In Australien schäumte daraufhin die Opposition. „Kevin Rudd war der Elefant im Raum. Das ziemlich unangenehm“, sagte die neue Liberal-Vorsitzende Sussan Ley. „Es hat fast ein Jahr gedauert, bis dieses Treffen zustande kam, und dann dieses Versagen des Botschafters“. Sie spottete auch über den Umstand, dass die australische Delegation, einschließlich des Premierministers, den Vorfall offenbar lustig fanden. „Ich glaube nicht, dass er in dieser Position bleiben sollte. Wenn man sieht, wie der Premierminister tatsächlich über seinen eigenen Botschafter lacht, nachdem der US-Präsident einen Witz über ihn macht, dann halte ich das für untragbar.“
Auch weitere Oppositionspolitiker schlossen sich der Rücktrittsforderung an. Australiens Premier Albanese stärkte seinem Botschafter dagegen demonstrativ den Rücken. „Wenn es einen fleißigeren Botschafter im Kongress gibt, dann lassen Sie es mich bitte wissen, denn Kevin arbeitet sich die Seele aus dem Leib und scheint alles zu wissen“, sagte er am Rande eines Treffens mit republikanischen Politikern in Washington.
Wie später bekannt wurde, soll sich Rudd beim US-Präsidenten für seine früheren Äußerungen entschuldigt haben. Das berichteten australische Delegationsmitglieder der ABC. Woraufhin Trump entgegnete: „Dann ist das hiermit erledigt. Ich verzeihe ihnen“.
Doch auch das war der australischen Opposition nicht genug. „Er hat bis jetzt gewartet, bis sein Premierminister im Raum sitzt und die ganze Welt zusieht“, sagte der Liberal-Abgeordnete Jonathan Duniam. Seiner Meinung nach hätte Rudd sich schon bei einem Besuch in Trumps Privatresidenz in Mar-a-Lago im Januar entschuldigen sollen.
Wiederum andere fragen sich, warum der Spitzendiplomat Rudd – der selber einmal australischer Premierminister war und während dieser Zeit beste Beziehungen zu den USA unterhielt – sich überhaupt entschuldigen sollte. Malcolm Turnbull, ehemaliger australischer Premier und Mitglieder der Liberalen, verteidigte die Entscheidung, Rudd mit zu dem Treffen zu Trump zu nehmen, als „starken Schritt“. „Ich würde denken, dass Rache an Kevin Rudd ganz unten auf Donald Trumps Prioritätenliste steht. Und ich denke, seine eher ironischen Bemerkungen sind ein Beweis dafür“.