Die Tabatière aus dem Jahr 1785 ist noch da, und das ist aus bayerischer Sicht eine durchwegs gute Nachricht. Die Österreicher verwenden den Begriff noch heute für ein Zigarettenetui, ursprünglich bezeichnete eine Tabatière eine kleine Dose zur Aufbewahrung von Schnupftabak. Das ist kulturhistorisch wertvoll, weshalb sich der Freistaat glücklich schätzen darf und das Bayerische Nationalmuseum in seiner Zweigstelle in Regensburg die Diebstahlsicherung nochmals überprüfen sollte. Nicht, dass da auch noch einer einsteigt wie kürzlich im Louvre und die Fürstliche Schatzkammer Thurn und Taxis ausräumt.

Die Tabatière ist also noch da, ein goldenes Figurenspiel mit Musikspielwerk auch, genauso wie die anderen 2200 Kunst- und Prunkobjekte, die Gloria von Thurn und Taxis vor mehr als 30 Jahren dem Freistaat vermacht hat, im Gegenzug offenbar für den Erlass von Steuerschulden. 45 Millionen Mark Erbschaftssteuer musste sie damals nach übereinstimmenden Medienberichten zahlen, weshalb auch das Diadem der Kaiserin Eugénie dran glauben musste, das sie bei Sotheby’s versteigern ließ, für angeblich knapp eine Million Mark ging es an den Louvre.

Und jetzt ist das Diadem weg, mitsamt seinen 212 Perlen und etwa 2000 Diamanten, und gemeinsam mit anderen Kronjuwelen, die einst Napoleon, seinen Nachfahren und deren Frauen gehörten – gestohlen von den Tätern, die im berühmtesten Museum Frankreichs eingebrochen sind.

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Das Diadem trug Gloria von Thurn und Taxis bei ihrer Hochzeit mit Johannes von Thurn und Taxis in Regensburg. Ursprünglich war es 1853 für die Hochzeit von Napoleon II. und Eugénie de Montijo angefertigt worden, wobei die Perlen früher bereits der französischen Königin Marie Antoinette gehört hatten. Es gehört zu den bedeutendsten Schmuckstücken des französischen Kaiserhauses, musste aber Ende des 19. Jahrhunderts versteigert werden und kam kurz darauf in den Besitz von Thurn und Taxis.

„Ein Armutszeugnis der Regierung und der Verwaltung“ sei der Diebstahl, schimpft Gloria von Thurn und Taxis den Diebstahl in einem Statement für die Mediengruppe Bayern. Die Täter werden das Diadem nicht in einem Stück verkaufen können, dafür dürfte es kaum einen Markt geben. Das immerhin wird Thurn und Taxis möglicherweise kaum stören. Als sie es verkauft hat vor mehr als 30 Jahren, kommentierte sie die Versteigerung lapidar: „Ich trage nicht so oft Kronen. Wieso sollte ich also so viele aufbewahren.“