Ein kaputtes Fenster des Louvre-Museums ist mit einer Holzplatte abgedeckt.

Stand: 21.10.2025 11:47 Uhr

Frankreichs Behörden fahnden nach dem Juwelendiebstahl aus dem Louvre weiter nach den Tätern. Unterdessen geraten die Sicherheitsvorkehrungen des Museums immer mehr in die Kritik: In vielen Sälen fehlen offenbar Überwachungskameras.

Wie konnten Diebe am helllichten Tag historische Juwelen aus dem Louvre in Paris entwenden? Nach dem spektakulären Einbruch am Sonntag rücken mögliche Sicherheitsmängel in dem weltberühmten Museum ins Zentrum der Debatte in Frankreich.

Der französische Rechnungshof prangert „erhebliche Verzögerungen“ bei der Installation von Sicherheitseinrichtungen an, wie es in einem noch unveröffentlichten Bericht heißt, aus dem französische Medien zitieren. „Aufgrund der anhaltenden Verschiebung des Masterplans zur Modernisierung der Sicherheitsausrüstung erfolgt die Installation von Kameras im Wesentlichen nur im Rahmen von Umbauarbeiten in den Sälen.“ Dem Bericht zufolge sind in einigen Gebäudeteilen nur etwa ein Drittel der nötigen Überwachungskameras installiert.

„Die bereitgestellten Mittel sind im Hinblick auf den geschätzten Bedarf gering“, heißt es im Bericht des Rechnungshofes weiter. Dabei hätten „mehrere Vorfälle in jüngster Zeit, bei denen die Kunstwerke gefährdet waren, der Museumsleitung bewusst gemacht, dass in den vergangenen Jahren zu wenig investiert wurde.“ Auch beim Sicherheitspersonal wurde nach Angaben von Gewerkschaften kräftig gespart.

Justizminister räumt Versäumnisse ein

Die Direktorin des Louvre erklärte nach dem Einbruch, dass sie nach der Übernahme ihres Postens im Jahr 2021 auf bessere Sicherheitsvorkehrungen gepocht habe.

Der französische Justizminister Gérald Darmanin räumte gestern offiziell Versäumnisse ein. „Ich weiß, dass man nicht alle Orte komplett absichern kann. Aber es ist klar, dass wir versagt haben, wenn man einen Möbellift mitten in Paris aufstellen kann, um in wenigen Minuten Schmuck von unschätzbarem Wert zu entwenden und ein beklagenswertes Bild von Frankreich zu zeigen“, so Darmanin.

Das Kulturministerium teilte mit, die Alarmanlagen am Außenfenster der Apollon-Galerie sowie an den beiden betroffenen Vitrinen seien ausgelöst worden. Auch mehrere Museumsmitarbeiter hätten „zum Zeitpunkt des besonders schnellen und brutalen Einbruchs“ sofort eingegriffen.

Spektakulärer Einbruch in wenigen Minuten

Der aufsehenerregende Diebstahl aus der Herzkammer des französischen Kulturbetriebs machte weltweit Schlagzeilen. Vier maskierte Täter hatten nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Lkw mit einer Hebebühne neben dem Museum geparkt. Während zwei von ihnen auf Motorrollern an der Straße warteten, gelangten die anderen beiden mit der Hebebühne auf einen Balkon im ersten Stock und von dort durch ein Fenster in das Museum.

In nur wenigen Minuten brachen die Diebe zwei Vitrinen auf, nahmen acht kostbare Schmuckstücke früherer Königinnen und Kaiserinnen an sich – darunter mit Edelsteinen übersäte Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen – und entkamen mit ihrer Beute.


Louvre-Museum
Das sind die gestohlenen Schmuckstücke

Staatsanwaltschaft geht von Organisierter Kriminalität aus

Die französische Polizei sucht weiter nach den Tätern und der Beute. Die Staatsanwaltschaft vermutet zum jetzigen Zeitpunkt organisierte Banden hinter dem Einbruch. Dass der Coup in dem berühmten Museum von einem ausländischen Staat aus eingefädelt sein könnte, schlossen die Ermittler aus. Es gebe keine Anhaltspunkte für Verbindungen zu anderen Stör- und Destabilisierungsaktionen, die die französischen Behörden Russland zuschreiben.

Wie die Staatsanwaltschaft heute mitteilte, wird die Tat im Louvre nicht als Raubüberfall, sondern als Einbruchdiebstahl bewertet. Den Tätern drohten wegen bandenmäßigen Diebstahls bis zu 15 Jahre Haft.

Sorge um die Juwelen

Auch Kunstexperten vermuten Organisierte Kriminalität hinter dem Juwelenraub. Der Einbruch sei sehr gut vorbereitet, extrem schnell und professionell durchgeführt gewesen, sagte der Schweizer Kunstrechtsexperte Andrea Raschèr im Interview mit tagesschau24. „Das müssen Leute sein, die das nicht zum ersten Mal machen.“

Das schlimmste Szenario für die gestohlen Kunststücke wäre laut Raschèr, dass das Gold eingeschmolzen und die Juwelen geschliffen werden, um sie für den reinen Materialwert zu verkaufen. Auch der Pariser Auktionator und Kunst-Sachverständige Alexandre Giquello äußerte diese Befürchtung: „Die einzige Art, die Stücke in den Umlauf zu bringen, unser absoluter Alptraum, wäre, die Gegenstände zu demontieren, die Diamanten oder die Steine neu zuzuschneiden in kleinere Steine.“

Es gebe aber auch andere Szenarien, fügte Kunstexperte Raschèr hinzu. „Die zweite Möglichkeit wäre, dass es eine Sammlerin oder Sammler mit sehr viel Geld ist – also Oligarchen kommen da in den Sinn -, die eben diese historisch sehr wertvollen Objekte unbedingt haben wollen.“ Eine bessere Chance, die Juwelen zurückzuerhalten, sieht Raschèr, falls diese gestohlen wurden, um ein Lösegeld zu erpressen.

Am Sonntag und Montag blieb der Louvre wegen der Ermittlungen geschlossen. Ob Besucher heute wieder die Ausstellungsräume betreten können, ist nicht sicher.

Mit Informationen von Cai Rienäcker, ARD-Studio Paris.