Kritik aus dem Ruhrgebiet
CDU-Sozialpolitiker zerlegt Merz-Rhetorik
21.10.2025 – 02:37 UhrLesedauer: 2 Min.
Dennis Radtke (Archivbild): Der Europaabgeordnete für Essen ist gleichzeitig Chef der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA). (Quelle: Jacob Schröter/dpa)
Der CDU-Europaabgeordnete für Essen, Dennis Radtke, übt scharfe Kritik an Bundeskanzler Merz. Er warnt vor unerfüllbaren Erwartungen.
Der Europaabgeordnete für Essen, Dennis Radtke (CDU) hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nach dessen umstrittenen Äußerungen zum „Stadtbild“ und Migration zu einem anderen Kommunikationsstil aufgefordert. Neben seiner Funktion als Europaabgeordneter ist Radtke zugleich Chef des CDU-Sozialflügels CDA.
„Natürlich haben wir an vielen Stellen ein verstörendes Stadtbild, aber zu suggerieren, dies würde sich durch Abschiebungen ändern, ist zu kurz gesprungen, erweckt unerfüllbare Erwartungen und wird der Komplexität des Problems nicht gerecht“, sagte der Politiker aus dem Ruhrgebiet den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Merz hatte vor einer Woche in Potsdam auf eine Frage zum Erstarken der AfD erklärt, man korrigiere frühere Versäumnisse in der Migrationspolitik und mache Fortschritte. „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ Die Äußerung stieß auf Kritik bei der Opposition und auch in der SPD.
Am Montag verteidigte der Kanzler seine Worte. „Ich habe gar nichts zurückzunehmen“, sagte Merz. „Im Gegenteil, ich unterstreiche es noch einmal: Wir müssen daran etwas ändern, und der Bundesinnenminister ist dabei, daran etwas zu ändern, und wir werden diese Politik fortsetzen.“
Der Abgeordnete Radtke konterte: „Probleme wie Drogensucht, Obdachlosigkeit oder Mackertum bei Jugendlichen lassen sich nicht abschieben, sondern müssen angepackt werden.“ Natürlich müssten illegal eingereiste Migranten abgeschoben werden – aber viele Probleme würden fortbestehen.
Radtke mahnte: „Friedrich Merz ist nicht mehr der launige Kommentator am Spielfeldrand, der einen raushaut, sondern ihm kommt als Kanzler eine besondere Verantwortung für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, die Debattenkultur und einer positiven Zukunftserzählung zu.“
Die beste Strategie gegen die AfD sei Politik, die Probleme löst, Versprechen einhalte und in der Kommunikation ebenso klar wie empathisch sei, meinte der Ruhrgebiets-Abgeordnete. Die Debatte findet vor dem Hintergrund starker AfD-Umfragewerte statt. 2026 werden in fünf Bundesländern neue Landtage gewählt: Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern kommt die AfD in jüngsten Umfragen an die 40 Prozent heran und ist mit weitem Abstand stärkste Partei. Merz hatte erneut einen klaren Abgrenzungskurs der CDU gegenüber der AfD angekündigt.
