SCP-Profi im TM-Interview
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Niko Koulis von Preußen Münster hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Im Sommer 2022 wechselte der 25 Jahre alte Innenverteidiger von der zweiten Mannschaft Holstein Kiels nach Münster und erlebte als Stammspieler den Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. Im Interview bei Transfermarkt spricht er über den Doppel-Aufstieg, seine Stärken und seine Ambitionen.
Ausgebildet wurde Koulis in der Jugend von Hertha Zehlendorf und TeBe Berlin, ehe es ihn 2018 zur U23 von Hertha BSC zog. Zwei Jahre später verließ er seine Heimatstadt und schloss sich Holstein Kiel an, wo er sein Zweitliga-Debüt feierte. „Selbstverständlich. Aus eben diesem Grund bin ich zur U23 von Holstein Kiel gewechselt. Dort konnte ich mich technisch und taktisch gut entwickeln. Es war ein guter und wichtiger Karriereschritt. Arbeit wird belohnt und Qualität setzt sich durch“, antwortete Koulis auf die Frage, ob der Traum vom Profifußball weiterhin lebte. Zudem merkte er an, dass in der jüngeren Vergangenheit Spieler wie Deniz Undav, Marius Bülter oder Phil Harres diesen Sprung geschafft haben.
Die ersten zwei Jahre nach seinem ablösefreien Wechsel zu Preußen Münster hätten sportlich kaum besser laufen können. „Der Doppel-Aufstieg war ein historischer Erfolg. Als Mannschaft war uns klar, dass der Aufstieg in die 3. Liga unser Ziel sein muss. Aber der Durchmarsch in die 2. Bundesliga war in dieser Form natürlich nicht vorhersehbar.“ Der gebürtige Berliner merkte an, dass viele der großen Traditionsvereine in der Regionalliga guten Fußball spielen, doch mit dem Aufstieg neue Herausforderungen auf ihn zukamen. „Der große Unterschied zur 3. Liga besteht darin, dass das Spiel deutlich athletischer, intensiver und schneller ist. In der 2. Bundesliga haben die Spieler zudem eine deutlich höhere individuelle Qualität. Es werden nur wenige Fehler gemacht. Und wenn Fehler gemacht werden, dann werden diese direkt bestraft.“
Koulis über seine Stärken: „Eigenlob stinkt bekanntlich“
Die ersten drei Partien in der 2. Bundesliga absolvierte Koulis über die volle Dauer, doch dann saß er zwischen Ende August und Anfang Oktober fünfmal in Folge über 90 Minuten auf der Bank. „Vermutlich hatte der Trainer in dieser Phase andere Ideen. Das muss man respektieren. Kein Spieler steht über dem mannschaftlichen Erfolg. Abgesehen von dieser persönlichen Durststrecke bin ich aber zufrieden mit meiner Performance als Stammspieler“, resümiert Koulis. „Ich fokussiere mich auf gute Trainingseinheiten und meine Stärken. Über die Aufstellung entscheidet der Trainer. Unsere Gegentor-Statistik spricht jedenfalls dafür, dass wir einiges richtig machen.“
Der große Trumpf im Abstiegskampf ist die gute Defensive der Preußen, denn in 30 Partien fing die Abwehr um Koulis 40 Gegentore – nur fünf Teams kassierten weniger. „Wir arbeiten als Mannschaft insgesamt gut gegen den Ball. Hinzu kommt, dass viele Defensivspieler aus der Aufstiegssaison noch unter Vertrag stehen. Von daher stimmen die Abläufe“, bilanziert er. Die Frage, mit welchen Stärken er zum Erfolg beiträgt, beantwortete Koulis mit einem Lächeln: „Eigenlob stinkt bekanntlich. Ich verfüge über ein gutes Positions- und Stellungsspiel und bringe eine gute Zweikampfstärke am Boden sowie in der Luft mit. Leider ist mir meine Torgefährlichkeit aus der Aufstiegssaison ein wenig abhandengekommen.“ Sechs Treffer erzielte er 2023/24 in der 3. Liga.
Nach dem 30. Spieltag belegt Preußen Münster mit 28 Punkten den Relegationsrang in der 2. Bundesliga. Der Vorsprung vor Ulm auf Platz 17 beträgt zwei Zähler, der Rückstand auf das rettende Ufer fünf. „Mein Ziel ist der Klassenerhalt mit Preußen Münster. Peter Niemeyer hat mich damals von einem Transfer überzeugt und mich nach Münster geholt. Ich war Stammspieler in der 3. Liga und konnte darüber hinaus mit sechs Toren auch offensiv zum Aufstieg in die 2. Bundesliga beitragen. In der 2. Bundesliga bin ich es ebenfalls“, erklärte Koulis, doch ließ eine Hintertür offen: „Es ist doch selbstverständlich, dass man sich als Sportler nicht verschlechtern, sondern vielmehr etablieren und verbessern möchte.“
Koulis: „Marktwerte sind ein guter Indikator für gute Arbeit“
Bei seinem Wechsel zu Preußen Münster 2022 betrug Koulis‘ Marktwert 125.000 Euro, im Dezember-Update kletterte dieser von 450.000 auf 600.000 Euro. „Ich kenne meinen Marktwert, weil ich aufgrund der Frage auf meinem Transfermarkt-Profil nachgeschaut habe. Die Marktwerte sind ein Indikator dafür, dass wir in Münster in den letzten Jahren sehr gute Arbeit geleistet haben.“ Mit 12,1 Mio. Euro hat Münster den niedrigsten Kaderwert der 2. Bundesliga, doch noch vor zwei Jahren lag dieser bei 3,1 Mio. Euro, was einer Steigerung von 288 Prozent entspricht.
Im Saisonendspurt trifft Koulis mit seinem Team auf Darmstadt, Magdeburg und Hertha BSC, ehe es am letzten Spieltag zum großen Abstiegskracher nach Ulm geht. „Die Chancen auf den Klassenerhalt sind absolut realistisch. Wichtig ist, dass wir fokussiert in die nächsten Spiele gehen und ein gutes Gleichgewicht zwischen Defensive und Offensive haben“, zeigt er sich optimistisch. „Wir müssen defensiv weiterhin kompakt stehen. Das ist uns bisher sehr gut gelungen. Unentschieden werden uns aber im Kampf um den Klassenerhalt nicht weiterbringen. Wir brauchen Siege. Daher müssen wir mindestens ein Tor mehr schießen als der Gegner.“
Auf individueller Ebene möchte Koulis die Erfolgswelle der vergangenen zwei Jahre weiter reiten. „Als Sportler möchte man maximal erfolgreich sein. Mein Ziel ist es, mich in der 2. Bundesliga als Innenverteidiger zu etablieren. Ich bin erst 25 Jahre alt und habe daher noch viel Entwicklungspotenzial“, erklärt er. Im ersten Schritt bedeutet dies, dass Preußen Münster den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga sichern muss.