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Ein würdiger Ort für einen großen Preis. Im Naturhistorischen Museum in London wurden die besten Naturfotografien aus 2025 gekürt. © Wildlife Photographer of the Year
Sebastian Frölich räumt beim „Wildlife Photographer of the Year“ in London ab. Die Jury überzeugte der 40-Jährige mit einem Schnappschuss aus Tirol.
Sebastian Frölich steht im Naturhistorischen Museum von London. Breite Treppen, prächtige Säulen, riesige Fenster. Ein imposanter Bau aus dem viktorianischen Zeitalter. In der Halle wimmelt es von schick gekleideten Menschen. Sie tragen Abendkleid oder Anzug. Von der Decke hängt ein 30 Meter langes Blauwalskelett herab.
Rekord beim Oscar der Naturfotografen: 60 000 Einsendungen aus 113 Ländern
Auch Frölich hat sich für diesen besonderen Abend in Schale geworfen, lächelt im schwarzen Sakko in die Kamera. In den Händen hält er einen kleinen Blauwal auf einem Sockel. Was auf den ersten Blick fast wie eine Deko-Figur aussieht, gilt als Ritterschlag für jeden Naturfotografen. „Ich freue mich riesig“, sagt er.
Über 60 000 Motive hatten Fotografen aus 113 Ländern bei der Jury in London eingereicht. So viele waren beim „Wildlife Photographer of the Year“ noch nie eingegangen. Den Wettbewerb gibt es seit 1965. Über die Jahre hat er sich zu einem der renommiertesten Wettbewerbe in der Szene entwickelt. Mehrere Fachmagazine bezeichnen ihn als „Oscar für Naturfotografen“.
Hält die Trophäe in den Händen: Für die Preisverleihung in London hat sich Sebastian Frölich in Schale geworfen. Neben ihm die Moderatorin. © Wildlife Photographer of the YearIn der Kategorie „Feuchtgebiete“ räumte Sebastian Frölich ab
Frölich, der seit zehn Jahren in Mittenwald lebt, räumte in der Kategorie „Feuchtgebiete“ ab. Als Frölich nach vorne geht und von der Moderatorin den Blauwal entgegennimmt, wird ein Foto auf die Leinwand hinter ihm geworfen. Darauf sind viele grüne Blasen – unterschiedlich groß– vor einem dunklen Hintergrund zu sehen. Es wirkt wie eine Aufnahme aus einem Labor, als ob jemand mit dem Mikroskop gerade etwas untersuchen würde.
Tatsächlich entstand das Foto aber nicht in einem wissenschaftlichen Labor, sondern im Platzertal, vielleicht einem der idyllischsten Plätze Tirols. Die Stunden, die Frölich dort mit seiner Kamera verbracht hat, kann er nicht mehr zählen. Für einen Bildband hat der 40-Jährige das Tal in eineinhalb Jahren ausgiebig fotografiert.
Oscarreifes Motiv: Dese Aufnahme überzeugte die Jury. Sie zeigt Gasblasen in einem Tiroler Moor. © Sebastian FrölichDieser Appell verbirgt sich hinter dem Gewinnerbild
Dabei gelang ihm der Schnappschuss, der ihm den Eintritt in die Heilligen Hallen in London gewährte. In einer Moorlandschaft hielt er fest, wie neongrüne Gasblasen inmitten von Algen nach oben steigen. Zufällig tauchte in diesem Moment auch noch ein Springschwanz – ein Insekt, das nur wenige Millimeter misst – vor seinem Objekt auf. Er drückte ab. „Das ging alles ganz schnell“, erzählt er. Auf der Aufnahme ist das Tierchen am rechten oberen Ende zu sehen, mit bloßem Auge aber kaum zu erkennen.
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Hinter dem preisgekrönten Foto steckt nicht nur stundenlange Geduld und das Gefühl für den richtigen Moment. Sondern auch ein eindringlicher Appell. Frölich will zeigen, wie wichtig Moore für Umwelt, Mensch und Tier sind. Deshalb setzt er die Moore als CO²-Speicher in Szene. „Ich will mit meinen Fotos Botschaften vermitteln“, sagt der 40-Jährige. Dass er das im Platzertal getan hat, ist keine Zufall. Dort gibt es noch ein großes Moor-und Feuchtgebiet, über 20 Hektar groß. Allerdings soll dort das Kraftwerk Kaunertal ausgebaut werden, inklusive eines über 100 Meter hohen Staudamms. Naturschützer schlagen seit Jahren Alarm. Auch Sebastian Frölich protestiert – nicht mit Worten, sondern Bildern. (tsch)