München steht kurz vor einer wichtigen Olympia-Entscheidung. Und der Ton wird rauer. Am Dienstag enthüllte BILD, dass Grünen-Politiker Ludwig Hartmann (47) interne Informationen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zur Bürgerbefragung (26. Oktober) an eine Chatgruppe voller Olympiagegner weitergeleitet hat.
Das Verhalten des Vizepräsidenten des bayerischen Landtages stößt jetzt auf Kritik.
Deutliche Worte findet Münchens Oberbürgermeister-Kandidat Clemens Baumgärtner (49/CSU). Bei einer Veranstaltung im Münchner Presseclub sagt der OB-Kandidat auf BILD-Nachfrage: „Mir hat jemand gesagt, mit dem ich über den Fall gesprochen habe: ‚Das ist eigentlich ein Rücktrittsgrund‘. Ich finde es schade, dass mit solchen Mitteln gearbeitet wird. Ich bin der Meinung, das ist ein unfaires Spiel.“
Was wird Hartmann vorgeworfen?
In München wird die Kampagne der Olympia-Gegner über den Messenger-Dienst „Signal“ koordiniert. Hartmann versorgte die Gruppe am 13. Oktober mit Interna aus einer Präsentation des DOSB. Der DOSB teilte seinen Spitzenfunktionären intern das Ergebnis einer Nachwahlbefragung der Briefwähler mit, welches nicht nach draußen dringen sollte. Hartmann, der zu diesem Videocall nicht eingeladen war, verteilte diese Informationen nahezu in Echtzeit. Von wem er sie erhalten hat, ist nicht bekannt. Hartmann zu BILD: „Ich war selbst nicht in diesem Call.“ Großes Unrechtsbewusstsein hat Hartmann nicht. „Da gingen schon schlimmere Sachen über meinen Schreibtisch“, sagte er im Presseclub.
Wichtig ist ihm das Thema Olympia schon. Der Grünen-Politiker gilt in München als einziger Olympia-Gegner von Rang und Namen – der Kampf gegen die Spiele ist aktuell sein Hauptthema.
Für München ist der Ausgang der Bürgerbefragung zukunftsweisend. Politiker fast aller Parteien – inklusive der Grünen – betonen, wie wichtig die Olympischen Spiele für die Stadtentwicklung wären. Hartmann sieht das anders. Und arbeitet intensiv daran, Olympia zu verhindern.
Seine ersten Worte: Kompany über seine Vertragsverlängerung
Quelle: Bayern TV21.10.2025
Allerdings fühlte sich der Politiker offenbar selbst nicht wohl mit seiner Informationsweitergabe in der Chatgruppe: „Bitte nicht sagen woher wir sie (sic!) DOSB Sachen haben – auch nicht das sie von mir sind. Beim DOSB wird wohl nach dem Maulwurf gesucht“, schrieb er zwei Tage später den Olympia-Gegnern im Chat.
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Bis dahin hatten die 50 Mitglieder der Gruppe Zeit, seine Informationen zu verteilen. Hartmann weiter: „Bitte such (sic!) die Folien zur Umfrage nicht weitergeben. Sind irgendwie schon bei der SZ („Süddeutsche Zeitung“, die Red.) was für massive Schwierigkeiten gerade sorgt.“ Schwierigkeiten, die er möglicherweise selbst mitausgelöst hat.
Die Veröffentlichung der Umfrage sorgte für erheblichen Wirbel. Die SZ fragte bei der Stadt München nach, ob die Veröffentlichung dieser Umfrage unter Briefwählern Auswirkungen auf die Durchführung der Bürgerbefragung haben könnte. Die Deutsche Presse-Agentur titelte schließlich: „Trotz Bericht: München hält Olympia-Befragung für regulär“. Das Kreisverwaltungsreferat prüft eine Ordnungswidrigkeit.
Das schrieb Hartmann den Olympia-Gegnern in der NOlympia-Chatgruppe
Foto: privat
Und beim DOSB ist man nach BILD-Informationen mindestens irritiert, dass Hartmann interne Infos in der Chatgruppe veröffentlichte. Beim DOSB glaubt man: Positive Umfragen würden eher die Olympia-Gegner mobilisieren, doch noch zur Wahl zu gehen. Pro-Olympia-Wähler könnten – im Angesicht des sicher geglaubten Wahlsieges – eher auf eine Abstimmung verzichten. Deshalb wollte der DOSB das Bekanntwerden der Umfrage unbedingt vermeiden.
Aktuell sieht es offenbar gut aus für die Olympiabefürworter: Laut der Befragung, die Hartmann verbreitete, stimmten 65 Prozent der Briefwähler für eine Bewerbung Münchens.