Fraunhofer-Institut in Braunschweig

Forscher züchten Beton-Alternative aus Pilzgeflecht

21.10.2025 – 10:14 UhrLesedauer: 2 Min.

Die Wissenschaftler Steffen Sydow (links) und Henrik-Alexander Christ: Sie erforschen, wie sich Pilzgeflechte zu nachhaltigen Baustoffen verarbeiten lassen.Vergrößern des Bildes

Die Wissenschaftler Steffen Sydow (links) und Henrik-Alexander Christ: Sie erforschen, wie sich Pilzgeflechte zu nachhaltigen Baustoffen verarbeiten lassen. (Quelle: Fraunhofer WKI / Anna Lissel)

Was aussieht wie Schimmel, könnte die Bauwelt verändern: Forscher in Braunschweig lassen Pilzgeflechte zu stabilen Materialien wachsen – ganz ohne Beton oder Chemie.

Am Fraunhofer-Institut für Holzforschung in Braunschweig entwickeln Wissenschaftler eine nachhaltige Alternative zu Beton – aus Pilzmyzel. Das unterirdische Geflecht der Pilze wirkt wie ein natürlicher Klebstoff, der Holzreste und Pflanzenfasern zu festen, formbaren Strukturen verbindet. Das Ziel: Baustoffe, die ohne Erdöl auskommen, biologisch abbaubar sind und trotzdem stabil genug für den Einsatz in der Bau- und Designbranche.

Bereits 2023 entwarfen die Forscher Henrik-Alexander Christ und Steffen Sydow gemeinsam mit dem Staatstheater Braunschweig ein Bühnenbild aus Pilzmyzel. Dafür ließen sie Elefantengrasfasern von einem Pilz durchwachsen und zu einer begehbaren Berglandschaft verbinden. Das Ergebnis: ein leichtes, recycelbares Material mit erstaunlicher Stabilität – komplett biologisch abbaubar.

Heute untersuchen Christ und Sydow, wie sich die Eigenschaften des Myzelmaterials gezielt steuern lassen. Durch unterschiedliche Fasern, Temperaturen und Feuchtigkeitsbedingungen können sie Textur, Elastizität und Festigkeit beeinflussen. So entstehen Dämmplatten und Leuchten, die nicht nur nachhaltig, sondern auch formstabil und widerstandsfähig sind.

Für ihre Forschung arbeitet das Fraunhofer-Institut mit lokalen Partnern wie dem Protohaus in Braunschweig zusammen. Dort werden Produktionsprozesse getestet, um das Material effizienter und kostengünstiger herzustellen. Die Vision: Myzel-Baustoffe, die konventionellen Materialien in Preis und Leistung ebenbürtig sind – aber ohne ökologische Folgekosten.

Auch künstlerisch stößt das Material auf Interesse. Im Projekt „Luminous Networks“ kooperiert Fraunhofer mit dem Künstler Malte Taffner, der lebendige Skulpturen aus Myzel wachsen lässt. Seine farbigen Lichtobjekte zeigen, wie eng Kunst, Wissenschaft und Natur künftig zusammenarbeiten könnten.

Noch ist die Beton-Alternative im Laborstadium. Doch die Forscher sehen großes Potenzial: Myzel könnte eines Tages Häuser dämmen, Innenräume gestalten oder Bauteile ersetzen – und dabei helfen, die Bauindustrie klimafreundlicher zu machen.