Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro bei einer Rede in Bogota am 16. Juli 2024 [AP Photo/Fernando Vergara]

US-Präsident Donald Trump hat seine imperialistische Kriegstreiberei in der Karibik erneut verschärft, indem er den kolumbianischen Präsidenten als Drogenhändler beschimpfte und schwere wirtschaftliche Sanktionen gegen Kolumbien verhängte.

Trump erklärte am Samstag auf Truth Social: „Präsident Gustavo Petro von Kolumbien ist ein Anführer des illegalen Drogenhandels, der die massenhafte Produktion von Drogen auf großen und kleinen Feldern in ganz Kolumbien stark fördert. [Der Drogenhandel] ist mit Abstand das größte Geschäft in Kolumbien geworden, und Petro unternimmt nichts, um es zu stoppen, trotz umfangreicher Zahlungen und Subventionen aus den USA, die nichts weiter als eine langfristige Abzocke Amerikas sind.“

In seiner typischen vulgären Gangstersprache erklärte Trump, Petro sei ein „Wahnsinniger“ mit „einem losen Mundwerk gegenüber Amerika“. Er solle die Drogenoperationen in Kolumbien „besser beenden, sonst werden die Vereinigten Staaten es für ihn tun, und zwar nicht auf die nette Art“. Nur wenige Tage zuvor hatte Trump auf einer Pressekonferenz erklärt, der venezolanische Präsident Nicolás Maduro habe verstanden, dass er „sich nicht mit den Vereinigten Staaten anlegen sollte“.

Petro antwortete am Sonntag auf X und verurteilte Trumps Angriff, den er als „Akt des Mordes“ bezeichnete. „Mr. Trump, Kolumbien war nie unhöflich zu den USA, im Gegenteil, es hat die Kultur der USA sehr bewundert. Doch Sie sind grob und ignorant gegenüber Kolumbien. … Man ist kein Drogenhändler, wenn man versucht, sich für Frieden in Kolumbien einzusetzen.“

Weiter schreibt er: „Ich mache Geschäfte nicht so wie Sie – ich bin ein Sozialist. Ich glaube an Solidarität, das Gemeinwohl und die gemeinsamen Ressourcen der Menschheit, allen voran an die größte: das Leben, das jetzt durch Ihr Öl gefährdet wird. Wenn ich kein Geschäftsmann bin, dann bin ich noch weniger ein Drogenhändler. Ich trage keine Gier im Herzen.“

Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro empfängt die US-Kongressabgeordneten Nydia Velasquez (link) und Alexandria Ocasio-Cortez (rechts) in der Casa Nariño in Bogotá am 21. August 2025 [Photo: Presidencia de Colombia]

Petro ist kein Sozialist, sondern ein bürgerlicher Nationalist. Er gehört zu der sogenannten „rosa Flut“ – einer Reihe lateinamerikanischer Politiker, die mit links klingender Rhetorik wirtschaftliche und soziale Reformen versprochen, aber nicht umgesetzt haben, weil sie im Rahmen des globalen kapitalistischen Systems bleiben, das von den imperialistischen Mächten dominiert wird.

Auslöser für den Schlagabtausch zwischen Washington und Bogotá waren zwei US-Militärschläge in der südlichen Karibik in der letzten Woche. Beim ersten wurde ein U-Boot zerstört, das laut der Trump-Regierung am Drogenschmuggel beteiligt gewesen sein soll. Nur ein Kolumbianer und ein Ecuadorianer überlebten.

Beim zweiten Angriff kamen am Freitag drei Menschen ums Leben. US-Kriegsminister Pete Hegseth behauptete, das Boot habe der kolumbianischen Guerillagruppe ELN gehört, die gegen die Petro-Regierung kämpft. Petro verurteilte den zweiten Angriff und erklärte, das Boot habe nicht der ELN gehört, sondern einer „bescheidenen Familie“ von Fischern.

Insgesamt hat das Pentagon seit Trumps „Kriegserklärung“ gegen Drogenkartelle sieben Militärschläge auf kleine Boote in der südlichen Karibik durchgeführt und dabei mindestens 32 Menschen getötet. Die Drohnen-Raketenangriffe der USA trafen zuerst Fischerboote aus Venezuela. Letzte Woche hat Trump den venezolanischen Präsidenten Nicolas Maduro öffentlich zum Ziel einer CIA-Regimewechsel-Operation erklärt.

Doch unter den Opfern der Raketenangriffe sind mittlerweile auch Einwohner von Trinidad, die in Venezuela gearbeitet hatten und in den Inselstaat zurückkehren wollten, sowie mindestens zwei kolumbianische Boote.

