Berlin – Ausgesetzt, weggelaufen, illegal gehandelt. Die Schicksale von Miezen, Hunden & Co. gehen ans Herz. Da sich die Kosten bei der Tiersammelstelle in 20 Jahren verzehnfacht haben, muss Berlins Innensenatorin Iris Spranger (64, SPD) die Gebühren für Transport und Unterbringung deutlich anheben.
Für alle Bezirke organisiert der Berliner Bezirk Lichtenberg den amtlichen Tierfang und die Verwahrung von gefundenen oder sichergestellten Haustieren. Seit 2002 ist die Höhe der Gebühren eingefroren. Künftig soll sie dem gestiegenen Aufwand, der Futtermenge, Größe der Gehege und der notwendigen Pflege entsprechen.
Michael K. (66, Unternehmensberater) aus Lichterfelde mit Cody: „Wenn ein Hund ausreißt, ist das eine mangelhafte Erziehung. Die Tiersammelstelle finde ich gut, 150 Euro Transportkosten und 30 Euro täglich angemessen. Wir hatten unseren Cody in einer Hundetagesstätte. Dort kostete allein die Tagesunterbringung 25 Euro, mit Übernachtung 35 Euro – und das ohne Futter!“
Foto: Ufuk Ucta
Das sind die neuen Gebühren
► Transport 150 Euro (aktuell 35,79) – unabhängig von der Länge der Strecke
► Hunde/Tag 30 Euro (17,38)
► Katzen/Tag 18 Euro (10,74)
► Vögel 9 Euro (7,16)
► Reptilien 14 Euro (neu)
Dazu kommen noch einige Bürokratiekosten: 20 Euro für die Aufnahme, 20 Euro für die Entlassung des Haustieres aus der Verwahrung. Auch werden die Kosten für Impfungen und Tierarztbehandlungen in Rechnung gestellt.
Mehr zum ThemaNur jedes vierte Haustier gechippt
Die Ermittlung des Halters ist oft gar nicht so einfach – obwohl Hauptstadt-Hunde und Freigänger-Katzen eigentlich mit Angaben zu ihrem Zuhause gechippt sein müssten. Tatsächlich ist es aber nur jedes vierte eingelieferte Haustier, was die Chance auf Rückgabe schmälert. Die Experten fahnden dann in klassischen Registern.
Zahlen muss die neuen Gebühren der frühere Halter, wenn er sein Tier auch wieder abholt. Sonst muss das Land Berlin die Kosten übernehmen. Denn die amtliche Sammelstelle liegt in Marzahn auf dem Areal des Tierheims (Hausvaterweg).
Teresa G. (51, Bürokraft) mit Mercedes: „Hunde kosten eh schon viel. Futter, Steuer, Tierarzt, allein die Impfungen, etwa für Zecken, und Entwurmungstabletten, dazu noch die Pflichtversicherungen. Von daher finde ich die Kostenerhöhung der Tiersammelstelle zu hoch. Vielleicht sollte sie sich nach einem Sponsor umschauen, der sich beteiligt“
Foto: Ufuk Ucta
Der aktuelle Vertrag läuft zum Jahresende aus, sichert dem Tierschutzverein bislang nur gut 3 Millionen Euro/Jahr Zuschuss vom Land. „Wir hoffen künftig auf ein deutlich höheres Budget. Bei uns sind 70 Prozent Behördentiere“, sagt Vorstandschefin Evi Rönspieß (37).
Das Schicksal von Schweinchen Fritzi
Manche der 1300 Bewohner bleiben lange: Schweinchen Fritzi etwa wurde schon im Juni 2024 in einem Neuköllner Kleingarten sichergestellt und wartet seitdem auf ein Zuhause mit Artgenossen.
Fritzi wurde schon vor über einem Jahr von Amts wegen sichergestellt
Foto: Tierheim Berlin
Nach fünf Tagen können Fundtiere gegen eine Schutzgebühr an neue Herzens-Menschen weitervermittelt werden. Falls sich das Ex-Frauchen/Herrchen aber doch noch einfindet, besteht sechs Monate lang ein Rückgabe-Risiko.