Geht es nach dem Willen einer Auswahlkommission, wird Ola Staszel im Januar neue Intendantin des DOK Leipzig. Noch fehlt aber die Zustimmung vom Stadtrat. Staszel würde die Verantwortung für ein traditionsreiches, aber auch umkämpftes Filmfestival übernehmen. Erst im vergangenen November wollte die CDU das DOK aus politischen Gründen de facto beerdigen.
„Mit Ola Staszel gewinnt die Stadt Leipzig für DOK eine Intendantin mit künstlerischem Weitblick sowie viel Erfahrung und Sensibilität in der Dokumentarfilmbranche“, freut sich Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke. Sie hat eine Kommission geleitet, die eine*n Nachfolger*in für Christoph Terhechte finden sollte. In der Kommission waren auch Stadträt*innen, externe Expert*innen und Terhechte selbst.
Terhechte hatte das DOK durch die Corona-Jahre geführt und 2023 seinen Vertrag um fünf Jahre verlängert. Im Februar 2025 teilte das Festival mit, dass er aus persönlichen Gründen bereits nach der diesjährigen Ausgabe aufhören wird. Geplant ist, dass Staszel und Terhechte im Januar 2026 für die Übergabe der Geschäfte einen Monat lang zusammenarbeiten.
Erfahrungen im Dreiländereck
Kulturbürgermeisterin Jennicke betont, dass Staszel dafür bekannt sei, einen Schwerpunkt bei osteuropäischen Themen zu setzen. „Dies wird eine Traditionslinie des Leipziger DOK-Filmfestivals mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen prominent fortsetzen.“
Staszel war bislang als Co-Leiterin des Neiße-Filmfestivals tätig. Dieses hatte Anfang Oktober bekanntgegeben, dass sie sich „nach 14 intensiven und prägenden Jahren“ verabschieden wird, „um neue berufliche Wege zu bestreiten“. Das Neiße-Filmfestival findet gleichzeitig an verschiedenen Orten in Deutschland, Polen und Tschechien statt und ist in dieser Form hierzulande einzigartig.
Die Verantwortlichen beim Leipziger DOK werden sich wohl auch in den kommenden Jahren mit großen politischen Herausforderungen beschäftigen müssen – sowohl im Programm als auch im Umgang mit Politik und Parteien. Allein innerhalb der letzten zwölf Monate gab es drei – teilweise erfolgreiche – Versuche, dem Festival finanzielle Mittel zu streichen.
Kampf um Geld
Den Anfang machte im vergangenen November die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat. Im Rahmen der Haushaltsverhandlungen beantragte sie, die jährlichen Zuweisungen in den Jahren 2025 und 2026 zu halbieren und anschließend vollständig zu streichen. Der Fraktionsvorsitzende Michael Weickert erklärte das mit einzelnen Äußerungen zum Nahostkonflikt abseits der eigentlichen Filmvorführungen.
Kulturbürgermeisterin Jennicke reagierte mit Unverständnis auf die Vorwürfe. In der Stellungnahme ihres Dezernats zum CDU-Antrag hieß es später: „Eine Kürzung und Einstellung der städtischen Zuweisungen an die Leipziger Dokfilmwochen hätte ebenso die Einstellung der Zuweisungen des Freistaates Sachsen zur Folge, da paritätisches Finanzierungsgebilde, und damit die Beendigung der 70-jährigen Geschichte des Dokfilm-Festivals.“
Auch in den Haushaltsverhandlungen des Freistaates Sachsen stand das DOK in diesem Jahr vor massiven Kürzungen. Vor allem der Grünen-Fraktion war es laut DOK zu verdanken, dass die Förderung nicht wie geplant um 22 Prozent reduziert wurde.
Vollständig gestrichen wurden allerdings die Mittel des Landes für barrierearme Filmfassungen, also solche mit Audio-Beschreibungen und erweiterten Untertiteln. Statt 50.000 Euro wie in den Vorjahren gibt es gar keinen Euro mehr. Mit einem Crowdfunding konnte das DOK immerhin genug Geld einsammeln, um zumindest einige barrierearme Filmfassungen anzubieten – eine Übergangslösung für dieses Jahr.
Ola Staszel soll keine Übergangslösung werden, sondern das DOK für mindestens fünf Jahre übernehmen. Der Stadtrat wird voraussichtlich in der kommenden Woche darüber abstimmen – höchstwahrscheinlich reine Formsache.