Trump hat zudem die sofortige Einstellung der Militär- und Wirtschaftshilfe für Kolumbien angeordnet, die sich in dem am 30. September endenden Haushaltsjahr auf 210 Millionen Dollar belief. Die USA sind der mit Abstand größte Geldgeber des kolumbischen Militärs. Sie haben in den letzten Jahren Milliarden Dollar an Hilfe geleistet, um gegen den Drogenhandel zu kämpfen, linke Guerillabewegungen zu unterdrücken und, in jüngster Zeit, den Transit von Migranten zu blockieren, die die USA erreichen wollen.

Trump erhöhte außerdem drastisch die Zölle auf kolumbianische Exporte in die USA. Laut der kolumbianisch-amerikanischen Handelskammer gehen 35 Prozent von Kolumbiens Exporten in die USA. Das Land ist zudem eines der wenigen in Südamerika, das mit den USA mehr Handel treibt als mit China. Darüber hinaus sind 70 Prozent der kolumbianischen Importe aus den USA Produkte, für die es im eigenen Land keine Bezugsquellen gibt. Kolumbien hatte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits ein Außenhandelsdefizit in Höhe von 338 Millionen Dollar mit den USA.

Aus dem Krieg der Worte ist bereits ein Wirtschaftskrieg geworden, der in militärische Gewalt umschlagen könnte. Presseberichte deuten darauf hin, dass das Pentagon den riesigen aufgegebenen US-Marinestützpunkt Roosevelt Roads in Puerto Rico restauriert und neu aufbaut. Hunderte Mitglieder der Air Force sind im Einsatz, um die Start- und Landebahnen sowie den Kontrolltower wiederherzustellen.

David North

30 Jahre Krieg: Amerikas Griff nach der Weltherrschaft 1990–2020

Seit dem ersten Golfkrieg 1990–1991 führen die Vereinigten Staaten ununterbrochen Krieg. Gestützt auf ein marxistisches Verständnis der Widersprüche des US- und des Weltimperialismus analysiert David North die Militärinterventionen und geopolitischen Krisen der letzten 30 Jahre.

Laut dem Economist wird der alte Stützpunkt als Aufmarschgebiet für US-Militäroperationen in der Karibik wiederbelebt: 

Vor der Küste von Venezuela liegt jetzt eine Flotte aus drei Zerstörern, einem Lenkwaffenkreuzer, einem Angriffs-U-Boot und amphibischen Angriffsschiffen. Auf nahegelegenen Luftwaffenstützpunkten wurden außerdem F-35-Kampfflugzeuge, MQ-9 Reaper-Drohnen und eine Handvoll hochmoderner Spionageflugzeuge stationiert…

Die Eindämmung des Drogenhandels war bisher Sache der Strafverfolgung. Jetzt setzt Trump das Militär darauf an und missachtet dabei das Gesetz…

Die nächsten Schritte hängen davon ab, ob die USA ihre Angriffe weiter auf die Zerstörung von Booten in internationalen Gewässern beschränken oder ob sie vielversprechendere Zielen tief im Inneren Lateinamerikas ins Auge fassen. Berichten zufolge entwirft das Pentagon Optionen für Angriffe auf potenzielle Ziele wie Drogenlabore und Bandenchefs in Venezuela.

Mittlerweile umfasst die US-Flotte einen Hubschrauberträger, drei Zerstörer, einen Lenkwaffenkreuzer, ein atomgetriebenes Angriffs-U-Boot und ein amphibisches Angriffsschiff mit einer Einheit der Special Forces an Bord, sowie eine Staffel von F-35-Tarnkappenjägern als Deckung.

Rechts- und Diplomatieexperten haben die Zerstörung von kleinen Booten in internationalen Gewässern durch das US-Militär als Verstoß gegen das Völkerrecht kritisiert, und vergleichen sie eher mit Piraterie als mit „Strafverfolgung“. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung der Trump-Regierung äußerst aufschlussreich, die beiden Überlebenden des so genannten „Drogen-U-Boots“ nach Kolumbien und Ecuador zurückzuschicken, statt sie in den USA vor Gericht zu stellen.

Trump und seine faschistische Führungsriege werden nie müde, sich mit dem großartigen Erfolg dieser Raketenangriffe auf kleine Fischerboote zu rühmen, und geben dafür Millionen Dollar aus. Trump behauptet sogar, jeder dieser Schläge würde 50.000 Menschenleben retten, weil dabei große Mengen von illegalen Drogen zerstört würden, die sonst in die USA gelangt wären.

Doch die Regierung hat keinerlei Beweise für diese Behauptungen geliefert – nicht einmal ein Gramm Drogen. Obwohl sie die Gelegenheit hatte, die angeblichen Drogenschmuggler vor den Fernsehkameras zu präsentieren, hat sie die Überlebenden des Angriffs von letzter Woche lieber in ihre Heimatländer zurückgeschickt.

Sie wollte offensichtlich die rechtlichen Komplikationen vermeiden, die ein Gerichtsverfahren gegen die Überlebenden mit sich gebracht hätte – darunter sowohl der Mangel an Beweisen als auch ihr Status als Opfer einer gewaltsamen Entführung durch das US-Militär.