Archivbild: Polizisten stehen auf einem Grundstück in Tauche (Landkreis Oder-Spree). Im Fall der seit mehr als sechs Jahren vermissten Rebecca aus Berlin-Neukölln sucht die Polizei auf einem Grundstück in Brandenburg nach Beweismitteln wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts. (Quelle: dpa/Gateau)

Stand: 22.10.2025 08:15 Uhr

Vor sechs Jahren ist Rebecca Reusch, eine 15-Jährige aus Berlin, verschwunden. Die Ermittlungen werden seitdem in der Öffentlichkeit mit Interesse verfolgt. Angesichts neuer Durchsuchungen bittet die Polizei „Hobbyermittler“ um Zurückhaltung.

Im Fall der 2019 verschwundenen Teenagerin Rebecca Reusch aus Berlin warnt die Staatsanwaltschaft vor eigenmächtigen „Ermittlungen“ selbst ernannter „Hobbydetektive“.
 
Die Polizei hatte am Montag und Dienstag zwei Grundstücke in Tauche und dem nahegelegenen Herzberg (Kreis Oder-Spree) durchsucht. „Nicht nur, dass sie die Ermittlungen konkret behindern, indem sie zum Beispiel Spuren vernichten können“, sagte der Staatsanwaltschaftssprecher Michael Petzold am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Teils begingen die „Hobby-Ermittlern“ auch selbst Straftaten und störten die Polizei damit bei ihrer Arbeit.
 
Am Dienstag hatten sich zahlreiche Neugierige und selbsternannte Hobbydetektive in Herzberg versammelt. „Wir haben keine Handhabe dagegen“, sagte der Polizeisprecher.
 
Die Beamten betrachten die Ermittlungsversuche von Privatpersonen mit Sorge. Bereits im Vorfeld hatten die Einsatzkräfte darum gebeten, auf eigene Nachforschungen zu verzichten und Abstand zu halten. Die Polizei bittet die Öffentlichkeit stattdessen, sachdienliche Hinweise ausschließlich an die Mordkommission weiterzugeben, anstatt eigene „Ermittlungen“ durchzuführen.

Suche der Polizei im Fall der vermissten Rebecca in Herzberg, am 21.10.2025. (Quelle: Fred Pilarski/rbb)

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Einsatz wird ausgewertet, weitere Durchsuchungen offen

Laut der Polizei werden die bisherigen Ergebnisse des zweitägigen Großeinsatzes in Brandenburg zurzeit ausgewertet. Offen war zunächst, ob es am Mittwoch weitere Durchsuchungen im Landkreis Oder-Spree geben wird.
 
Nach Angaben ihrer Familie und der Polizei hatte Rebecca die Nacht zum 18. Februar 2019 im Berliner Stadtteil Britz im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers verbracht. Am Morgen verschwand sie – und tauchte seither nicht mehr auf.
 
Schnell geriet der inzwischen 33 Jahre alte Schwager unter Verdacht. Zweimal wurde er im Jahr 2019 festgenommen – danach kam er aber jeweils wieder frei. Der Mann bestreitet, das damals 15 Jahre alte Mädchen getötet zu haben. Er gibt an, Rebecca habe das Haus selbst verlassen. Die Mordkommission konnte diese Darstellung anhand der Handydaten nicht bestätigen. Sie geht vielmehr davon aus, „dass Rebecca das Haus des Schwagers nicht lebend verlassen hat“, wie die Staatsanwaltschaft mehrfach betonte.

Archivbild:Ein junges Mädchen, das mit einer Gruppe Jugendlicher unterwegs ist, klebt am 28.02.2019 in einem Park zwischen den U-Bahnhöfen Johannisthaler Chaussee und Britz-Süd Flugblätter an einen Laternenpfahl.(Quelle:dpa/C.Soeder)

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Polizei und Staatsanwaltschaft sehen neue Anhaltspunkte

Laut Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es nun neue Erkenntnisse, nachdem der Fall insgesamt noch einmal gründlich überarbeitet wurde. Die Ermittler sehen demnach Anhaltspunkte dafür, dass die Jugendliche getötet und ihre Leiche sowie persönliche Gegenstände zumindest vorübergehend auf das Grundstück der Großeltern des Schwagers in Tauche im Brandenburger Landkreis Oder-Spree gebracht worden sein könnten.
 
Darum kam es am Montag und Dienstag zu dem Großeinsatz der Polizei, bei dem neben Leichenspürhunden auch ein Bagger eingesetzt und Drohnenaufnahmen gemacht wurden. Nachdem sich die Ermittler zunächst auf das Grundstück der Großeltern in Tauche konzentrierten, wurde am zweiten Tag der Aktion ein Areal im nahegelegenen Herzberg durchforstet. Dort sollen die Großeltern laut Behördenangaben bis 2005 gelebt haben.

Die Verteidigung des Schwagers wollte sich zu einer DPA-Anfrage anlässlich des Großeinsatzes nicht äußern.

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„Eine der größten Herausforderungen ist der Zeitablauf“

Ob bei dem Großeinsatz Beweismittel sichergestellt wurden, ließ der Sprecher der Staatsanwaltschaft zunächst offen. „Eine der größten Herausforderungen ist der Zeitablauf“, sagte Petzold. Knapp sechseinhalb Jahre nach Verschwinden des Mädchens seien Beweismittel nur noch im begrenzten Umfang oder gar nicht mehr vorhanden.
 
Hinweise erhoffen sich die Ermittler auch durch einen Zeugenaufruf zum Auto der Familie. Sie fragen, wer den pinkfarben lackierten Wagen rund um den 18. Februar 2019 im Bereich der Autobahn 12 in Fahrtrichtung Polen oder Tauche gesehen habe. Dazu verteilte die Polizei auch Flyer.

Sendung: Fritz, 22.10.2025, 7:30 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg