Stand: 21.10.2025 18:19 Uhr

Vor zehn Jahren hat der Bundestag viel Geld für ein Deutsches Hafenmuseum in Hamburg bereitgestellt. Getan hat sich seitdem wenig. Eine Bilanz.

von Ulrich Patzwahl

Alle reden in Hamburg über die geplante Kühne-Oper. Sie ist aber nicht das einzige Kultur-Großprojekt im Hafen. Seit vielen Jahren gibt es auch die Planungen für ein großes neues Deutsches Hafenmuseum – mit der Peking als Flaggschiff. Während bei der Oper gerade alles schnell zu gehen scheint, tritt man beim Hafenmuseum auf der Stelle. Warum? Auf der Suche nach Antworten.

Carsten Brosda (SPD), Kultursenator von Hamburg. (Archivbild)

Kultursenator Brosda hat sich bei einer Podiumsdiskussion den Fragen gestellt. Er wirbt weiter für den geplanten Neubau in der Hafencity.

Am 12. November 2015 kam die Meldung, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags Hamburg die restaurierte Viermatsbark Peking spendiert – und ein „Deutsches Hafenmuseum“. Zehn Jahre später ist die „Peking“ zwar schön restauriert, aber sie wartet immer noch auf ihren großen Auftritt. Ein großes Deutsches Hafenmuseum ist nicht in Sicht. Und jetzt – im Oktober 2025 – hat der Bund der Steuerzahler das Projekt sogar eine „Förderruine“ genannt.

Die Standortfrage

Sie sind ein einzigartiges Überbleibsel aus der ausgehenden Kaiserzeit: Die 50er Schuppen am Kleinen Grasbrook, auf der Südseite der Norderelbe – schräg gegenüber der Elbphilharmonie. Im März 2002 wurden sie unter Denkmalschutz gestellt; für den Industriearchäologen Sven Bardua war das mehr als eine Überraschung: „Es ist ein großer Glücksfall, dass mitten im alten Hamburger Stückguthafen ein solches Ensemble – nicht nur mit dem Schuppen, sondern auch mit den Kai-Anlagen, mit den Schiffen, mit den Kranen usw. – erhalten geblieben ist.“

Die Peking an ihrem Liegeplatz im Hambruger Hafen.

In maritimer Atmosphäre zeigt das Museum am Hansahafen historische Schiffe und lädt zum Mitmachen und Ausprobieren ein.

Hintergrund für den Denkmalschutz war 2002 auch das Wachstum im Containerumschlag. Der Hafen verlagerte sich nach Westen, Richtung Altenwerder und Waltershof. Die östlichen Gebiete, auch der Kleine Grasbrook mit den 50er Schuppen, so dachte man, würden früher oder später frei für eine neue Nutzung. 2015 kam dann die Kunde: Hamburg bekommt aus Bundesmitteln die restaurierte „Peking“ und ein Deutsches Hafemuseum. In der Stadt war man sich einig: das kommt in die dann restaurierten 50er Schuppen.

Aber bald schon hatte der Plan zwei Haken. Wie sollte man erstens so einen Betrieb genehmigen, mit immer noch nahen Störfallbetrieben? Zweitens wollte die Stadt für das inzwischen geplante Grasbrookviertel ein „Leuchtturmprojekt“ – das Deutsche Hafenmuseum sollte als Neubau mit der Peking der erste Standort werden. Die übrigen Schiffe des aktuellen Hafenmuseums sollten mit Schuppen 50 als zweiter Standort bleiben, wo sie waren. Schwierig, meint Sven Bardua: „Das macht kein Museum freiwillig, weil man die Besucher nicht von dem einen Standort zum anderen bekommt. Oder nur in so einer geringen Zahl, dass es für den Standort ganz schwierig wird, den zu erhalten.“

Zu wenig Aufmerksamkeit für das Deutsche Hafenmuseum

Vom ersten zum zweiten Standort müssten Besucherinnen und Besucher auch um Unikai herum – ein wichtiger Hafenbetrieb mit Autoverladung und Containerumschlag. Ab und zu ist da Gefahrengut dabei – Unikai ist also ein Störfallbetrieb. Aber der sei „entschärft“ hieß es von der Stadt im letzten Winter. Tatsächlich ist die Anlage – das erfahren wir aus der Umweltbehörde – nur von der Unikai-Ostseite auf die Unikai-Westseite verlagert worden und beeinträchtigt jetzt die gegenüberliegenden Schiffe der Stiftung Hamburg Maritim – große Menschenansammlungen müssen vermieden werden. Unikai ist außerdem gerade modernisiert und digitalisiert worden – ein Umzug nach Westen: unvorstellbarer denn je!

Und das Deutsche Hafenmuseum? „Es sind zehn Jahre vergangen, es hat bisher keinen Architektenwettbewerb gegeben und auch sonst ist zumindest vordergründig nichts passiert“, so Sven Bardua. Dieses Museum bekommt immer nur die Aufmerksamkeit und den Platz, die andere ihm lassen. Für ein „Leuchtturmprojekt“ ist das einfach zu wenig.

Das Museumssegelschiff "Peking" liegt am Hafenmuseum zwischen einem historischen Schwimmkran und einem Saugbagger.

Die Kosten drohen laut Bundesrechnungshof zu explodieren. Die vom Bund zugesagte Summe reicht wahrscheinlich nicht aus. Hamburg prüft deshalb eine finanzielle Beteiligung.

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