Man könnte meinen, der Zustand in der Dellbrücker Unterkunft schweißt die 30 jungen Akademiker aus aller Welt zusammen. Das Gegenteil ist der Fall: „Ich wache morgens traurig auf, weil ich niemanden habe, mit dem ich reden kann“, meint Elkaulak.
Als t-online ihn in Dellbrück besucht, wirkt die Notunterkunft wie ausgestorben. „Wenn wir nicht in der Uni sind, warten wir in der Mensa oder irgendwo in der Stadt darauf, dass wir eine Einladung zu einer Wohnungsbesichtigung bekommen.“ Von Dellbrück, einem abgelegenen Stadtteil im Osten Kölns, wäre die Anfahrt zu weit.
Meist erst gegen 20 oder 21 Uhr kehrt er zurück in die Unterkunft. Was soll man hier auch sonst tun? „Ich habe versucht, hier eine WhatsApp-Gruppe zu organisieren. Wir sollten uns um 19 Uhr in der Bäckerei in der Nähe treffen, uns kennenlernen.“ Niemand habe geantwortet.
Die Suche nach einer Bleibe in Köln belastet ihn. „Jeder Tag, der näher an den 16. November rückt, macht mir mehr Angst“, sagt Elkaulak. Das ist das Datum, an dem die Notunterkunft schließen muss. „Ich habe noch nicht einmal richtig mit dem Studium angefangen. Ich kann nicht lernen, wenn ich so gestresst bin.“
Dabei hat er einen begehrten Studienplatz im Master-Programm „Genetics, Biological Regeneration and Aging“ an der Universität zu Köln ergattert. Seine Bilanz auf dem Wohnungsmarkt sieht deutlich schlechter aus: nur zwei Einladungen zu einem Kennenlernen für ein WG-Zimmer. Und das bei rund 150 Bewerbungen seit dem Sommer.
Die erste Wohngemeinschaft aus Deutz sagte ihm ab, die zweite WG aus Brühl will sich noch melden. „Aber ich bezweifle, dass sie mich nehmen“, meint Elkaulak im kargen Gemeinschaftsraum der Notunterkunft, der mit einem Tisch samt Stühlen und zwei in die Ecke geworfenen halb leeren Luftmatratzen ausgestattet ist. Er vermutet: Wenn sie ihn gewollt hätten, hätten sie ihm doch schon zugesagt.