Kiel. „Ein liebevoller Blick aufs Leben” sei ihr aktuelles Programm „Halftime Show – Jetzt oder nie“, sagt Katrin Bauerfeind im KN-Interview. Mit dem ist die preisgekrönte Comedienne, Entertainerin, TV-Moderatorin, Autorin und Schauspielerin auf Tour. Einige Shows der 43-Jährigen sind bereits ausverkauft, für die am Sonntag, 26. Oktober, um 19 Uhr im Kieler Schauspielhaus gibt es noch Karten.

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Das Altern generell und speziell Midlife-Crisis sind thematisch beliebt in der Comedy. Dürfte gar nicht so leicht sein, dem noch originelle, individuelle humoristische Facetten abzugewinnen.

Ich bin jetzt in dem Alter „nicht mehr Pubertät“ und „noch nicht Rücken“. Das ist sehr interessant, wenn man feststellt, dass man jetzt zu schätzen weiß, wenn Konzerte bestuhlt sind oder dass man niemanden mehr aus den Charts auf der Straße erkennen würde. Und ich bin ja die Mittendrin-Generation: Das sind Leute, die jetzt Espresso Martini trinken, aber sich noch an die Kopfschmerzen nach zwölf Apfelkorn erinnern. Insofern hab ich reichlich Material.

„Halftime Show – Jetzt oder nie“ klingt nach persönlicher Zwischenbilanz. Rein beruflich betrachtet dürfte diese bei Ihnen positiv ausfallen. Sind Sie zufrieden?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Kein Grund zu klagen, es ist durchaus alles so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber das Leben ist kurz und man hört ja nicht auf, Träume und Ziele zu haben, nur weil sich schon ein paar Wünsche erfüllt haben. Insofern ist das Programm eine gute Erinnerung an das, worum es eigentlich geht im Leben. Auch für mich selbst jeden Abend noch mal.

Wie ist in dem Programm das Verhältnis von Rückblick, Status quo und Ausblick?

Es ist ein Comedyprogramm, es ist ein liebevoller Blick aufs Leben, voller Geschichten. Wir lachen Tränen, wir verdrücken das ein oder andere Tränchen, weil das Programm ja eine besondere Entstehungsgeschichte hat. Als ich Mitte 30 war, ist mein Vater unerwartet mit Mitte 60 gestorben und ich dachte: Wenn ich so alt werde wie er, ist jetzt schon mehr als die Hälfte weg. Der Tod ist ja mitunter auch eine Aufforderung zu leben und deswegen gehen wir am Ende aus diesem Abend und sagen: Geil, Leben, lass machen – jetzt oder nie. Darum geht’s …

Eine These lautet, dass Frauen sich mit 40 erst so richtig wohl in ihrer Haut fühlen. Selbstzweifel und Unsicherheiten seien weitestgehend überstanden.

Über Stand-up hat mal jemand gesagt, wenn man fünf Jahre Stand-up macht, dann ist man auch auf der Bühne fünf Jahre alt. Und je länger man es macht, umso besser und sicherer wird man. Ich denke, dass das auch in vielen Bereichen aufs Leben zutrifft.

Bei vielen PR-Fotos wird in einem Maße per Bildbearbeitung das faltenglättende Bügeleisen angesetzt, dass es in Bezug auf das tatsächliche Alter schon regelrecht albern wirkt. Dennoch wird es flächendeckend praktiziert, denn keine(r) will ins Hintertreffen geraten. Ein absurder Schwindel, oder?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Reden wir auch drüber in meinem Programm, weil der Druck auf Frauen, wenn es um Optik geht, natürlich immer noch enorm ist. Jeder, der Social Media macht, weiß das. Sehen Sie an Kommentaren, die dann finden: zu viel, zu alt, zu dünn, zu irgendwas. Ich sage seit Jahren, dass es besser wäre, man würde Frauen nicht vor allem über ihr Aussehen bewerten.

Männer dürfen interessant Falten werfen. Es bleibt ungerecht …

Sie sagen es. Männer werden eben im Gegensatz zu Frauen auch nicht so sehr nach Optik bewertet.

Verlassen wir das Feld der körperlichen Reifung und widmen uns der geistigen. Allerdings ist es in der Comedy sicher von Vorteil, sich möglichst viel Sinn auch für Albernheit bewahrt zu haben.

Jerry Seinfeld, einer der besten Comedians, wurde mal gefragt, warum er so lustig ist und antwortete: Früher waren doch alle lustig, aber dann hatten sie irgendwann Jobs. Ich denke, das Leben ist eben oft nicht nur lustig, leicht und heiter. Aber eins ist auch sicher: Humor hilft. Und zwar immer.

Mit Blick auf Ihre statistische Lebenserwartung: Haben Sie Angst vor den Konsequenzen der drohenden Klimakatastrophe?

Weiterlesen nach der Anzeige

Weiterlesen nach der Anzeige

Natürlich. Ich habe schon vor über zehn Jahren den Deutschen Umweltpreis verliehen, unter anderem an den Erfinder der Kipppunkt-Theorie. Leute sagen mir jetzt bei all den vermeintlichen „Naturkatastrophen“ auf der Welt: Das ist doch alles nicht mehr normal. So ist es. Ich wäre dafür, dass wir versuchen, das, was wir jetzt haben, zu erhalten. Damit es auch in Zukunft noch so schön ist wie heute.

Worauf bezieht sich das „Jetzt oder nie“ im Titel Ihrer Show?

Es geht darum, dass das Leben kurz ist und wir manchmal dennoch denken: Mach’ ich irgendwann. Man lebt oft so vor sich hin. Eine Freundin von mir wollte immer über die Alpen, dann bekam sie einen Fersensporn und meinte: „Ich dachte immer, alte Leute können das nicht mehr machen, aber ich bin doch erst 44.“ Klassischer Fall von: Mach‘ ich eines Tages. Und dann hat man es vielleicht verpasst. Ich sag‘: nichts aufschieben. Die beste Zeit ist jetzt, denn wer weiß, was kommt.

Interview: Thomas Bunjes

Show am Sonntag, 26. Oktober, um 19 Uhr im Kieler Schauspielhaus.

KN