Anlässlich des 70. Jahrestages der Einweihung des Denk- und Mahnmals für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Friedhof wurden auch die ersten 206 neuen Schilder präsentiert, die dort im Rahmen des Projekts aufgestellt wurden.

Ziel sei es, alle Gräber mit Namen zu dokumentieren, die bislang keine Schilder haben oder deren Inschrift durch das Wetter und weitere äußere Einflüsse nicht mehr zu lesen sind, sagte die Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, Ulrike Schrader, vor etwa 30 Besuchern. Das Projekt wird von der Begegnungsstätte und der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal umgesetzt und soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Die Kosten belaufen sich auf 15 000 Euro.

„Viele Gräber sind namenlos geworden“, erklärte Schrader. Einige der etwa 1100 Gräber auf dem im Jahr 1900 eröffneten Friedhof hätten nie einen Stein bekommen, andere nur kleine Kunststoffschilder. Stürme und umstürzende Bäume, Starkregen und weitere Verwitterungsprozesse hätten den Steinen und Plaketten im Lauf der Jahrzehnte zugesetzt und die Inschriften unleserlich gemacht.

In dem Projekt gehe es darum, die „Toten einer lebendigen jüdischen Gemeinde zu ehren“, führte Schrader aus. Ein Friedhof habe in der jüdischen Religion einen besonderen Stellenwert, deshalb sei es wichtig, sich an die dort bestatteten Menschen zu erinnern. Projektleiterin Lucinda Jäger, die am Sonntag krankheitsbedingt verhindert war, habe im Laufe ihrer Recherche 460 Gräber ausfindig gemacht, bei denen kein Name vorhanden oder nicht mehr zu entziffern waren.

Der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, Leonid Goldberg, erinnerte daran, dass ein jüdischer Friedhof „ein Ort des Gedenkens, des Glaubens und der Geschichte“ sei. Man befinde sich hier „an einem Ort, der schweigt und viel erzählt“. Der Friedhof habe in der jüdischen Religion eine „zentrale spirituelle Bedeutung“. Er werde „Haus des Lebens“ genannt, denn dort erinnerten sich die Hinterbliebenen an die Verstorbenen. „Der jüdische Friedhof ist sogar wichtiger als eine Synagoge. Beten kann man überall, seine Toten begraben nur an einem Ort“, sagte Goldberg.

Mit der neuen Beschilderung auf dem 10 000 Quadratmeter großen Friedhof würden „einzelne Namen und Geschichten wieder ans Licht“ geholt. Das Projekt sei „ein wichtiger Schritt in der Erinnerungsarbeit – besonders in einer Zeit, in der Antisemitismus wieder spürbar zunimmt“, erklärte der Gemeindevorsitzende. Er hoffe, dass das Projekt dazu diene, den jüdischen Friedhof am Weinberg „als lebendigen Teil unseres kollektiven Gedächtnisses“ wahrzunehmen.