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Smartphone mit Broker, Kursverlauf zu sehen, Aktien.Achterbahnfahrt der Börse: Wie geht es weiter im Handelskonflikt mit China? © IMAGO

China verschärft die Exportkontrollen für Seltene Erden. Das spürt nicht nur die USA, auch die deutsche Industrie ist davon betroffen. Während die Märkte mit Kursverlusten reagieren, beraten auch die G7.

New York – China verschärft die Exportkontrollen für Seltene Erden, was auch Auswirkungen auf die deutsche Industrie hat. Gleichzeitig bringt US-Finanzminister Scott Bessent einen handelspolitischen Waffenstillstand ins Gespräch. Und die Finanzminister der G7-Staaten kündigten an, eine gemeinsame Strategie als Reaktion auf Chinas Beschränkungen zu prüfen. Die Reaktion der Märkte? Starke Kursverluste bei US-Unternehmen aus dem Bereich Seltene Erden.

China verschärft Exportkontrollen für Seltene Erden: Die Märkte reagieren stark

Durch den Handelskonflikt gerieten Hersteller Seltener Erden an den Börsen unter Druck und verzeichneten zum Teil deutliche Kursverluste. US-Finanzminister Bessent machte am Mittwoch jedoch deutlich, dass die Regierung ihre China-Strategie nicht von kurzfristigen Marktbewegungen abhängig machen werde: „Wir werden nicht verhandeln, nur weil der Aktienmarkt fällt“, sagte Bessent beim CNBC-Forum Invest in Amerika laut Der Aktionär. Gespräche mit China sollen demnach nur dann stattfinden, „wenn es wirtschaftlich das Beste für die USA ist“.

Vorausgegangen war der neu entflammte Handelskonflikt zwischen den USA und China. Nach verschärften chinesischen Exportkontrollen für Seltene Erden drohte US-Präsident Donald Trump mit höheren Zöllen, woraufhin die Kurse deutlich einbrachen. Nach einer kurzen Erholung am Wochenende und am Montag folgte am Dienstag bereits der nächste Rückschlag, als Trump China vorwarf, keine US-Sojabohnen zu kaufen. US-Präsident Donald Trump konterte damit, künftig auf chinesisches Speiseöl verzichten zu wollen. Auf Truth Social schrieb er, die USA könnten Speiseöl „problemlos“ selbst produzieren, ohne auf Lieferungen aus China angewiesen zu sein.

Chinas Monopol bei Seltenen Erden: Auch Deutschlands Industrie betroffen

China kontrolliert nahezu den gesamten Markt für wichtige Seltene Erden und hat kürzlich angekündigt, die Exportkontrollen für bestimmte Rohstoffe zu verschärfen. Ausländische Firmen benötigen vor dem Export von Waren, die auch nur kleinste Mengen chinesischer Seltene Erden enthalten, eine Genehmigung durch die chinesische Regierung. Das trifft nicht nur die USA, vor allem wegen ihrer Rüstungsindustrie, empfindlich. Auch die EU und insbesondere Deutschland spüren die Folgen: Automobilindustrie, Luft- und Raumfahrt sowie Energiebranche sind auf diese Rohstoffe angewiesen, ebenso Maschinenbau, Chemie, Medizintechnik und Elektronik. Einer aktuellen McKinsey-Studie zufolge hängen in Deutschland rund vier Millionen Arbeitsplätze direkt von Seltenen Erden ab.

Matthias Rüth, Geschäftsführer von Tradium, einem der größten Rohstoffhändler Europas, warnt vor einer Verschärfung der Lage bei Seltenen Erden. Die Nachfrage ist so hoch, dass Kunden sich im Preis überbieten, selbst Stammkunden könnten kaum noch versorgt werden. Die Auswirkung? Seine Kunden überbieten sich im Preis, berichtet er in der Zeit. „Der Rohstoffhandel, wie man ihn bisher kannte, existiert nicht mehr. Früher haben wir mit chinesischen Produzenten über Preise verhandelt. Heute stellt sich dagegen die Frage, ob man überhaupt Ware bekommt“. Es sei fraglich, ob überhaupt alle Industriekunden versorgt werden können. Die Verunsicherung wächst deutlich.“

G7-Staaten beraten ob gemeinsamer Antwort: Vizekanzler Klingbeil in den USA

Die Finanzminister der G7-Staaten (Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten) planen laut eigenen Angaben, gemeinsam auf Chinas verschärfte Exportregeln für Seltene Erden zu reagieren. Laut Bundesfinanzminister Lars Klingbeil könnten die Beratungen auch zu möglichen Gegenmaßnahmen führen. Der SPD-Politiker mahnte jedoch, keine Entscheidungen zu treffen, die der eigenen Wirtschaft schaden könnten, berichtet Bloomberg. Klingbeil vertritt aktuell zusammen mit Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan die Bundesregierung in Washington bei der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank, wo er um US-Investoren für Deutschland buhlt.

„Wir werden eine umfassende, gemeinsame Antwort darauf geben, denn die Bürokraten in China können nicht die Lieferkette oder den Herstellungsprozess für den Rest der Welt kontrollieren“, erklärte Bessent. Die USA wollen demnach über die G7 hinaus um Unterstützung werben. „Wir werden mit unseren europäischen Verbündeten, mit Australien, Kanada, Indien und den asiatischen Demokratien sprechen“, sagte er auf einem von CNBC veranstalteten Forum in Washington.

Zudem deutete Bessent an, dass der aktuelle Zollfrieden verlängert werden könnte, falls China seine angekündigten Exportbeschränkungen verschiebt. Im Frühjahr hatten sich die USA und China auf eine 90-tägige Pause bei Einfuhrzöllen von bis zu 145 Prozent geeinigt. Doch die Frist läuft im November ab.