
Im Halbfinale der Nations League treffen die DFB-Frauen auf Frankreich. Um zu siegen, wollen sich die Spielerinnen zurück zur EM im Sommer versetzen.
Wer bei der deutschen Frauen-Nationalmannschaft dabei war, wird nicht mehr vergessen, was am 19. Juli 2025 passiert ist. Im Halbfinale der Europameisterschaft erlebte Deutschland eines dieser Spiele, über das noch Jahrzehnte danach gesprochen wird. Mit 6:5 im Elfmeterschießen ist das Team von Bundestrainer Christian Wück damals ins Halbfinale eingezogen – die Art und Weise war aber noch außergewöhnlicher als der Erfolg selbst. Und das soll dabei helfen, die Französinnen wieder zu besiegen.
Bei der EM hatte Kathrin Hendrich bereits in der 13. Minute die Rote Karte gesehen, zwei Minuten später ging Frankreich durch Onema Frace Geyoro in Führung. Die Lage aussichtslos, doch gerade noch so chancenreich, dass sich bei den DFB-Frauen eine Energie freisetzte, die diese Mannschaft auf ewig zusammenschweißen wird. Sjoeke Nüsken glich aus, alle Spielerinnen kämpften bis zum Ende der Verlängerung um jeden Ball und Ann-Katrin Berger wurde zur deutschen Torhüter-Heldin.
Nationalspielerin Bühl: „Schauen uns das nochmal an“
Im Anschluss schied die deutsche Mannschaft gegen Spanien unglücklich aus, doch geblieben ist vor allem dieser Abend in der Schweiz gegen Frankreich. Genau das ist der Gegner in der ersten DFB-Partie nach der EM am Freitag (17.45 Uhr/live in der ARD und im Stream auf sportschau.de). „Dieses Spiel hat bei uns extrem positive Emotionen geweckt“, erinnert sich Klara Bühl zurück: „Das schauen wir uns nochmal an, denn für uns gilt es, diese Emotionen im Gedächtnis wieder zu finden. Das kann man dann auch sehr positiv nutzen.“
Zumal der Gedanke an das gesamte Turnier dem Team Selbstvertrauen gibt. „Die EM hat gezeigt, was wir für ein Potenzial haben und wozu wir in der Lage sind. Vor allem in Sachen Mentalität haben wir einen riesigen Schritt nach vorne gemacht. Jetzt wollen wir unsere Offensive noch weiterentwickeln und festigen, die zu unseren Spielertypen passt“, sagte Bühl.
Neuer Modus im Final Four der Nations League
Genau diese Offensive hatte vor der EM in der Nations League brilliert. Mit einem 2:2 in den Niederlanden war es schleppend in der Gruppenphase losgegangen, doch dann war der DFB-Express nicht mehr aufzuhalten. In den fünf weiteren Spielen (die anderen Gegner waren Österreich und Schottland) gab es fünf Siege mit einem Torverhältnis von 24:2 – in jeder Partie schoss das Wück-Team mindestens vier Treffer.
Gegen Frankreich dürfte der Torrausch nicht mehr so ausgeprägt weitergehen, dafür ist der Gegner zu stark. Aber das Ziel bleibt der Einzug ins Finale – in einem sogar für die Spielerinnen überraschenden Modus. Denn sowohl das Halbfinale als auch das Spiel um Platz drei und das Finale werden im Hin- und Rückspiel ausgetragen. „Das hat mich schon überrascht, aber es ist auch sehr spannend, weil es ein neuer Modus ist“, sagte Bühl: „Das kann aber auch ein Vorteil sein, weil man eine zweite Chance bekommt, wenn ein Spiel nicht so gut war.“
Comebackerin Schulze Solano fühlt mit Oberdorf
Eine neue Chance bekommt auch Bibiane Schulze Solano, die ihr DFB-Comeback nach einem Kreuzbandriss feiert. Als Anwesende bei der Pressekonferenz am Dienstag war sie damit eine ideale Ansprechpartnerin, denn das Thema ‚Kreuzbandrisse‘ ist seit dem von Lena Oberdorf am Wochenende wieder hochgekocht. In der Frauen-Bundesliga fallen wegen dieser Art von Verletzung jetzt 16 Spielerinnen aus.
„Ich kann das nachempfinden, für mich war das auch keine einfache Zeit“, sagte Schulze Solano: „Ich war nach elf Monaten wieder spielbereit, habe vor eineinhalb Monaten mein Comeback gefeiert. Jetzt bin ich wieder fit und sehr glücklich darüber.“ Denn so kann sie ihre Rückkehr feiern – wie es auch bei Oberdorf der Plan war, ehe sie sich im Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln (5:1) erneut das rechte Knie verletzte.
„Wir werden uns da was Kleines überlegen“, kündigte Oberdorfs Bayern-Mitspielerin Bühl eine Aktion an. Es soll der erste Trost für „Obi“ am Freitag werden, die DFB-Frauen werden in einem großen Maße auch das Spiel in Düsseldorf (wie das Rückspiel vier Tage später) für ihre eigentliche Mittelfeld-Chefin gewinnen wollen. In Erinnerungen zu schwelgen, soll ihnen dabei helfen.
