarett, Musiktheater, Texte und bosnischen Sevdah. Das
kolumbianisch-deutsche Duo Cosmica Bandida und Clubdance mit dem
DJ-Kollektiv Mastika Sounds verlängern den Abend mit Musik und Beats
in die Nacht.

„fluctoplasma
2025 – Visions Beyond the West“, Festival vom 23. bis 26.10.;
Auftaktveranstaltung am 23.10. ab 18 Uhr; MARKK, Rothenbaumchaussee
64; Tickets
gibt es hier

MEINE STADT

Hamburgs Nordseestrand, nur ohne Sand und Meer © Anika Stracke

HAMBURGER SCHNACK

In
einem Restaurant. Der Kellner kommt mit unserem Essen in den Händen
– steuert aber einen anderen Tisch an. Ich gebe ihm ein Zeichen,
dass es vermutlich unsere Bestellung ist. Mit einem feinen Lächeln
stellt er die Speisen vor uns ab. „Ach ja“, meint er, „Sie sind ja
der Tisch 16. Wissen Sie, ich mache hier seit acht Jahren ein
Praktikum, und die Tischnummern sitzen noch nicht.“

Gehört
von Marilies Brinkmann

Das war
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