Wann:
23. Oktober 2025 um 19:00 – 21:00
2025-10-23T19:00:00+02:00
2025-10-23T21:00:00+02:00
Wo:
Universität Mannheim
Schloss Ehrenhof Ost
68161 Mannheim
Deutschland
Ringvorlesung Israel/Palästina – Jeden Donnerstag, 19.00 Uhr, SN 169 an der Uni Mannheim
Anmerkungen der Nahostgruppe Mannheim
Der AstA der Uni Mannheim hat eine Ringvorlesung zu zentralen Themen der Auseinandersetzung zu Israel/Palästina organisiert. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung, dem Forschungsinstitut für Gesellschaftlichen Zusammenhalt und dem Lehrstuhl für Geschichte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit erarbeitet.
Die Themen haben hohe Relevanz für die gegenwärtigen Auseinandersetzungen auch in Mannheim. Es ist sehr erfreulich, dass endlich auch an der Uni MA Beiträge zur sachlichen Befassung mit einigen wesentlichen Aspekten erbracht werden, die in diesen Auseinandersetzungen immer wieder die Emotionen und Leidenschaften, teilweise auch Verleumdungen und gesellschaftliche Spaltungen antreiben. Denn dieses Wissen, diese Informationen und Einschätzungen gehören in die öffentliche Diskussion.
Die Veranstaltungsreihe könnte mit dazu beitragen, dass auch in Mannheim die Hintergründe der Einengung des zulässigen Meinungskorridors ausgeleuchtet werden.
Da wir nicht darüber informiert sind, wie die einzelnen Referenten ihr Thema angehen werden, formulieren wir im Folgenden zu jedem Thema einige Fragen und Thesen, die für die Diskussion interessant erscheinen.
23.10.2025 Was ist die Nakba und israelische Siedlungspolitik
Falls auf die Kriegsgeschehnisse 1948 eingegangen wird: Es gibt viele israelische Kriegsmythen („David gegen Goliath“ in Sachen Mannschaftsstärke und Bewaffnung, „die Araber sind freiwillig davongelaufen“, „die zionistischen Kräfte wollen nur die UN-Teilungsresolution durchsetzen“ etc., „5 arabische Staaten haben das wehrlose Israel überfallen“, …). Diese wurden reihum widerlegt, auch von israelischen Historikern.
Die Nakba (Katastrophe) geht heute in Gaza weiter, aber auch in der Westbank, dort vor allem in Gestalt der Siedlungspolitik und der ungesühnten Siedlergewalt. Das mangelnde effektive internationale Einschreiten gegen die Siedlungspolitik lässt das gleichzeitige Beharren auf der Zweistaatenlösung als Heuchelei und Lebenslüge erscheinen.
30.10.2025 Beyond the Checkpoints: A Journey Through Life in the West Bank
Die West Bank erlebt die fortgesetzte Nakba an Hunderten von Checkpoints und Überfällen sowie an gesetzlichen israelischen Vorgaben, die u.a. viele Familien zerreißen. Beides zusammen und die Absicht, die dahintersteht, charakterisieren diese Herrschaft als Apartheid. Jahrzentelang hat sich die internationale Welt vor diesen Tatsachen versteckt, und Israelis nehmen diese Realität höchstens während ihrer Militäreinsätze dort wahr und leben ansonsten in einer vom Westen gehätschelten Wohlfühlwelt. „The elephant in the room“, nämlich das hässliche, menschenverachtende Gesicht des Besatzungsregimes soll nicht gesehen werden , auch nicht in den Massendemonstrationen in Israel. Dennoch: palästinensisches Leben kennt auch Kreativität in Kunst, das Streben nach persönlicher Entwicklung, Solidarität und Freude. Sumud eben.
06.11.2025 Völkerrecht: Wer hat das Recht auf Widerstand und zur Selbstverteidigung
Hierzu muss viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, denn hierzulande legitimiert und normalisiert die „deutsche Staatsräson“ praktisch alles, was Israel als Selbstverteidigung ausgibt (in Gaza, in der Westbank, im Libanon, in Qatar, im Jemen, in Syrien, im Iran, in Tunesien, in internationalen Gewässern – s. Flotilla). Gleichzeitig wird jede Form des palästinensischen Widerstands, bewaffnet oder gewaltlos, als judenvernichtend verzerrt, und werden die meisten Formen der internationalen Solidarität (am deutlichsten BDS) auch hier in Mannheim verleumdet und kriminalisiert.
13.11.202 Was bedeutet Staatsräson und wie verpflichtet sich die BRD zu Israel
Die Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson ist das große Lieblingsprojekt der politischen Elite. Dem gegenüber zeigt seit Jahren jede Umfrage (Bertelsmann Stiftung, Infas, Politbarometer, …), dass zwei Dritte bis 80% der Befragten die einseitige Privilegierung Israels ablehnen, auch vermehrt die deutschen Waffenlieferungen und die Kriegsführung in Gaza. „Staatsräson“ wurde ja auch in der Geschichte immer dann angerufen, wenn die Herrschenden sich anmaßen, über Gesetzen und Mehrheiten zu stehen. Zudem ist NICHTS an ihr klar: Was für ein Israel ist gemeint, in welchen Grenzen: Verteidigt Deutschland auch die klaren Völkerrechtsverletzungen und Expansionsgelüste Israels mit, die alle mit Sicherheitsgründen überdeckt werden? Und was meint man mit „Sicherheit“, sowieso vermutlich erstmal der jüdischen Menschen dort. Ist die durch die aggressive israelische „Sicherheitspolitik“ erreichbar? Oder etwa doch eher durch einen gerechten Frieden mit den Palästinensern? Da steckt die Staatsräson eher den Sand in den Kopf.
20.11.2025 Studienbericht zur Wissenschaftsfreiheit bei Nahostforschenden
Noch nicht recherchiert. Wird hier später ergänzt.
02.12.2025 Gaza und die deutsche Öffentlichkeit: Welche Verantwortung haben Kultur und Wissenschaft?
Hier wäre auf die lange Praxis der Unterdrückung von israelkritischen Positionen hinzuweisen, die mit dem Gazakrieg noch drastisch verschärft wurden, sowohl im Kunstbetrieb als auch an wissenschaftlichen Einrichtungen. Wichtig sind aber auch die zahlreichen Initiativen aus Wissenschaft und Kunst, die sich der Einengung der Meinungsfreiheit widersetzen. Dies war zuletzt bei den Bundestagsresolutionen mit den irreführenden Titeln „Schutz jüdischen Lebens in Deutschland“ und der „Bekämpfung des Antisemitismus in Wissenschaft und Kunst“ der Fall. Mit diesen Resolutionen soll auf breiter Front im Justiz-, Wissenschafts-, Kunst- und Bildungswesen die Befassung mit Israel/Palästina auf Linie gebracht und Kritik eingedämmt und notfalls unterdrückt werden.
Auch die Übernahme der IHRA-Definition des Antisemitismus durch die Hochschulrektorenkonferenz sowie die Forschungszusammenarbeit mit Israel, insbesondere auf militärischem Gebiet, sollte thematisiert werden.