DruckenTeilen
Die Planungen für neue Hochhäuser in Frankfurt schreiten voran. Statt reiner Bürogebäude sollen lebendige Bauwerke mit Gastronomie und Handel entstehen.
Frankfurt – Vor Kurzem kamen Fachleute aus Architektur, Immobilienwirtschaft und Stadtplanung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Frankfurts Skyline 2030 – Stadtentwicklung mit Weitblick“ bei Drees und Sommer SE zusammen, um über die Zukunft des Hochhausbaus in Frankfurt zu sprechen. Mit der Veranstaltung will man laut Beratungsunternehmen neue Impulse für die Bankenstadt setzen.
Im Mittelpunkt stand unter anderem der Vortrag von Axel Bienhaus, geschäftsführender Gesellschafter des Frankfurter Büros Albert Speer und Partner (AS+P), das maßgeblich an der Erstellung des neuen Hochhausentwicklungsplans beteiligt war. Bienhaus lieferte nicht nur Einblicke in die Grundlinien des Plans, sondern auch in die städtebauliche Vision, die dahintersteht – und warum Frankfurt damit bundesweit eine Sonderrolle einnimmt.
Mehr Raum zum nachhaltigen Wachsen: An diesem Modell lässt sich erkennen, wie sich Frankfurt weiterentwickeln könnte. © Sandra Trauner
„Das Klima für Hochhäuser ist in Frankfurt nach wie vor positiv“, sagte Bienhaus. „Das liegt auch daran, dass Hochhäuser in dieser Stadt eine besondere Stellung haben.“ Der von AS+P mitentwickelte Plan sei keine Revolution, sondern eine durchdachte Fortschreibung bestehender Hochhausleitbilder. Dennoch enthält er zahlreiche neue Akzente, die weit über reine Höhenfantasien hinausgehen.
„Ein urbanes Stück Stadt“: Hochhaus-Plan für Frankfurt vorgestellt
Der Hochhausentwicklungsplan sieht insgesamt 14 neue Standorte für Hochhäuser vor – schwerpunktmäßig im Bankenviertel, am westlichen Mainufer sowie rund um die Europäische Zentralbank. Im Zentrum stehen dabei nicht allein spektakuläre Neubauten, sondern vor allem eine städtebauliche Integration. Hochhäuser sollen künftig bevorzugt in Clustern entstehen, um den Wildwuchs einzelner Solitärbauten zu vermeiden.
Auch an der Basis verändert sich das Denken: Reine Bürotürme gelten mittlerweile als Auslaufmodell, gefragt sind öffentlich zugängliche Erdgeschosszonen mit Gastronomie, Handel oder kulturellen Nutzungen. Bienhaus betonte: „Ein Hochhaus muss heute ein urbanes Stück Stadt sein – nicht nur ein funktionaler Nutzkörper.“
Die öffentliche Hand verfolgt damit gleich mehrere Ziele: Verdichtung ohne Qualitätsverlust, Aktivierung öffentlicher Räume und zugleich mehr Nachhaltigkeit durch kurze Wege und Nutzungsmischung. Umwelt- und Mobilitätsaspekte spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Hochhausplanung sei eng mit Fragen der Erreichbarkeit, des Fuß- und Radverkehrs und der ÖPNV-Anbindung verzahnt, so Bienhaus.
Hochhauspromenade soll auch Erlebnis am Boden verbessern
Rechtlich ist der Hochhausentwicklungsplan nicht verbindlich – er ist eine politische Willensbekundung, kein Bebauungsplan. Dennoch kommt ihm für Investoren, Entwickler und die Öffentlichkeit eine hohe Orientierungsfunktion zu. Rund 90 Prozent der von AS+P eingebrachten Inhalte seien von der Stadt übernommen worden.
Dazu zählen auch sensible Punkte wie die Einschränkung reiner Wohnhochhäuser: Diese werden in dem Plan nicht priorisiert, weil sie oft zu Spekulation führen und zu wenig zur Lebendigkeit beitragen. „Uns war wichtig, dass Hochhäuser künftig rund um die Uhr mit Leben gefüllt sind – auch abends und am Wochenende“, so Bienhaus.
Ein weiteres zentrales Element ist die sogenannte Hochhauspromenade, eine geplante Verbindung zwischen Alter Oper und Willy-Brandt-Platz. Diese soll nicht nur die Skyline stärker verknüpfen, sondern auch das Erlebnis am Boden verbessern – ein Punkt, der in bisherigen Planungen oft zu kurz kam.
Frankfurts lange Tradition vertikaler Architektur
Dass gerade Frankfurt eine solch detaillierte Hochhausstrategie verfolgt, sei kein Zufall, so Bienhaus. Die Stadt habe eine lange Tradition im Umgang mit vertikaler Architektur – und AS+P selbst sei seit Jahrzehnten Teil dieser Entwicklung. Zu den Projekten des Büros zählen etwa das Trianon-Hochhaus, die Umgestaltung des Park Towers sowie das erste Hochhaus von Albert Speer junior für die Union Investment. Diese Erfahrung habe geholfen, den neuen Plan nicht nur theoretisch, sondern praxisnah zu gestalten.
Die Resonanz auf die Veranstaltung war groß. Klaus Hirt, Partner bei Drees und Sommer, zeigte sich überrascht vom starken Interesse. Das Format solle daher künftig quartalsweise fortgeführt werden.