
AUDIO: Käte Steinitz-Retrospektive im Sprengel Museum Hannover (3 Min)
Stand: 21.10.2025 15:32 Uhr
In den 1920er-Jahren stand Steinitz als eine der wenigen Frauen im Mittelpunkt der avantgardistischen Kunstszene Hannovers. Das Sprengel Museum zeigt nun die Retrospektive „Käte Steinitz. Von Hannover nach Los Angeles“.
Es ist die erste umfassende Retrospektive der Künstlerin, Autorin und Kunstwissenschaftlerin. Viele der Werke sind im Sprengel Museum erstmals zu sehen. Auf einen der Höhepunkte der Ausstellung stößt man gleich im ersten Ausstellungsraum: Fünf frisch restaurierte Bilder in der Technik der Hinterglasmalerei hängen da. „Badende Kinder“ von 1919 zeigt bunte, flächige Gestalten in einem blauen Meer. Weiße Streifen deuten Schaumkronen an, hinten fährt ein orangefarbenes Segelboot gen Horizont. Die Malweise, die aus der Volkskunst stammt, hatten die Künstler des Blauen Reiters wiederentdeckt.
Käte Steinitz habe diese Technik als erste in Hannover etabliert, sagt die Kuratorin Isabel Schulz: „Steinitz malt mit wasserlöslichen Farben, also wie Aquarelle: nicht auf Papier wie üblich, sondern auf Glas. Und dann sieht man das Glas von vorn – denn es heißt ja Hinterglasmalerei -, sodass das Bild sozusagen seitenverkehrt erscheint, fast wie so eine Art Drucktechnik. Diese Bilder haben eine ganz besondere Brillanz, weil sie transparent sind.“
Käthe Kollwitz als Vorbild und Lehrerin von Steinitz

Unbekannte*r Fotograf*in: Käte Steinitz mit aufgestützter Hand, 1940/1945, belichtetes Negativ, 5 x 6 cm, Sprengel Museum Hannover, Schenkung Steinitz Family Art Collection
Mehr als 2.000 Werke umfasst die Schenkung, die das Sprengel Museum 2018 aus dem Nachlass der Familie von Käte Steinitz erhielt. 180 Werke werden jetzt in Hannover gezeigt. Darunter sind Zeichnungen, Fotografien und Texte. 1889 als Tochter eines Juristen in Oberschlesien geboren, erhält Käte Steinitz zunächst in privaten Studienzirkeln in Berlin Unterricht. Als Frau darf sie vor dem Ersten Weltkrieg keine Kunstakademie besuchen. Doch Käthe Kollwitz, die zeitweilig ihre Lehrerin ist, zeigt ihr, dass ein Leben als Künstlerin möglich ist.
Nach Heirat und Umzug engagiert sich Käte Steinitz in Hannover für die Rechte der Frau. „Sie war zum Beispiel in Hannover eine der ersten, die bei der GEDOK – als dann die Gesellschaft für die Künstlerinnen hier gegründet wurde – in einer Ortsgruppe Mitte der 1920er-Jahre mit dabei war, auch im Beirat. Sie war sehr engagiert, hat Feste, die die Gesellschaft veranstaltet hat, und ein Jahrbuch mitgestaltet“, erklärt Kuratorin Isabel Schulz.

1928 herrscht Großstadtverkehr. Frauen am Steuer sind eine Ausnahme. Doch Käte Steinitz, Muse Kurt Schwitters, schreibt einen Artikel über „Die Dame am Steuer“.
Farbstarke Arbeiten, filigrane Zeichnungen und künstlerische Fotos
Ihre Rolle als Gastgeberin eines Salons für Kulturschaffende in Hannover und ihre enge Zusammenarbeit mit Merzkünstler Kurt Schwitters werden in der Ausstellung berührt, doch im Vordergrund steht ihr eigenes Werk. Farbstarke, expressive Arbeiten hängen da neben filigranen Zeichnungen. Erstmals wird auch eine Reihe von Porträts und künstlerischen Fotos gezeigt, die in den 1920er- und -30er-Jahren entstanden – immer auf der Suche nach neuen Perspektiven.

Käte Steinitz: Im Watt. Tote Qualle hängt im Gestrüpp, 1931,Silbergelatineabzug, 23 x 16,5 cm, Sprengel Museum Hannover, Schenkung Steinitz Family Art Collection
„Sie war sehr offen für diese neuen Zugänge oder Aspekte der Fotografie, vor allem für die Hell-Dunkel-Kontraste und die Oberflächenstrukturen, also zum Beispiel die Oberfläche eines Wassers, aber vor allem auch diese Art des ungewohnten Schauens von oben. Die Luftfahrt war im Ersten Weltkrieg erfunden worden, also gab es diese Luftaufnahmen oder dann die Hochhäuser, von Balkonen aus diese Blicke von oben“, schildert Isabel Schulz
1936 Emigration in die USA
In Deutschland mit Veröffentlichungsverbot belegt, emigriert Käte Steinitz 1936 in die USA. Mit Kamera und Stift erkundet sie New York, erfindet sich als Künstlerin neu und folgt später ihren Töchtern nach Los Angeles. Eine lange Reihe von Ringbuchblättern zeugt von Reisen durch die USA und Mexiko, auf denen sie die indigene Kultur porträtiert. Zeichnend beobachtet sie die Welt, was die neue Ausstellung im Sprengel Museum einmal mehr zeigt.

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