Das evangelische Pfarrhaus in Echterdingen ist schwerer beschädigt als zunächst angenommen. Wie lange die Sanierung dauern wird, kann derzeit niemand sagen.

Das Haus muss dringend saniert werden. Und die Schäden sind umfangreich: Das historische Pfarrhaus in der Echterdinger Ortsmitte ist eines der wenigen alten und ortsbildprägenden Gebäude in der Stadt. Während der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses stellten Mitarbeiter des Amts für Vermögen und Bau das Projekt vor.

„Wir haben das gleiche Ziel wie Sie, wir wollen, dass es schön wird“, betonte die Amtsleiterin Corinna Bosch. Dass diese Klarstellung ausgesprochen werden musste, hat seinen Grund. Die von zahlreichen Passanten als unansehnlich empfundene Folienverpackung des Gebäudes stößt vielen Menschen im Ort bitter auf.

Seit rund einem Jahr ist von der Fachwerkkulisse gegenüber der Kirche nicht mehr viel zu sehen. Die lange Dauer hängt mit den Schäden zusammen, die immer wieder aufs Neue entdeckt wurden. „Im Moment wird die Maßnahme immer größer“, erklärte Bosch. Die Feuchteschäden seien bis in die Konstruktion des Hauses vorgedrungen. Die genaue Schadenserhebung sei noch nicht zu Ende. Daher könne auch noch nicht mit Gewissheit gesagt werden, wann die eigentliche Sanierung begonnen werden kann.

Die Sanierung soll gründlich sein

Einen groben Zeitplan gibt es aber. Diesen erläuterte Boschs Kollegin Nicole Weskamp (Abteilungsleiterin Hochbau). „Es sind viele Schäden zutage getreten, die uns vorher nicht bekannt waren“, sagte auch sie. Unter anderem wurde ein asbesthaltiger Belag an den Fenstern gefunden. Der asbesthaltige Lack soll abgebeizt und nicht abgeschliffen werden. Weskamp hofft, bis zum Ende des Jahres die Schadensuntersuchung abschließen und 2026 in die Sanierungsplanung einsteigen zu können.

Ähnlich nebulös wie der Zeitplan sind die Kosten. Man sei vor zwei bis drei Jahren einmal von Kosten in Höhe von 1,9 Millionen Euro ausgegangen, erinnerte Weskamp. Inzwischen scheint aber klar zu sein, dass das nicht reichen wird. „Es wird teurer“, stellte sie klar. Wie viel teurer, das kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.

Verhüllt in Christo-Manier: das evangelische Pfarrhaus in Echterdingen Foto: pib

Die Sanierung soll gründlich sein. „Wir wollen, dass es Bestand hat“, sagte die Amtsleiterin Bosch. Wohin es führt, wenn Schäden am Bau immer wieder nur geflickt werden, ist am jetzigen Gebäudezustand abzulesen.

Das Ziel ist es, dass einmal wieder eine behagliche Pfarrerswohnung in dem Haus eingerichtet werden kann. „Wir wollen, dass sich der Pfarrer wohlfühlt“, sagte Bosch. Dafür ist unter anderem eine gute Dämmung nötig. Eine Fachwerkfassade passt dazu aus Sicht der Experten nicht mehr. „Wasser ist der größte Feind des Holzes“, so die Amtsleiterin. Durch die Hölzer kommt Feuchtigkeit in die Wände, was zu schweren Gebäudeschäden führt. Und historisch sei das freigelegte Fachwerk am Pfarrhaus auch nicht, so Bosch. Der Originalbau habe eine verputzte Fassade gehabt. Erst in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts sei das Fachwerk freigelegt worden. Es ist nun geplant, das Gebäude erneut zu verputzen und ihm einen Gelb- oder Ockerton zu verpassen.

Umdenken bei freiliegendem Fachwerk

Neben einer besseren Dämmung und einer Rückbesinnung auf den originalen Bauzustand spricht der Schutz des Holzes für eine neue Putzschicht am Pfarrhaus. Das Holz sei eigentlich nie darauf ausgelegt gewesen, der Witterung ausgesetzt zu sein, erklärte Karsten Preßler vom Landesamt für Denkmalpflege. Immer häufiger würden Fachwerkfassaden bereits seit den 1980er-Jahren wieder verputzt; „es fand ein Umdenken statt.“ Das freiliegende Fachwerk sei ein Trend der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1970er-Jahre gewesen. Gleichzeitig erkannte der Experte an, dass Fachwerk heute als chic empfunden werde und ein Tourismusfaktor sei. Städte wie Rothenburg ob der Tauber oder Esslingen dürften sich wohl auch in Zukunft dank ihrem Fachwerk über viele Besucher freuen. Ähnlich sieht es der Experte beim alten Echterdinger Rathaus. „Da kämen wir nicht auf die Idee, es zu verputzen.“

Ein Haus mit Geschichte

Besitzer
Das evangelische Pfarrhaus in Echterdingen gehört dem Land Baden-Württemberg. Für die Instandhaltung ist das Amt für Vermögen und Bau mit Sitz in Ludwigsburg zuständig. Insgesamt hat das Amt an seinem Ludwigsburger Sitz 114 Mitarbeiter und ist für mehr als tausend Gebäude in den Landkreisen rund um Stuttgart zuständig, darunter 104 denkmalgeschützte Pfarrgebäude. Ob das Pfarrhaus einmal an das geplante Nahwärmenetz in der Ortsmitte angeschlossen wird oder nicht ist noch nicht entschieden. Die Möglichkeit bestünde.

Geschichte
Der barocke Bau wurde 1744 fertiggestellt. An der gleichen Stelle gab es zuvor bereits ein Gebäude aus dem Jahr 1551. Von 1781 bis 1790 war das Pfarrhaus die Wirkungsstätte des Theologen, Erfinders und Konstrukteurs Philipp Matthäus Hahn, der im Erdgeschoss seine Werkstatt hatte. pib